Polt.
weiß ich, alles, was Gott verboten hat, vom Gesetzgeber ganz zu schweigen. Als dann mit der Menge kein Geschäft mehr zu machen war, hat er wie wild Sorten verschnitten und einen prominenten Namen aufs Etikett geschrieben, auch wenn kaum was von der betreffenden Sorte drin war. Ja, und das Finanzamt betrügt er seit eh und je. Ich hab ihm das Vergnügen ein paar Mal vermasselt. Kein Wunder, wenn er einen ordentlichen Hass auf mich hat.«
»Und jetzt nur so eine Idee, Norbert: Der Rohringer findet irgendwo die Leich von einem Selbstmörder und legt sie aus Rachsucht in deinen Weingarten …«
Sailer starrte Polt wie gebannt ins Gesicht. »Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich, nur … es müsste Spuren geben: altmodische am Boden oder DANN. Mir egal. Der Primi weiß ohnehin alles besser. Übrigens, Simon: Er steht auf der Kellerstiege, der Herr Kollege.«
Männer
Polt glaubte zu spüren, dass es im Keller um einige Grad kälter geworden war. Primi ging langsam nach unten. Er blickte suchend um sich. Als er Polt und Sailer entdeckte, ließ er ein unfrohes Lachen hören. »Ein Kollege in Nöten im trauten Zwiegespräch mit einem abgehalfterten Gendarmen! War halb so ernst gemeint, Männer, ich bin nicht mehr im Dienst. Ist es gestattet?« Er nahm Platz. Norbert Sailer warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Wollen Sie was trinken?«
»Nein, danke. Wollen vielleicht schon, aber ich darf nicht - tut mir nicht gut. Ich war Alkoholiker vor Jahren. Ein Tropfen und ich bin’s wieder. Also, ich will ehrlich sein. Bin ich eigentlich immer. Herr Polt hat mich recht brüsk seines Hauses verwiesen. Also wollte ich gerne wissen, wohin es ihn an diesem Abend noch so treibt.«
»Warum hat Sie das interessiert, Herr Primi?«
»Bluthundinstinkt.«
»Kann ich nachvollziehen. Und jetzt?«
»Jetzt würde ich viel darum geben, könnten Sie Ihr Gespräch dort fortsetzen, wo ich Sie unterbrochen habe.«
»Auf die Idee, dass Sie zudringlich sein könnten, sind Sie noch nie gekommen?«
»Kann ich mir in meinem Beruf nicht leisten.«
»Können Sie sehr wohl. Mein Freund Simon zum Beispiel hat als Gendarm die Kunst, wenig zu fragen und viel zu erfahren, meisterhaft beherrscht. Und weil er immer die Privatsphäre geachtet hat, ist auch er geachtet worden.«
»Man sieht ja, wie weit er damit gekommen ist.«
»Ja, verdammt noch einmal, Sie …«
»Ruhig Blut, Herr Sailer. Ich bin wohl zu weit gegangen. Bitte entschuldigen Sie. Mein Gott, ich würde ja gerne mit euch da unter der Erde sitzen, trinken, über die Weiber reden, oder über ein anderes Männerthema. Doch so bin ich wohl fehl am Platze, wie es vermutlich ja auch die Leiche in Ihrem Weingarten war. Dieser verdammte Regen hat uns die Spurensuche übrigens nicht gerade erleichtert. Wollen Sie Näheres wissen?«
Simon Polt stellte sein Glas hörbar auf den Tisch. »Danke, nein. Wir werden es ja dann aus den Medien erfahren, hab ich recht?«
Primi lächelte dünn. »Diese Runde geht an Sie.« Er schaute sinnend ins Halbdunkel. »Aber eine Frage sei mir doch gegönnt: Was treibt einen Mann dazu, sich in ein Loch unter der Erde zu verkriechen, in dem es nach Fäulnis und Tod riecht?«
Polt sah, wie sich Norbert Sailers Augen verengten. »Vielleicht, weil hier der Eigengeruch mancher Besucher nicht mehr so unangenehm auffällt.«
»Gut pariert, Herr Kollege. Wir müssen leider manchmal so riechen, wie? Der Strick gehört nun einmal zum Henker. Es gibt einen Schießplatz hier unten, habe ich gehört. Darf ich ihn sehen?«
»Nein.«
»Gut. Dann ist mir die Vermutung gestattet, dass es möglicherweise etwas zu verbergen gilt in diesem Keller.«
»Möglicherweise. Aber Sie werden es nicht erfahren.«
»Ach ja?«
»Ach ja. Das ist mein Keller und mein privates Leben. Machen Sie, dass Sie fortkommen.«
»Und Sie meinen das so, wie Sie es sagen, Herr Sailer?«
»Hinaus mit Ihnen! Rasch auch noch.«
Primi stand wortlos auf und wandte sich zum Gehen. Auch der Weinbauer war aufgestanden, begleitete seinen ungebetenen Gast bis zur Kellerstiege und schaute ihm nach. Dann kehrte er zum Tisch zurück. »Weg ist er, Simon. Noch eine Sekunde länger und mir war die Hand ausgerutscht. Und nicht nur einmal.«
»So kenn ich dich gar nicht. Ob das klug war?«
Norbert Sailer trank sein Glas mit einem Zug leer. »Klug war das nicht. Hat mich aber ungemein erleichtert. Und morgen, auf der Dienststelle, wenn ich wieder Polizist bin, gehen wir dann ja ohnehin so was von korrekt
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