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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen
Autoren: Alfred Komarek
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auch am Vortag. Wie lange dauert es eigentlich, bis ein Gärgaskeller wieder ungefährlich ist? Ohne Auspumpen, meine ich?«
    »Man müßte mit Weinbauern reden.« Simon Polt kratzte sich am Kinn. »Aber ein paar Tage bestimmt. Es kommt auf die Konzentration des Gases und auf den Keller an.«
    »Na, bestens.« Kratky lächelte schief. »Echt klare Verhältnisse, bei euch auf dem Land. Nehmen wir einmal den Brief des Herrn Hahn als Grundlage: Meinen Sie auch, Herr Kollege Polt, daß von den genannten Herrschaften jemand Schuld an Herrn Hahns Tod tragen könnte - als Täter, als Anstifter, als Helfer, wie auch immer?«
    Polt nickte. »Die Liste ist natürlich nicht vollständig. Fast jeder hier in der Gegend hat irgendwann Problem mit Herrn Hahn gehabt und meist ziemlich schmerzliche. Andererseits hatte nur ein kleinerer Kreis die Gelegenheit zu tun, was geschehen ist, oder es irgendwie in die Wege zu leiten.«
    »Schöner Satz, Kompliment, Herr Kollege.« Kratky wandte sich an den Dienststellenleiter. »Macht wirklich Freude, das alles, nicht wahr? Können Sie irgendwo so etwas wie einen Ariadnefaden entdecken?«
    Während Harald Mank noch verzweifelt sein spärliches Wissen über die griechische Mythologie durchstöberte, schaute Polts Kollege Zlabinger zur Tür herein und sagte: »Wir haben Besuch. Herr Schachinger möchte mit dir reden, Simon. Er sagt, er sei das nämlich gewesen, mit dem Zettel.«
     
    Der Gendarm, das Dorf und die Schande
     
    »Ich möchte wirklich wissen, wozu ihr gut seid«, sagte Josef Schachinger, noch bevor er sich setzte.
    »Warum möchten Sie das wissen?« fragte Polt.
    Schachinger nahm hastig Platz und schaute den Gendarmen aus unruhigen, schwarzen Augen an. »Der tödliche Unfall mit Fahrerflucht im August. Habt ihr da schon etwas weitergebracht? In Burgheim gibt es neuerdings junge Leute, die Rauschgift nehmen. Richtet ihr dagegen etwas aus? Und was diesen Hahn angeht: Wie war das mit dem alten Moosbauer, der sich den Strick gegeben hat? Was ist mit dem Kurzbacher, der Angst um seinen Hof haben muß? Und was ist mit meinem Buben?«
    Polt schwieg eine Weile. Dann sagte er müde: »Ich hätte auch gern mehr Erfolg, aber wir tun, was wir können.«
    »Nicht viel also!« Schachinger war ziemlich aufgeregt. »Aber seit dieser Hahn krepiert ist, könnt ihr euch kaum noch halten vor Eifer.«
    »Stimmt nicht.« Polt schaute seinem Gegenüber ins Gesicht. »Bis gestern hat es nicht einmal eine offizielle Untersuchung gegeben.«
    »Dafür waren Sie um so neugieriger.«
    »Schon richtig. Es hat ja auch einige Gründe dafür gegeben, nicht wahr? Übrigens gut, daß Sie da sind, Herr Schachinger, wir hätten ohnedies miteinander reden müssen. Waren Sie eigentlich in der Kellergasse, am Tag, als Albert Hahn gestorben ist, oder ein, zwei Tage vorher?«
    »Sie wollen wissen, ob ich ihn erledigt haben könnte, wie? Natürlich war ich im Keller, es gibt ja Arbeit genug dort, um diese Zeit. Mein Preßhaus liegt zwar weiter unten in der großen Kellergasse, aber zweimal war ich beim Kurzbacher, weil ich was reden wollte mit ihm. Sie dürfen mich also verhaften, Herr Gendarm.«
    »Blödsinn.« Langsam wurde Polt ärgerlich. »Jetzt sagen Sie einmal, Herr Schachinger, wie um alle Welt sind Sie auf diese Idee mit dem Zettel an meiner Tür gekommen?«
    »Ganz einfach. Erst habe ich mit Ihnen reden wollen, weil es nicht so weitergehen kann. Dann aber habe ich an einen Zettel gedacht. Die Hoftür beim Höllenbauern ist ja fast immer offen.«
    »Und warum sind Sie heute bei mir?«
    »Können Sie sich das nicht denken? Nein, natürlich nicht. Aber es merkt doch ein Blinder, daß jetzt der Zirkus richtig losgeht, mit Erhebungen, Verhören und so. Da wollte ich keinen hineinziehen, wegen diesem blöden Zettel.«
    Polt holte tief Atem. »Ich kann’s nicht anders sagen: Dümmer hätten Sie die Sache nicht angehen können.«
    »Vielleicht.« Schachingers Nervosität war plötzlich verflogen. »Aber ich habe mir eingebildet, Sie wären wie wir.«
    »Wer ist wir?«
    »Wir, das sind eben die, denen nicht alles gleichgültig ist, was hier passiert.«
    »Nichts davon ist mir gleichgültig.«
    »Dann haben die Sachen bei Ihnen eben ein anderes Gewicht.«
    Polt nickte langsam. »Ich habe einen Beruf.«
    »Sind wir jetzt fertig miteinander, Herr Inspektor?« fragte Josef Schachinger aufsässig. »Ja, für jetzt einmal.«
    Wortlos stand der Bauer auf, ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Dem Buben geht’s wieder
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