Polt.
im Selbstgespräch. »Und dich, Simon, möchte ich heute eigentlich nicht mehr sehen. Nichts für ungut, aber manchmal sehen zwei Augen mehr als vier. Verstehst?«
»Nein.«
»Hab ich mir gedacht. Und jetzt geh mit Gott, aber geh.«
»Hoffentlich verschaut sie sich nicht beim Sehen, die liebe Frau Aloisia«, murmelte Polt und trat vor das Kaufhaus. Er ging zu seinem Fahrrad, blieb unschlüssig stehen und machte sich dann auf den Weg zu Norbert und Birgit Sailers Haus. Vielleicht war es ja doch klug, Nachschau zu halten, ob die beiden rechtzeitig nach Breitenfeld aufbrachen. Hoffentlich hatte es keinen Streit gegeben in dieser Nacht…
Nach wenigen Schritten prallte Polt gegen etwas Weiches, Wohlriechendes, trat rasch einen Schritt zurück und sah Grete Hahn, die ihn mit deutlichem Vergnügen betrachtete. »So fängt der Tag gut an, mein Lieber! Und nach meinem Geschmack hätten Sie ruhig etwas ausführlicher mit mir zusammenstoßen können.«
»Ja?« Polt spürte, wie er wieder einmal einen roten Kopf bekam. Grete Hahn lächelte andeutungsweise. »Ich möchte Sie natürlich nicht aufhalten wohin geht’s denn?«
»Na, Ihnen kann ich’s ja sagen. Der Norbert Sailer ist gestern in seinem Keller versumpft, ich weiß nicht wie arg, weil ich am Schluss nicht mehr dabei war. Und jetzt wollt ich nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Er und seine Frau müssen nach Breitenfeld. Der Norbert hat Dienst und die Birgit ist vorgeladen.«
»Schön, dass es Freunde gibt, nicht wahr? Aber wenn der Norbert Sailer merkt, dass Sie Kindermädchen spielen, mein lieber Herr Polt, ist er beleidigt.«
»Stimmt. Was also?«
»Haben Sie den Schlüssel vom Kirchenwirt eingesteckt?«
»Weiß nicht.« Polt kramte in seinen Taschen. »Ah, da ist er!«
»Dann gehen wir hinein und schauen unbemerkt durchs Fenster hinüber - ist ja ganz in der Nähe.«
Polt kniete neben Frau Hahn auf einer der Sitzbänke. »Komisch, nicht wahr? Wie zwei Kinder, die Detektiv spielen.«
»Ich spiel für mein Leben gern! Übrigens ist das Auto noch da, Herr Polt. Und jetzt kommen die zwei.«
Die Szene wirkte ganz normal. Norbert Sailer öffnete für seine Frau die Beifahrertür, setzte sich hinters Lenkrad und der Wagen fuhr los.
»Na also!« Frau Hahn schaute sich in der Gaststube um. »Gibt es was zu trinken, Herr Wirt?«
»Was Sie wollen. Aber um halb acht in der Früh?«
»Sie trauen einer lustigen Witwe wohl alles zu, wie? Ich hab an Tee gedacht.«
Als die Tassen leer waren, trug sie Polt zur Schänk, um abzuwaschen. »Nur keine Weiberwirtschaft im Wirtshaus, Frau Hahn! Was machen Sie so früh in Burgheim?«
»Einkaufen. Kommen Sie mit?«
»Aber die Frau Habesam wollt mich heute nicht mehr sehen.«
»Dann eben der Supermarkt. Was essen Sie gerne zu Mittag?«
»So ziemlich alles. Aber warum die Frage?«
»Sie sind eingeladen. Keine Widerrede.«
»Wo wird ich.«
»Und jetzt warten wir noch, bis ein paar Leute auf der Straße sind.«
»Warum, wenn ich fragen darf?«
»Weil wir dann gemeinsam das Wirtshaus verlassen. Um diese Tageszeit! Wenn das kein Gesprächsstoff ist…«
»Und was soll die Karin Walter davon halten? Grad jetzt…«
»Was grad jetzt?«
»Wo sie schwanger ist!«
»Ein Kind! Gott sei’s getrommelt und gepfiffen!« Verblüfft fand sich Polt in Grete Hahns Armen wieder und wusste nicht so recht, ob er sich wehren sollte.
»So! Alles da.« Frau Hahn schloss die Kühlschranktür. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie ein kleines altmodisches Haus in Brunndorf erworben und behaglich eingerichtet. »Es gibt Pasta al pastore, das geht schnell und schmeckt gut. Recht so?«
»Ich lass mich überraschen.«
»Das ist immer ratsam. Wir haben noch viel Zeit. Spaziergang?«
»Auch recht.«
»Richtig fügsam, der Simon Polt, und so gut erzogen! Kompliment an die Karin Walter. Gehen wir zum Grünberg hin?«
Kurz nach elf waren die beiden wieder im Haus. Die Wolken hatten sich verzogen und auf dem Küchentisch zeichnete die Sonne das Lochmuster der Gardinen nach. Im gemauerten Herd knisterten Scheiter. Frau Hahn stellte einen Topf mit klein geschnittenen Erdäpfeln zu, goss Olivenöl in eine Pfanne und ließ darin Zwiebeln und Knoblauch weich werden. »Und jetzt wird geheiratet?«
»Alle fragen mich das. Wie die Karin eben will.«
»Die wird schon wollen.« Grete Hahn kam zu Polt an den Küchentisch. »Und wer zieht zu wem?«
»Bei ihr ist wenig Platz und bei mir ist der Czernohorsky.«
»Und jeder von euch beiden ist
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