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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Es war ein Fehler, eine Fehlkalkulation. Wenn Sie es jetzt abbrechen und die Papiere verschwinden lassen, die mich und meinen Kontaktmann wie Diebe aussehen lassen, können Sie der Uni das Geld zurückgeben, und niemand wird sich die Mühe machen, genau nachzuforschen, was Sie da eigentlich getrieben haben – solange niemand der Uni einen Grund für Nachforschungen gibt.«
    Er sah mich an und leckte sich die trockenen Lippen. Dann ließ er sich wieder in den Sessel fallen, und ich setzte mich wieder neben ihn. Ich ekelte mich zwar vor ihm, zwang mich aber trotzdem dazu, meine Hand auf seinen Unterarm zu legen. Eisige Kälte durchströmte mich, und ich unterdrückte ein Schaudern.
    »Ich werde der Uni keinen Grund geben, sich das Ganze genauer anzusehen, wenn Sie jetzt abbrechen. Wenn Sie genau das tun, was ich Ihnen sage, werden Sie sich auch nicht wegen Diebstahls verantworten müssen. Ich werde meine Berichte nicht der Polizei oder Ihrem Dekanat überreichen. Hören Sie auf, solange Sie noch können! Behaupten Sie einfach, dass etwas im Ablauf nicht funktioniert hat. So etwas können Sie leicht erfinden. Sagen Sie einfach, dass es ein Fehler war. Ich weiß, wie peinlich das sein wird, aber nur wegen Ihres Stolzes darf niemand sein Leben verlieren.«

    Endlich schien er ein Einsehen zu haben. Er richtete sich auf, und die Angst verschwand aus seinen Augen. »Es war ein Fehler. Ich werde das Experiment abbrechen. Ich werde mich um alles kümmern – um die Papiere, das Team. Ich werde die Teilnehmer anrufen und ihnen sagen, dass es vorbei ist.«
    Zum ersten Mal seit Stunden konnte ich erleichtert aufatmen. »Gut«, meinte ich und nickte. Als ich nun aufstand, reichte ich ihm die Mappe. »Das sind die Berichte für Sie. Natürlich sind sie streng vertraulich, und keiner sonst hat sie gesehen. Stellen Sie mir einfach einen Scheck aus, und damit ist die Sache erledigt.«
    Er warf einen Blick auf die Rechnung, die ich ebenfalls beigefügt hatte, blickte auf und runzelte die Stirn, als ob er verwirrt wäre. »Das werde ich nicht zahlen. Sie haben die Aufgabe, für die Sie engagiert wurden, nicht zufriedenstellend erfüllt.«
    Vor lauter Verblüffung klappte mir der Mund auf. »Ihr Gehirn scheint irgendwie nicht zu funktionieren, Tuckman. Haben Sie überhaupt verstanden, was ich Ihnen gerade gesagt habe? Sie sind ein Dieb und ein Lügner, und ich kann das beweisen. Glauben Sie, das ist die einzige Kopie meines Berichts? Sie haben mich beauftragt, einen Saboteur zu finden, der möglicherweise die Ergebnisse manipuliert. Ich habe bewiesen, dass es keinen Saboteur gibt – außer Ihnen. Mein Auftrag ist erfüllt. Wenn ich meine Anwältin wegen dieser Angelegenheit anrufen muss, werde ich ihr die Wahrheit erzählen. Dazu bin ich vertraglich berechtigt. Sollen wir uns vor Gericht wiedersehen?« Ich wies mit dem Kopf Richtung Saal. »Wollen Sie wirklich, dass Ihre Kollegen davon erfahren?«
    Er starrte mich wieder aus seinen dunklen Augen an.

    Ich seufzte. »Geben Sie endlich auf, Tuckman. Ich habe hier die Oberhand. Nicht Sie. Hören Sie endlich auf. Und zwar jetzt!«
    Er senkte den Blick und zog zögerlich sein Scheckbuch aus der Jackentasche.
    Ich verließ die Lobby mit seinem Scheck in der Hand. Tuckman blieb im Sessel sitzen und las in den Berichten. »Ein Fehler … Etwas wurde übersehen …«, murmelte er, als ob er sich selbst davon überzeugen müsste.

ZWEIUNDZWANZIG
    V ielleicht wusste der Poltergeist, dass ich daran arbeitete, ihn zu zerstören, oder vielleicht hatte er auch nur schlechte Laune. Jedenfalls verbrachte ich den Donnerstagabend damit, mich vor seinen Angriffen in Sicherheit zu bringen. Bereits auf der Heimfahrt im Auto flogen mir immer wieder kleine Gegenstände gegen den Kopf und ins Gesicht. Meine Ausweichbewegungen ließen mich einmal fast von der Straße abkommen. Da ich mich gerade auf dem Viadukt befand, sah ich für einen Moment das Wasser unter mir, ehe ich das Lenkrad wieder herumriss.
    Zu Hause ging es weiter. Noch nie hatte ich es derart bedauert, so viele Bücher und witzige Gegenstände zu sammeln, wie an diesem Tag. Ein Stuhl raste wie ein zorniger Hund auf mich zu, sobald ich die Wohnung betrat. Zwei Buchstützen aus Bronze fielen aus dem Regal und segelten auf meinen Kopf zu. Ich zog ein Stück des Grau um mich und wich ihnen hastig aus. Allerdings trafen sie mich noch immer an der Schulter.
    Chaos rannte wie verrückt in seinem Käfig hin und her. Er spürte, dass etwas nicht stimmte.

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