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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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ihre Schwester Sophie.
    Polt servierte. Nach kurzer Zeit sagte Anna „mehr“, Sophie „ich auch“, und damit war der Grillrost leergegessen. Die beiden Kinder entfernten sich froh und gesättigt, und Simon Polt durchsuchte den Kühlschrank nach geeignetem Grillgut, als ihn das Telefon störte.
    „Ja? Polt?“
    Sein Kollege Ernst Holzer war am Apparat. „Der alte Herr Breitwieser ist zu Fuß vom Runhof in die Dienststelle gekommen. Seit heute mittag vermißt er seine Frau. Ich meine, du kennst ihn am besten. Macht es dir viel aus, dich mit ihm umzuschauen?“
    „Natürlich nicht.“ Ohne sich umzuziehen, ging Polt zur Wachstube.
    Breitwieser schaute gebrechlicher aus als noch vor wenigen Tagen. „Guten Abend, Herr Inspektor. Sehr freundlich von Ihnen.“
    Der Gendarm hatte schon einen Autoschlüssel vom Haken genommen. „Kommen Sie bitte, Herr Breitwieser. Verlieren wir keine Zeit.“
    Polt drehte den Schlüssel im Zündschloß und ließ den Dieselmotor vorglühen. „Wohin?“
    „Wenn ich das wüßte.“ Breitwieser starrte in die dichte Dämmerung. „Sie wollte nach Brunndorf gehen, um einzukaufen. Diesem Weg bin ich zu Fuß gefolgt und habe nichts gesehen.“
    „Noch irgendeine Vermutung?“
    „Selten, aber doch hat sie mich bei meinem üblichen Spaziergang begleitet. Dieser Weg war ihr also vertraut. Den einen Teil bin ich soeben gegangen.“
    „Und weiter?“
    „Die Burgheimer Kellergasse hoch bis zur Grenze und dann nach Osten.“
    Schweigend fuhr Polt los. In der Kellergasse gaben Straßenleuchten Licht, da und dort stand ein Auto, ein Moped oder ein Fahrrad vor einem Preßhaus. Mit dem Ende der Kellergasse wurde es übergangslos dunkel. Simon Polt reichte Breitwieser eine Stablampe. Die langsame Fahrt dauerte etwa eine Viertelstunde, und die beiden Männer hielten vergeblich Umschau. Dann näherten sie sich dem Runhof.
    „Licht! Da ist Licht!“ Breitwiesers Stimme zitterte. Im offenen Hoftor standen seine Frau und Fritz Brenner. Der alte Mann konnte vor Aufregung die Autotür nicht öffnen, Polt half ihm und beobachtete, wie er mit großen Schritten auf den Hof zuging. „Andrea! Was war mit dir?“
    „Ich weiß es nicht, muß wohl verwirrt gewesen sein. Aber ich habe dann doch zurückgefunden.“ Langsam trat sie aus der matten Helligkeit der Türleuchte ins Dunkel des Innenhofs. Ihr Mann und Fritz Brenner folgten.
    Sonntagsbesuch
    Sonntagmorgen, kein Dienst, und Karin Walter war zur Besichtigung freigegeben. Polt konnte sich nichts Besseres wünschen, nur Czernohorsky trübte seine Laune. Seit über einer Woche war der Kater schon verschwunden, und auch die Suche nach ihm hatte bisher nichts ergeben. Dennoch füllte Polt den Napf mit frischem Futter, bevor er sich auf den Weg nach Brunndorf machte. Erstaunt sah er Karins Fahrrad, tadellos repariert, an der Hausmauer lehnen. Dabei bemerkte er nicht, daß die Lehrerin schon in der offenen Tür stand und ihn beobachtete. „Wenn du jetzt ‚tapfere kleine Frau‘ zu mir sagst, ist es aus zwischen uns, für immer und ewig.“
    „Dabei hat es noch gar nicht richtig angefangen.“ Polt wunderte sich insgeheim über seine Antwort und folgte Karin ins Haus. „Laß sehen!“ Die Lehrerin schaute recht munter in die Welt, auch wenn ihr Gesicht noch Spuren des Unfalls zeigte. Vorsichtig tastete sie nach der Wunde am Hinterkopf. „Nächste Woche kommen hoffentlich die Nähte heraus, und dann wachsen wohl auch irgendwann die Haare nach. Richtig mönchisch komm ich mir vor mit meiner Tonsur. Und demnächst werde ich auch wieder meinen lieben Kindern vor die Augen treten müssen.“
    „Für die bist du ohnedies die große Heldin, schwer verletzt durch Heimtücke und Schurkerei, doch unverdrossen bereit, dem Leben die Stirn zu bieten.“
    „Mir genügt der Hinterkopf. Was ist jetzt mit diesen sauberen Brüdern, Anatol und René?“
    „Die wissen von der Anzeige, ziehen wie eh und je saufend durch die Gegend und sind vermutlich nicht sehr gut auf mich zu sprechen.“
    „Vorsichtig sein, Simon, ja?“
    „Schon im eigenen Interesse. Übrigens: In der verlassenen Burgheimer Kellergasse habe ich den Klaus Wieser getroffen.“
    „Tatsächlich! Und?“
    „Ich mag ihn eigentlich. Ob er mich mag, steht noch nicht fest.“
    „Was habt ihr miteinander geredet?“
    „Er hat mir von seiner Bande erzählt und daß sie aus geheimnisvollen Gründen den Runhof ‚unter Beobachtung‘ gestellt haben.“
    „Alles ist bei denen ein Geheimnis. Und

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