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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen
Autoren: Alfred Komarek
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wirklich denken. Er war zwar so etwas wie ein Hofnarr für den Albert, aber das war ein recht gut dotierter Posten, wenn ich mich nicht täusche. Und wer bringt schon seinen Gönner um?«
    Polt nickte nachdenklich. »Wir wissen einiges über die Ehe Ihres Sohnes. Ich brauche Sie da nicht mit Details zu quälen…«
    »Aber Sie möchten wissen, ob Grete etwas mit dem Tod des Albert zu tun haben könnte, wie?« Die alte Frau lächelte und schaute dann konzentriert auf ihre Hände. »Sie hätte jemanden dazu anstiften müssen. Zu irgendwelchen Weinbauern hatte sie keine Beziehungen, bleibt also nur dieser Florian Swoboda. Zwischen dem und meiner Schwiegertochter war auch irgend etwas. Ich glaube nicht, daß sie ein Verhältnis miteinander hatten oder immer noch haben. Wäre wohl ziemlich absurd, nicht wahr? Aber die beiden verbindet etwas - wie soll ich sagen - sehr Privates. Trotzdem: Sie hätte nichts gegen ihren Mann unternommen. Sie hat keine Kraft mehr, er hat sie ihr ausgetrieben, langsam und mit viel Genuß, so wie er als Bub einer Fliege langsam und methodisch Flügel und Beine ausgerissen hat.«
    »Da kann man sich auch täuschen!« Während Polt das sagte, spürte er, daß zwischen ihm und der alten Frau Hahn eine zwar nicht vertrauliche, aber doch vertrauensvolle Atmosphäre entstanden war.
    »Ihnen könnte die Grete vielleicht etwas vorspielen, Herr Inspektor, mir aber nicht. Ganz abgesehen davon: Ich selbst bin natürlich auch irgendwie verdächtig. Es kommt zwar selten vor, daß eine Mutter ihren erwachsenen Sohn tötet oder töten läßt. Aber ich habe andererseits auch ziemlich radikale Vorstellungen von dem, was manchmal ganz einfach getan werden muß.«
    »Und?«
    »Nein. Wäre ich damals, als er die Grete so schwer verletzt hat, unmittelbar dabeigewesen, hätte ich mit allen verfügbaren Mitteln eingegriffen und auch seinen Tod in Kauf genommen. Aber so einfach die Richterin zu spielen wäre doch vermessen, nicht wahr?«
    »Könnte ich noch mit Ihrer Schwiegertochter sprechen, ich meine, wenn ich schon da bin?« fragte Polt, statt zu antworten.
    »Warum nicht? Sie wird in der Küche sein, da fühlt sie sich noch am wohlsten. Wissen Sie den Weg?«
    »Ja, den weiß ich. Und danke für Ihre Hilfe!« Simon Polt nahm die kleine Hand der Frau Hahn, und sein vorsichtiger Druck wurde erstaunlich fest beantwortet. Dann ging er die paar Schritte über den Hof und klopfte an die Küchentür.
    Grete Hahn öffnete und sagte: »Ich habe Sie erwartet, Inspektor. Nehmen Sie doch Platz.«
    »Danke.« Polt schaute eine Weile vor sich hin. Dann fing er umständlich an: »Sie wissen ja, daß wir uns jetzt doch genauer mit dem Tod Ihres Mannes beschäftigen müssen?«
    Frau Hahn schob ein paar Zeitungen, die auf der Küchenbank lagen, zur Seite, setzte sich und antwortete, indem sie Polt fragend ins Gesicht schaute.
    »Ich habe mit Ihrer Schwiegermutter über Dipl.-Ing. Pahlen und Herrn Swoboda geredet, Freunde Ihres verstorbenen Mannes, nicht wahr?«
    »Freunde? Wie man es nimmt. An Pahlen konnte er seinen Haß auf alles Akademische abreagieren, und Swoboda war eine Marionette, die alles mit sich geschehen ließ, solange es Geld dafür gab.«
    »Waren die Herren öfter hier im Haus?«
    »Das wissen Sie doch längst, Inspektor.«
    »Nur vom Hörensagen.«
    »Ach ja. Und Sie wollen Genaueres erzählt bekommen. Es wurde viel gesoffen, und mein Mann hat sich glänzend amüsiert, auf Kosten der anderen natürlich.«
    »Und dieser Bartl?«
    »Hat manchmal die traurige Hauptrolle gespielt.«
    »Wie standen eigentlich Sie zu den - sagen wir einmal - Bekannten Ihres Mannes?«
    Polt hörte jenes Lachen, das er von Grete Hahn schon kannte und das ihn noch immer verwirrte. »Das kam auf den Grad der Betrunkenheit an«, sagte sie, ohne den Tonfall zu ändern. »Wenn es nicht wirklich sein muß, möchte ich lieber nicht ins Detail gehen.«
    »Muß nicht sein.« Polt war verlegen. »Vorerst nicht, denke ich. Nur noch eine Frage: Wie ist das mit Ihrem Hund?«
    »Mit dem Hund? Was soll mit dem sein? Ach so, Sie haben gesehen, daß ich ihn schlage.« Sie lachte schon wieder. »Mein Mann hatte ihn so abgerichtet, daß er auf mich scharf war. Ein Befehl, und er wäre über mich hergefallen. Albert hat das manchmal auch ausprobiert und das liebe Tier dann im letzten Augenblick zurückgepfiffen. Jetzt bringe ich dem verdammten Köter eben bei, daß er neuen Befehlen zu gehorchen hat.«
    Polt schwieg eine Weile. »Ich weiß es zu schätzen,
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