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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Ich mochte Mark.«
    »Ja, er war ein netter Mensch.« Sie biss sich auf die Unterlippe und stand auf. »Ich sollte besser wieder hineingehen.« Mit diesen Worten verschwand sie. Die Schwingtür schloss sich hinter ihr, und ich konnte sie bereits schluchzen hören, bevor die Tür ins Schloss fiel.
    Bedrückt ging ich zu meinem Auto zurück und fuhr nach Süden in Richtung Seattle.

    Im Gegensatz zu Solis interessierte ich mich nicht für das Motiv. Ich musste nur herausfinden, wer Celia beherrschte. Falls der Vorfall im Buchladen der auslösende Moment war, dann musste die Person, die Amanda im Spiegel gesehen hatte, Marks Mörder gewesen sein. Bei dieser Person konnte es sich weder um Cara oder Dale Stahlqvist noch um Wayne handeln, und auch Patricia würde man selbst in einem verzerrenden Spiegel nie für einen Mann halten. Also blieben Ian, Ana und Ken übrig.
    Oder auch nicht. Carlos hatte genügend Raum für eventuelle Irrtümer gelassen, als er mir seine Beobachtungen darlegte. Vielleicht war die Geschichte im Buchladen gar nicht der auslösende Moment und hatte nichts mit Marks Tod zu tun. Amanda mochte sich vielleicht auch nicht so genau an die Auseinandersetzung erinnern, wie sie glaubte.
    Falls ich mit meinen Vermutungen recht hatte, musste ich allerdings wohl oder übel auch nach einem Motiv suchen. Meine drei Verdächtigen hatten alle bewiesen, dass sie Celia kontrollieren konnten. Die letzte Séance hatte mich davon überzeugt, wobei nicht ganz klar war, wer eigentlich die Zügel in der Hand gehabt hatte. Für Ken und Ian konnte ich mir noch ein Motiv vorstellen – Wut über die künstlich erzeugten Erscheinungen, Eifersucht wegen der Frauen. Aber bei Ana fiel mir das schwerer. Obwohl sie erklärt hatte, es wäre an Celia, Rache zu nehmen …
    Ich fuhr auf einen Parkplatz und suchte ihre Telefonnummer heraus.
    Ana war nicht sonderlich begeistert, mich noch einmal sprechen zu müssen, und bestand diesmal auf einem anderen Treffpunkt. Sie arbeitete in der Stadt und ließ sich widerstrebend dazu überreden, mich nach Geschäftsschluss in der Lobby ihres Bürogebäudes zu treffen. Sie betonte allerdings,
dass sie einen Termin hätte und nur wenige Minuten für mich erübrigen könnte.
    Durch die hohen Fenster war die Lobby des City-Center sehr hell, sodass die Glasobjekte, die dort in Vitrinen ausgestellt waren, bestens zur Geltung kamen. Das Licht ließ auch den Lift aus Glas und seinen Messingrahmen glitzern und ihn beinahe golden wirken. Die zahlreichen grünen Pflanzen schimmerten prall in den Sonnenstrahlen.
    Ich fuhr mit der Rolltreppe in den ersten Stock. Ana trat gerade aus einer der Lifte. Wir trafen uns vor einer gewaltigen Skulptur aus Chihuly-Scheiben, die aus gestreiften Quallen und Klecksen von Jackson Pollock zu bestehen schienen.
    »Hi«, sagte ich.
    Sie hob ihre Hand. Der Handrücken war voller Schnitte, die zu den Verletzungen an Hals und Kinn passten. Sie hatte ihre Haare auf Kinnlänge kürzen lassen, sah aber trotzdem noch ziemlich mitgenommen aus. Die Kopfhaut wies einige blutige Krusten auf. »Hallo«, erwiderte sie. Sie klang müde und nervös.
    Wir konnten Glas klirren hören und drehten uns beide zu der Skulptur um. Die farbigen Scheiben zitterten und schlugen aneinander, während sie versuchten, sich uns zu nähern.
    Ohne uns abzusprechen, brachten wir uns so schnell wie möglich in Sicherheit und eilten zum Ausgang. Immer wieder warfen wir nervöse Blicke auf den riesigen Lüster aus scharfen Glaskristallen, der zwanzig Meter über uns hing.
    »Ich bin so wahnsinnig angespannt«, begann Ana. »So etwas passiert jetzt ständig. Manchmal ist es viel schlimmer.«
    »Was wäre schlimmer, als einen riesigen Glaslüster auf den Kopf zu bekommen?«

    Sie schüttelte sich. »Fragen Sie nicht. Ich habe nicht viel Zeit, um mit Ihnen zu sprechen. Ich treffe mich nachher mit einem Freund. Können wir etwas spazieren gehen?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    Sie kramte in ihrer Tasche, während wir durch die Drehtür nach draußen gingen. Auf der Schwelle blieb sie stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Für einen Moment stand sie da und inhalierte den Rauch, wobei sie sich immer wieder nervös umblickte, als ob sie erwartete, jeden Augenblick angegriffen zu werden. Sie zog den Mantel enger um ihre Schultern, betrachtete die Zigarette und warf sie dann angewidert weg.
    »Igitt. Ich weiß nicht, warum ich das mache. Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört zu rauchen.« Sie sah mich fragend

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