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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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eine Hälfte ist hier und die andere im Jenseits. Sie spüren nicht, was richtig und was falsch ist. Sie denken nicht darüber nach, was passiert. Sie tun einfach nur, worauf sie gerade Lust haben. Sie versetzen dir einen Schlag und zwicken dich oder machen irgendwelche Dinge kaputt.«
    »Und woher weiß man, dass es ein Duppy ist?«
    »Man kann sie sehen. Sie sehen aus wie Skelette, die von einem Nebel umhüllt sind. Wie … Wie nennt man das noch mal? Irrlichter? So sehen sie aus. Die Geister der Vorfahren kann man nicht sehen. Die sind durchsichtig wie Luft. Aber ein Duppy ist verschmutzt und böse. Je länger sie hier auf der Erde verweilen, desto schlimmer werden sie. Hunde
heulen, wenn Duppys in der Gegend sind. Und man spürt ein Spinnennetz auf dem Gesicht. Das ist das Zeichen des Duppy.«
    Ich war mir zwar nicht sicher, ob man den gelben Faden als Spinnennetz bezeichnen konnte, aber ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ich ihn mit meinem Gesicht berührt hatte. Bei der Untersuchung des Séance-Raumes war ich direkt hineingestürzt und hatte das Gefühl gehabt, von Spinnweben berührt zu werden. Die Vorstellung eines Geistes, der immer bösartiger wird, weil er kein Gewissen hat, schien zu Celia zu passen – und genauso zu ihrem psychopathischen Herrn und Meister.
    »Warum willst du etwas über Duppys wissen?«, fragte Phoebe. »Vielleicht machen sie dir deshalb jetzt zu schaffen.«
    Ich versuchte mir zu überlegen, welche Geschichte ich ihr auftischen konnte, aber bei Phoebe war es mir schon immer schwergefallen zu lügen. Also entschied ich mich für die Wahrheit.
    »Bei Marks Projekt an der Uni ging es um Geister, und ich glaube, dass es da eine Verbindung zu seinem Tod gibt. Diese Duppys scheinen ganz ähnlich zu sein wie der Geist, den sie an der Uni erschaffen haben und …«
    »Sie haben an der Uni einen Geist geschaffen? Das ist ja verrückt!«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Deswegen möchte ich auch mit Amanda sprechen, um zu erfahren, was an jenem Abend passiert ist, als Mark im Buchladen verletzt wurde.«
    Phoebe starrte mich an. »Du meinst also, dass irgendein Geisterwesen Mark verletzt hat? Ehrlich?«
    »Ich weiß es nicht. Aber man bekommt keine Antworten,
wenn man keine Fragen stellt. Ich bräuchte also Amandas Adresse.«
    Phoebe presste die Lippen aufeinander und runzelte die Stirn. »Okay, aber sei nett zu ihr.«
    »Werde ich.«
    Poppy erlaubte Phoebe nicht, Amandas Adresse zu holen, bis sie aufgegessen hatte. Auch mich wollte er nicht gehen lassen, bis ich ebenfalls meinen Teller leer hatte. Sobald Phoebe in der Küche verschwunden war, sah er mich wieder fragend an.
    »Was glaubst du wirklich, Harper? Denkst du, ein Duppy hat Mark umgebracht?«
    Ich richtete meine Augen auf den Tisch. »Ich weiß es ehrlich nicht.«
    »Du kannst mir nicht ständig etwas vormachen, Mädchen. Du weißt etwas, das du lieber nicht wissen würdest.«
    »Du musst es nicht auch noch wissen, Poppy«, erwiderte ich und schüttelte traurig den Kopf.
    Er legte eine Hand auf die meine und wartete eine Weile, aber ich vertraute mich ihm weder an noch schaute ich hoch. Er tätschelte meine Hand und seufzte, wobei er sehr alt und müde klang. »Du hast es wirklich nicht leicht mit dir«, sagte er und nickte nachdenklich.
    Sobald Phoebe mit Amandas Adresse zurückgekehrt war, erfand ich irgendeine Ausrede und ging.
    Phoebe und ihr Vater sahen mir mit nachdenklichen Augen hinterher.

DREIUNDZWANZIG
    E s stellte sich heraus, dass Amanda bei ihren Eltern in Shorline untergekommen war. Sobald ich von Phoebe die Adresse erhalten und genug gegessen hatte, um halb Äthiopien zu versorgen, fuhr ich zu den Leamans.
    Obwohl sich Mark und Amanda bereits vor Monaten getrennt hatten, war sein Tod für sie ein harter Schlag gewesen, der sich wie ein grauer Schleier auf sie gelegt hatte. Ihre Augenlider waren gerötet, und ihre Haut wirkte bleich. Als ich bei ihr eintraf, war sie allein zu Hause. Trotzdem wollte sie draußen auf der Veranda in der Schaukel sitzen und dem Nieselregen zusehen.
    »Im Haus ist es zu stickig«, erklärte sie, zog die Füße hoch und umschlang ihre Knie. Eine bedrückende, olivgrüne Wolke hing im Grau über ihr.
    Ich setzte mich ans andere Ende der Schaukel und lauschte dem Knarzen des Möbelstücks, während es langsam hin und her schwang.
    »Amanda«, begann ich mit leiser Stimme. »Können Sie sich noch an den Tag erinnern, als Mark im Laden verletzt wurde?«
    Sie hielt den Blick auf

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