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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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den Nieselregen gerichtet. »Ja. Der Kommissar hat mich schon danach gefragt. Ich erinnere mich daran, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm wirklich
alles richtig erzählt habe. Damals war ich noch ziemlich durcheinander.« Ihre Stimme klang seltsam tonlos.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, es mir noch einmal zu erzählen?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Die Schaukel schwang etwas stärker hin und her. »Es war bereits ziemlich spät. An einem Montag. Vor zwei Wochen. Mark räumte einige Bücher in das Biografie-Regal ein, während ein Mann mit ihm redete. Ich glaube, sie haben sich gestritten. Ich konnte nicht verstehen, worüber sie sprachen, aber sie klangen beide wütend. Sie wissen schon – sie haben sich angefahren, und ihre Stimmen wurden mal leiser und mal lauter. Dieser Typ hat seine Arme drohend ausgebreitet und die Fäuste geballt. Etwa so. Wie ein … Sie wissen schon … wie ein Kreuz.« Sie breitete ebenfalls die Arme aus und erwischte mich dabei beinahe mit dem Handrücken an der Wange. Es fiel ihr nicht einmal auf.
    Kurz darauf saß sie wieder mit den Armen um die Knie geschlungen da. »Dann sah ich im Spiegel, wie etwas Schwarzes durch die Luft flog. Es ist direkt in das Regal neben Marks Kopf eingeschlagen. Mark hat sich umgedreht und den Typen angesehen. Bis dahin hatte er sich ganz den Büchern gewidmet. Da ist plötzlich ein großes Buch vom Regal heruntergefallen und hat ihn erwischt. Er ist zwar noch in Deckung gegangen, als ob er es hätte kommen sehen, aber getroffen hat es ihn trotzdem. Ich habe gehört, wie er etwas rief. Ich weiß nicht, was. Vielleicht war es auch nur ein Schrei, weil er so überrascht oder wütend war. Das Buch hat ihn jedenfalls getroffen, und er ist von seinem Hocker gefallen. Und der Typ rannte aus dem Laden.« Sie fuhr sich mit den Händen über die Schienbeine. »Das war alles.«

    »Wussten Sie, was da durch die Luft flog?«
    »Ja, klar. Es war einer der Wasserspeier auf dem Kaminsims.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin nach hinten gegangen, um Mark zu helfen, die Bücher wieder einzuräumen. Er hatte einen ganzen Stapel fallen gelassen.«
    »Und was ist mit dem Buch, das ihn getroffen hat? Wissen Sie, was das war?«
    »Hm … Ich glaube, eine Biografie über Schopenhauer. Ich bin mir aber nicht sicher. Mark fand das nicht so beunruhigend.«
    »Könnten Sie vielleicht den Mann beschreiben, mit dem er gesprochen hat?«
    »Nicht besonders gut. Im Spiegel sehen die Leute seltsam kurz und verzerrt aus – ganz anders als normal. Man sieht sie ja auch immer von oben. Ich weiß also nicht, wie groß er war, aber ich glaube, durchschnittlich. Nicht sehr klein und nicht sehr groß. Er hatte dunkle Haare und trug eine dunkle Jacke und Jeans. Ich glaube, es waren Jeans.«
    »Konnten Sie ihn besser sehen, als er aus dem Laden rannte?«
    »Nein. Ich bin ja gleich nach hinten gelaufen, um Mark zu helfen. Eigentlich hätte ich die Kasse nicht allein lassen dürfen, aber in dem Moment habe ich nicht daran gedacht.«
    Ihre Beschreibung half mir nicht viel weiter. Die einzigen Leute, die damit von der Liste der Verdächtigen gestrichen schienen, waren die Stahlqvists und Wayne Hopke, die blond beziehungsweise grauhaarig waren.
    »Sind Sie sich sicher, dass es sich um einen Mann gehandelt hat? Könnte es nicht auch eine Frau gewesen sein?«
    »Eine Frau?« Sie dachte darüber nach, während sie langsam hin und her schaukelte. »Doch, vielleicht. Sie kann allerdings nicht sehr … Nicht sehr kurvenreich gewesen sein.«
    »Und was war mit den Haaren? Waren die lang oder kurz? Eher schwarz oder eher braun?«
    Sie dachte nach und schüttelte dann mit unglücklicher Miene den Kopf. »Ich weiß nicht, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Es war einfach … Haar. Dunkles Haar. Ich habe nicht sonderlich darauf geachtet.«
    »Konnten Sie vielleicht einen Scheitel erkennen?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    Ich versuchte noch eine Weile mein Glück, doch je länger wir es probierten, desto weniger wusste Amanda. Sie wollte sich nicht festlegen und versuchte auch nicht, etwas zu beschreiben, woran sie sich nur dunkel erinnerte. Schließlich gab ich auf, dankte ihr und wollte gehen.
    »Oh«, sagte sie. »Kommen Sie morgen auch?«
    »Wohin? Was ist morgen?«
    »Die Beerdigung. Auf dem Lake-View-Friedhof, um vierzehn Uhr. Ich bin mir sicher, dass es in Ordnung wäre, wenn Sie auch kämen.«
    »Oh, danke, Amanda. Vielleicht komme ich wirklich.

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