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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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entstehen. Die Gruppe glaubt, recht seltsame Dinge machen zu können und dass ihr das von niemandem angekreidet werden würde. Ich kenne mich mit Psychologie nicht sonderlich gut aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein Mensch, der kurz vor dem Ausbruch einer Psychose steht, in einem solchen Umfeld geradezu dazu ermutigt wird, ganz in den Wahnsinn abzudriften.«
    Solis blickte in seine Tasse und nickte nachdenklich. »Das könnte durchaus sein. Aber ich bin nur daran interessiert, den Mörder zu finden.«
    »Haben Sie bereits einen Verdächtigen? Ich könnte Ihnen da einige zur Auswahl anbieten.«
    Er knurrte. »Es geht um Beweise und nicht um Spekulationen.
Ich muss zum Beispiel endlich die Schlüssel finden oder erfahren, wie Lupoldi tatsächlich zu Tode kam … Natürlich glaube ich auch, dass Professor Tuckmans Projekt etwas mit dem Mord zu tun hat, und ich habe mir seine Teilnehmer und die Assistenten bereits genau angesehen. Wen verdächtigen Sie?«
    Ich sagte es ihm, und er zog die Augenbrauen hoch, erwiderte aber nichts. Er weigerte sich, mir irgendeinen Hinweis zu geben. So viel zu einem gerechten Austausch von Informationen.
    Auf dem Weg zurück zu meinem Büro ging ich durch das Grau, ohne auch nur darüber nachzudenken. Ich überquerte Pioneer Square und ignorierte den Phantom-Verkehr und die verschiedenen Zeitschichten. Plötzlich sauste etwas an meinem Kopf vorbei, berührte mich an der Schläfe und riss mir ein Haarbüschel aus.
    Ich wirbelte herum und suchte nach dem Schuldigen, bis ich einen ziemlich heruntergekommenen Mann mit schmutzigen Klamotten auf einer Bank in der Nähe entdeckte. Er hielt hilflos die Hände in die Höhe. Eine abgeknickte Zigarette war auf den feuchten Boden vor ihm gefallen, und er starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich sah nach unten und entdeckte ein Feuerzeug aus Metall, das einen halben Meter von mir entfernt lag. Während ich mich danach bückte, betrachtete ich es genauer im Grau. Ein dünner Faden aus gelber Energie war gerade dabei, sich in Luft aufzulösen und wie eine Schlange in die undurchdringlicheren Tiefen des Grau zu verschwinden.
    Als ich mich umsah, entdeckte ich einen flüchtigen gelben Nebel, der von roten Flecken und silbernen Zeitsplittern durchsetzt war. Ich hob das Feuerzeug auf und machte es an. Das Stück Celia wanderte um Pioneer Square, als
ob es sich gar nicht für mich interessieren würde. Vielleicht tat es das diesmal auch wirklich nicht, aber seine Gegenwart beunruhigte mich doch. Ich hatte am Abend zuvor zu viel Zeit damit verbracht, mich vor fliegenden Büchern und Nippes in Acht zu nehmen. Sie alle hatten den gleichen gelben Faden aus grauer Energie gehabt, den auch das Feuerzeug aufwies. Wenn ich an die Gewalt dachte, die Celia am Mittwoch und am Abend zuvor angewandt hatte, war ich überrascht, wie harmlos der Angriff mit dem Feuerzeug gewesen war.
    Ich brachte es dem Obdachlosen auf der Bank.
    »Gehört das Ihnen?«
    Er stotterte, während er am ganzen Körper zitterte. Offensichtlich hatte er Angst vor mir und wusste nicht, was er sagen sollte. Dann platzte er heraus: »Das war ich nicht! Ganz ehrlich! Es ist einfach …«
    Ich nickte mit einem wehmütigen Lächeln. »Ich weiß. Es hat sich einfach losgerissen. Manchmal passiert so was.« Ich sah auf die zerbrochene Zigarette, die vor ihm auf dem Boden lag, und nutzte die Gelegenheit, mich auch noch rasch nach Celia umzuschauen, aber das Wesen war verschwunden. »Gehört die auch Ihnen?«
    Er blickte auf die Zigarette, und seine Miene spiegelte große Enttäuschung wider, als er bemerkte, dass sie nicht mehr zu gebrauchen war. »Ja«, meinte er.
    Ich suchte in meiner Tasche nach dem Wechselgeld, das ich von meiner Tasse Kaffee zurückbekommen hatte, und gab es ihm zusammen mit dem Feuerzeug. »Passen Sie gut darauf auf. Verlieren Sie es nicht wieder.«
    Seine Augen leuchteten, und er grinste mich zahnlückig an. »Werde ich bestimmt nicht. Vielen Dank, Miss! Wirklich sehr großzügig von Ihnen.«

    Ich murmelte etwas und ging weiter. Die Pflastersteine waren ziemlich rutschig, als ich durch die dichte Wand aus Geistern zu meinem Büro eilte.
    Ich war gerade dabei, die Treppe hinaufzusteigen, als mein Handy vibrierte. Ich zog es aus der Hosentasche und klappte es auf.
    »Sie müssen etwas dagegen tun.«
    »Was? Entschuldigen Sie, Professor Tuckman. Aber wir haben den Fall gestern Abend abgeschlossen«, antwortete ich und klemmte mir das Telefon zwischen Kinn und

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