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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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miteinander um.«
    »Deine Frau wird auch dort sein, gleich in der Früh.«
    »Ja. Möchte wissen, was das schon wieder soll. Was hat die Birgit damit zu tun? Verdammte Scheiße.«
    »Vielleicht macht’s dem Primi Spaß, wenn er Schwächere in die Zange nehmen kann.«
    »Das mag auf andere schon zutreffen. Aber pervers ist der Primi nicht. Nur kalt. Außerdem ist die Birgit nicht schwach, ganz im Gegenteil. Der wird sich noch wundern!«
    »Norbert, es geht mich nichts an. Aber das Abendessen und du brauchst morgen einen klaren Kopf… Wär’s nicht g’scheiter…«
    »Klar wär’s g’scheiter.« Norbert Sailer füllte sein Glas. »Du auch, Simon?«
    »Lieber nicht.«
    Polt saß schweigend da und betrachtete seinen Freund, der sich ohne Hast, doch mit einiger Zielstrebigkeit betrank. Wirkung war keine zu erkennen. Allenfalls wurden Norbert Sailers Bewegungen noch ruhiger und genauer, in seinem Gesicht verstärkte sich der Ausdruck von Entschlossenheit, vielleicht auch von Härte. Polt spürte eine Berührung am Unterarm. »Geh dann, Simon, ich brauch noch eine Weile, bis ich soweit bin, und dabei lass ich mir nicht gerne zuschauen. Du kannst beruhigt sein. Ich bin zu Fuß unterwegs.«
    »Ja dann! Soll ich deiner Frau Bescheid sagen, dass du später kommst?«
    »Untersteh dich, Witwentröster! Du musst dich nicht in alles einmischen.« Jetzt lachte Sailer. »Bis morgen…«
    Simon Polt zögerte, gab sich einen Ruck und ließ den Mann im Keller mit sich und seinem Glas allein.
    Draußen war es kühl und feucht, leichter Wind, Nieselregen. Polt verharrte vor Sailers Presshaus, sah lange Reihen weißer Gebäude einander gegenüberstehen, mit kleinen, dunklen Fensteröffnungen. Nirgendwo Licht, nirgendwo Leben, nur die Straßenlampen brannten Löcher in die Nacht. Doch in einem Presshaus und in einem Keller war es hell. Polt konnte nur hoffen, dass es eine Helligkeit war, in der letztlich alles zu einem guten Ende kam. Langsam ging er auf das Dorf zu.
    »Oh, tief in Gedanken?«
    Polt blieb erschrocken stehen und erkannte Bastian Primi. »Sie, noch immer hier?«
    »Schon wieder. Ich dachte daran, dass Alkohol die Zunge löst. Vielleicht komme ich zu später Stunde ja doch noch mit Herrn Sailer ins Gespräch, rein privat, versteht sich.«
    »Einen feuchten Dreck werden Sie …«
    »Was für eine Ausdrucksweise! Sind Sie betrunken, Herr Polt?«
    »Keine Rede davon. Also, in aller Ruhe: Sie kommen ja aus der Stadt, Herr Primi, da wird Ihnen viel fremd sein bei uns im Wiesbachtal.«
    »Mehr, als mir lieb ist.«
    »Die Tür von Norbert Sailers Presshaus ist zu, auch wenn er noch im Keller sitzt. Und das bedeutet, dass er seine Ruhe haben will. Jeder respektiert das bei uns.«
    »Ich kann mich ja darauf ausreden, wieder einmal keine Ahnung zu haben.«
    »Das ändert nichts. Bitte, glauben Sie mir, Herr Primi: Wenn Sie jetzt den Norbert im Keller aufsuchen, gibt’s einen Wirbel, der Sie beide in Schwierigkeiten bringt.«
    »War das eine Drohung?«
    »Nein, natürlich nicht. Und jetzt einmal ganz offen. Ich weiß nicht, was Sie von dem Norbert hören wollen. Die Sache ist so und so verdammt unangenehm für ihn und erst recht für die Birgit.«
    »In der Tat. Vielleicht will ich ihm helfen, die Sache abzukürzen, ganz ohne Dienstweg? Dann möchte ich aber mehr von ihm hören als vorsichtig formulierte Sachverhaltsdarstellungen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Was es mit dem Peter Rohringer wirklich so alles gegeben hat, in letzter Zeit.«
    Polt überlegte kurz. »Das können S’ genauso gut von mir erfahren, Herr Primi.«
    »Jetzt auf einmal?«
    »Sie haben mich bisher ja nicht gerade dazu ermuntert, Ihnen zu helfen.«
    »Zugegeben.«
    »Und auch jetzt tu ich’s nicht Ihnen zuliebe, sondern um zu vermeiden, dass heute noch was Saublödes passiert. Sie werden den Norbert in Ruhe lassen, wenn Sie Ihre Informationen haben?«
    »Heute Abend ja.«
    Polt berichtete, Primi hörte aufmerksam zu und stellte ein paar Zwischenfragen. Dann seufzte er. »Nicht viel Neues für mich dabei. Aber jetzt sagen Sie einmal: Warum hat uns Ihr Freund nicht schon längst diesen wunderbaren Todfeind auf dem Silbertablett serviert?«
    »Nicht seine Art, wissen Sie? Er wird den Eindruck vermeiden wollen, dass er dem Rohringer eins auswischen will.«
    »Hm. Einigermaßen plausibel. Was haben Sie heute noch vor, Herr Polt?«
    »Schlafengehen. Und Sie?«
    »Ich werde mich in mein freudloses Mietzimmer zurückziehen, schlecht gelaunt in die Nacht starren und den

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