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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Mörder entpuppt.«
    »Nein«, antwortete er. Seine Stimme klang auf einmal unsicher, und er begann unruhig um sich zu blicken.
    »Oh doch. Sie haben eine wahre Brutstätte für Psychopathen geschaffen, indem Sie bei den Séancen alles erlaubten. Außerdem waren Sie es, der die Teilnehmer aussuchte. Sie haben ihnen eingeredet, dass sie einen Geist erschaffen und allein durch ihre mentalen Kräfte Dinge bewegen könnten. Dann haben Sie einfach nur zugesehen, was als Nächstes passieren würde. Einer von ihnen hat tatsächlich einen Geist erschaffen. Sie haben nie geglaubt, dass die Gruppe so weit kommen würde – nicht wahr? Oder vielleicht sind ja auch Sie für den Mord verantwortlich? Sie
haben so etwas doch schon früher heraufbeschworen. Vor einigen Jahren landete einer Ihrer Teilnehmer im Krankenhaus …«
    »Das war ich nicht! Das war jemand aus der Gruppe!« Die gespenstisch grünen Schlangen, die im Grau um Tuckmans Kopf züngelten, begannen sich nun wie Tentakel um ihn zu winden. Ihre Farbe wurde auf einmal giftgelb. War das seine Panik? Ich ließ nicht locker.
    »Das haben Sie auch beim letzten Mal behauptet. Und wahrscheinlich werden Sie es auch wieder behaupten, wenn einer Ihrer Séance-Mitglieder wegen Mordes verhaftet wird und erklärt, der Geist hätte Mark umgebracht. Sie sind mitverantwortlich! Ohne mit der Wimper zu zucken, haben Sie einen Dampfkochtopf unter Druck gesetzt, indem Sie unglückliche, schwache Menschen zusammenführten. Einer davon hat sich jetzt als Psychopath herausgestellt, der nur darauf wartet, das Ganze zum Explodieren zu bringen. Sie haben diesem Menschen eine ganze Gruppe potenzieller Opfer quasi auf dem Silbertablett serviert und gleich auch noch die Ausrede dazu geliefert, dass er oder sie alles tun darf, was möglich ist. Ich habe mich zehn Tage lang eingehend mit diesen Leuten beschäftigt – also deutlich länger als Sie. Ich wette mit Ihnen, dass einer aus Ihrem Séance Zirkel für den Tod von Mark Lupoldi verantwortlich ist und den verdammten Poltergeist dazu benutzt hat, ihn gnadenlos umzubringen.«
    Tuckman wurde kreidebleich, und seine dunklen Augen weiteten sich vor Schreck.
    »Sie haben ihnen die Erlaubnis gegeben und zugleich die Waffe geliefert. Einer hat sie genutzt. Es gibt niemand anderen, der das getan haben könnte. Einer aus der Gruppe benutzte die gleiche Kraft, mit der auch der Tisch durch den
Spiegel geschleudert wurde, um Mark gegen die Wand zu schleudern …«
    Er schüttelte immer wieder verzweifelt den Kopf. »Nein, nein, nein, nein …«
    Ich zog ihn auf einen Sessel und setzte mich neben ihn. Dann sah ich ihm entschlossen in die Augen. Ich sprach mit leiser Stimme und ziemlich schnell.
    »Geben Sie auf, Tuckman. Selbst wenn Sie nicht glauben wollen, dass Celia Mark getötet hat, so müssen Sie zugeben, dass die Gruppe die Beherrschung über dieses verdammte Wesen verloren hat. Ich habe Ken besucht. Er hatte Glück, dass seine Beine nicht gebrochen sind. Ian kam mit zwei angebrochenen Rippen und Cara mit einer davon – plus der Verletzungen von letzter Woche. Patricias Ohrläppchen musste genäht werden, und auch die anderen haben Schnitte und Verbrennungen davongetragen, als die Lampen explodierten. Keiner hat den Tisch hochgehoben und geworfen. Keiner hat einen Kurzschluss in den Stromleitungen verursacht. Keiner brachte die Temperatur im Zimmer zum Sinken. Und keiner berührte den CD-Spieler. Sie haben der Gruppe die Erlaubnis gegeben, einander zu verletzen. Und genau das haben sie getan. Sie haben noch immer die Möglichkeit, den Stecker rauszuziehen. Tun Sie es endlich, Tuckman!«
    »Das werde ich nicht tun. Es wird nicht wieder geschehen. Es kann nicht wieder geschehen.«
    »Natürlich wird es das! Es wird schlimmer werden, so wie es bisher auch immer schlimmer geworden ist. Das Ganze begann mit kleinen Diebstählen, Zwickereien und umherfliegenden Gegenständen. Jetzt haben Sie bereits zerbrochene Scheiben und Leute im Krankenhaus. Begreifen Sie denn nicht, wohin das führt? Wollen Sie etwa darauf
warten, bis einer von ihnen als roter Fleck an der Wand klebt?«
    »Das reicht!« Er stand auf und starrte mit bleichem Gesicht auf mich herab. Obwohl er sich darum bemühte, gelang es ihm nicht, ruhig zu atmen. Er wankte, und einige Leute sahen zu uns herüber. Ich erhob mich ebenfalls, rührte mich aber nicht von der Stelle. Stattdessen bemühte ich mich, so regungslos wie möglich dazustehen.
    »Ihr Experiment ist gescheitert, Professor Tuckman.

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