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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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erfahren, blieb mir nichts anderes übrig, als einen weiteren Abend mit den Danzigers zu verbringen. Ich hoffte nur, dass Brian in einer ruhigeren Stimmung war als sonst, da ich mich bereits ziemlich erschöpft fühlte.
    Als Mara die Tür öffnete, herrschte eine wunderbare Stille. Ich blieb im Flur stehen und sah mich verblüfft nach irgendwelchen Anzeichen des Nashornjungen um. Mara grinste mich an. Ihre grünen Augen funkelten verschmitzt.
    Ich warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Ihr habt ihn in ein Fass im Keller gesteckt«, vermutete ich.
    »Nein«, erwiderte sie lachend. »Obwohl ich mir sicher bin, dass er sich morgen früh so fühlen wird. Leider zeigt sich schon jetzt seine irische Natur. Es ist ihm nämlich gelungen, sich ein Glas Whiskey zu schnappen, das er leer getrunken hat, bevor wir ihn aufhalten konnten. Er war so fröhlich wie ein Fiedler auf einer Hochzeit, wie man im Irischen so hübsch sagt.« Ausgelassen hüpfte sie vor mir her ins Wohnzimmer.
    »Es wurde doch nicht nachgeholfen, damit er an dieses Whiskeyglas herankam – oder?«, fragte ich misstrauisch.

    »Kein bisschen«, erwiderte sie und ließ sich auf einem der hellgrünen Sofas nieder. »Ich vermute, dass ihn die Erfahrung lehren wird, so etwas nicht mehr so schnell zu wiederholen. Falls das Jugendamt davon erfahren würde, wäre ich natürlich sofort als unfähige Mutter abgestempelt, die ihr Kind in die Nähe von Alkohol lässt. Von dem Schaden, den ich ihm dadurch zufügen könnte, ganz zu schweigen. Aber es ist zur Abwechslung einmal herrlich ruhig. Ben bringt ihn gerade ins Bett.«
    »Wie viel hat er denn erwischt?«
    »Oh … Nicht viel – weniger als einen halben Fingerbreit und das noch mit Soda verdünnt. Er packte einfach das Glas und trank es aus. Dann schnitt er eine schreckliche Grimasse! Man hätte glauben können, dass er Feuer geschluckt hat. Entsetzt hat er den wirklich einwandfreien Whiskey auf den Boden fallen lassen, und zehn Minuten später kippte er einfach um. Jetzt verstehe ich endlich, warum meine Tante meinem Cousin zur Bettzeit immer einen Schuss in die Milch gegeben hat. Er war ein echtes Monster!« Sie grinste und blies die Backen auf, um dann langsam die Luft entweichen zu lassen. »Mein Gott, da plappere ich, und dabei wolltest du doch etwas von mir wissen. Oh!«
    Ich wollte mich gerade ebenfalls hinsetzen, hielt aber inne, als Mara mich verblüfft anstarrte. »Was ist?«
    »Da hängt etwas an dir. Irgendetwas Magisches.«
    Ich sah an mir herab. »Das muss dieser verdammte Poltergeist sein! Ich kann nichts sehen.«
    »Natürlich kannst du das nicht sehen. Das wäre ja so, als ob du versuchen würdest, deinen Hinterkopf ohne Spiegel anzuschauen. Jedes Mal, wenn du hinsiehst, bewegt es sich nach hinten. Ich könnte natürlich versuchen, es einfach abzuziehen …«

    Aber ich hatte eine bessere Idee. »Nein, warte. Wenn ich damit verbunden bin, dann kann ich dem Faden folgen, um herauszufinden, wo er mich hinführt.«
    »Willst du das denn herausfinden?«
    Ich dachte nach. »Vielleicht. Kannst du ihn später abziehen?«
    »Ja, glaube schon. Ich wüsste nicht, warum nicht. Es ist ja nicht das Gleiche wie dieser Knoten, den dieses Monster in dich gepflanzt hat. Aber vielleicht hat der den Faden angezogen. Wie ein Magnet. Die Dinge aus dem Grau kleben oft wie Klettbänder aneinander.«
    »Hoffentlich passiert das nicht allzu oft.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich. Bisher ist es ja auch noch nie passiert. Warte, ich hole schnell einen Spiegel, damit du es sehen kannst.«
    »Einen Spiegel …«
    Mara war bereits aufgesprungen und eilte aus dem Zimmer. Ich zuckte mit den Achseln und setzte mich auf das Sofa, um den gemütlichen Knarzgeräuschen zu lauschen, die das alte Haus von sich gab. Albert schwebte herein und kreiste einmal durch den Raum, ehe er sich wieder in Luft auflöste. Ich entspannte mich und ließ das Grau in mich fließen, wie es wollte. Deutlich konnte ich den wuchernden, goldenen Wein aus Maras Schutzzaubern erkennen, der über dem Haus lag. Ohne den wilden Nashornjungen war das Heim der Danzigers ruhig und wesentlich angenehmer als mein Appartement. Auch der Poltergeist schien, ebenso wie die meisten anderen Wesen aus dem Grau, nicht bis hierher vorzudringen.
    Mara kehrte mit Ben und einem kleinen silbernen Handspiegel ins Wohnzimmer zurück. Ben setzte sich auf ein Sofa, und Mara reichte mir den Spiegel.

    »Zuerst muss ich aber den Zauber in Ordnung bringen«, sagte sie und begann den

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