Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
Als ich auf ihn zutrat, flatterte ein gebundenes Buch an mir vorbei und krachte gegen die Wand. Das Frettchen war normalerweise ziemlich hart im Nehmen, aber ich bezweifelte, dass es sich gegen
fliegende Bücher behaupten konnte. Ich holte es also aus seinem Käfig und schützte es mit meinem Körper, während ich ins Schlafzimmer rannte. Leider folgte mir der Poltergeist.
    Also setzte ich Chaos in die Badewanne und eilte ins Schlafzimmer zurück. Ich duckte mich, um mehreren fliegenden Gegenständen aus dem Weg zu gehen, während ich jedes schwere, spitze oder harte Objekt aus dem Raum entfernte. Dann verschloss ich die Dinge im Flurschrank und drückte mühsam die Tür zu. Aus dem Schrank war bald ein wildes Toben zu hören. Ich ließ mich davon jedoch nicht beirren, sondern holte stattdessen die gefährlichsten Sachen aus dem Wohnzimmer, die ich in meine beinahe leeren Küchenschränke stopfte.
    Dann brachte ich Chaos in seinen Käfig zurück. Offenbar war er nicht in Gefahr, solange ich mich nicht in seiner Nähe aufhielt. Celia besaß eine Verbindung zu mir, aber nicht zu meinem Haustier. Vorsichtshalber stapelte ich trotzdem mehrere Kissen um seinen Käfig herum auf, ehe ich ins Schlafzimmer zurückrannte und die Tür hinter mir schloss. Während der Nacht wachte ich immer wieder auf, weil ich in regelmäßigen Abständen von kleinen Dingen bombardiert wurde. Aber am nächsten Morgen war das Frettchen zu meiner Erleichterung unverletzt, und der Poltergeist schien sich etwas beruhigt zu haben.
     
    Als Erstes rief ich Solis an, der darauf bestand, mich im Le Crêpe, einem kleinen Café auf der Second Avenue, zu treffen, anstatt am Telefon über Tuckmans Projekt zu reden. Natürlich war er wie immer schweigsam und undurchdringlich, als wir uns gegenübersaßen. Seine schmalen Augen und seine ausdruckslose Miene konnten natürlich auch
von Erschöpfung und Schlaflosigkeit herrühren, aber ich war mir da nicht so sicher. Nach meiner schlechten Nacht trank ich einen Kaffee nach dem anderen und fühlte mich in einer ähnlich unkommunikativen Laune wie der Kommissar.
    Ich warf einen Blick über seine Schulter auf die vormittägliche Straße vor dem Fenster. »Wie laufen die Untersuchungen?«, wollte ich wissen.
    »Noch ist alles offen. Erzählen Sie mir erst einmal, was am Mittwoch passiert ist.«
    »Ich kann Ihnen nicht viel erzählen, weil ich es selbst noch nicht ganz verstehe. Aber Tuckman bricht das Experiment ab.«
    »Wieso?« »Irgendetwas hat im Aufbau nicht gestimmt. Deshalb lief auch so viel schief. Einige der Teilnehmer wurden verletzt, und das Ganze ist einfach zu riskant geworden. Die Einzelheiten sind ziemlich verwirrend, aber es läuft darauf hinaus, dass abgebrochen wird. Ich muss mich allerdings noch etwas mit den Teilnehmern beschäftigen. Deshalb hielt ich es auch für das Beste, Ihnen zu sagen, dass Sie mich noch nicht ganz los sind – aber fast.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie mir die Nachforschungen überlassen würden.«
    Ich seufzte und schwindelte weiter. »Solis, das würde ich liebend gern, aber auch ich muss meinen Job machen. Was bei Tuckmans Projekt nicht stimmt, betrifft uns wahrscheinlich beide. Aber das kann ich nicht einfach nur annehmen und Ihnen die Dinge überlassen. Ich muss das leider selbst herausfinden. Sie müssen zugeben, dass ich bisher sehr kooperativ war – sogar mehr als nötig. Also werden Sie es jetzt doch wohl schaffen, mich noch ein wenig länger zu
ertragen. Es sei denn, Sie haben einen guten Grund, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen.«
    Jetzt war es an ihm zu seufzen. »Also gut. Was haben unsere Fälle Ihrer Meinung nach denn gemeinsam?«
    »Nun ja …« Ich hielt inne, um meine Gedanken so zu ordnen, dass ich nichts sagte, was er als wirr oder verrückt hätte abschreiben können. »Ich habe mir die Leute und die Situation, die Tuckman bei diesen Séancen geschaffen hat, genau angesehen. Ich glaube, dass er entweder einen Psychopathen in seine Runde aufgenommen oder jemanden so weit gebracht hat, zu einem zu werden. Meiner Meinung nach wurde Mark Lupoldi von etwas beziehungsweise jemandem in Tuckmans Séance-Zirkel umgebracht. Es hat sich herausgestellt, dass die Vorfälle, die Tuckman einem Saboteur zuschrieb, wohl ebenfalls auf diese Person zurückzuführen sind. Er hat sich absichtlich Leute ausgesucht, die psychisch nicht ganz stabil sind und Probleme haben. In einem geeigneten Umfeld ist es da geradezu unvermeidbar, dass starke Spannungen

Weitere Kostenlose Bücher