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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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genauer betrachten.«
    Ich seufzte. »Erwartest du etwa, dass ich mich jetzt gleich hineinstürze und diesem Ding hinterherjage?«
    »Ausgezeichnete Idee! Warum nicht?«, entgegnete sie und machte es sich wieder auf dem Sofa bequem. »Dann können wir auch herausfinden, was möglich ist und was
nicht. Ich werde Albert bitten, dich im Auge zu behalten – nur für den Fall, dass du ihn brauchst.«
    »Ich glaube, ich schaffe das inzwischen auch ohne Bewacher«, meinte ich.
    »Trotzdem«, erwiderte Mara. »Am besten versuchst du das Grau ein wenig zu biegen, wenn du dich in seinem Inneren befindest.«
    »Du meinst so, wie ich das mache, wenn ich es um mich herumwickele? Aber das isoliert mich doch eher vom Grau. Dann kann ich mich nicht darin bewegen. Wieso soll ich es überhaupt biegen?«
    »Auf diese Weise kannst du die Schichten hin und her schieben, bis du ein Loch findest, durch das du schlüpfen kannst, um dem Faden zu folgen. Du hast doch selbst gesagt, dass das Grau aus Schichten zu bestehen scheint. Es müsste eigentlich leichter sein, eine einzelne Schicht etwas beiseitezubiegen, als den ganze Rand um dich herumzuziehen. Du solltest in der Lage sein, die Schichten auf dieselbe Weise zu bewegen, wie du das bereits mit dem Schild tust. Probiere es doch einfach aus. Geh hinein und sieh dich um. Wenn du irgendwelche Schichten siehst, versuch sie zu schieben oder auch an ihnen zu ziehen, um sie so beiseitezudrängen.«
    Es klang zwar verrückt, aber das tat es im Grunde ja immer. Ich zuckte hilflos mit den Achseln, atmete langsam ein und ebenso langsam wieder aus und ließ dann die Welt des Normalen hinter mir, um in den Nebel einzutauchen.
    Das Wohnzimmer der Danzigers war trotz des Alters ihres Hauses nicht so stark von Erinnerungen an Möbel und das Leben anderer Leute bevölkert, wie das sonst in Häusern der Fall war. Mara hatte viel davon entfernt, als sie hier einzogen, auch wenn noch einige Schatten und Gestalten
zu sehen waren. So befand sich zum Beispiel die buckelige Form eines alten Sofas nur wenige Meter von mir entfernt. Im Grau hatte es die Eigenschaften einer Erinnerung. Ich ging darauf zu und blickte zuerst zur Seite und dann gerade hindurch – durch dicke und dünne Nebelschichten und kalte Strömungen. Das Sofa flackerte ein bisschen und schien etwas flacher zu werden, wenn ich es von einem bestimmten Blickwinkel aus betrachtete. Ich folgte mit meiner Hand meinen Augen und schob.
    Das Geistersofa verformte und bog sich. Ich packte es und zerrte daran. Es glitt beiseite. Offenbar war ich tatsächlich in der Lage, das zu tun, was Mara mir vorgeschlagen hatte. Aber ich verstand noch nicht ganz, was ich damit bezwecken sollte. So konnte ich höchstens die Möbel im Grau loswerden, die meine Wohnung und mein Büro verunstalteten.
    Ich kehrte in die Normalität zurück, wobei ich stärker als sonst keuchte.
    »Ich kann es«, erklärte ich etwas atemlos. »Ich weiß zwar noch immer nicht, was ich damit anfangen soll, aber zumindest kann ich die Möbel verrücken. Es ist allerdings ziemlich anstrengend.«
    Mara schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das Anstrengende ist der Faden des Poltergeists, der dir deine Energie raubt. Man braucht zwar eine gewisse Übung, um im Grau Dinge hin und her zu schieben, aber allzu viel Kraft sollte es dich nicht kosten, denn dann müsstest du ja die ganze Zeit erschöpft sein.«
    »Das war ich früher auch – immer!«
    »Jetzt aber nicht mehr. Schon seit langem nicht mehr – oder?«
    »Stimmt. Ich gewöhne mich allmählich an diese Welt,
und das Grau scheint auch nicht mehr zu versuchen, mich umzubringen.«
    Ben sah mich mit einer seltsamen Miene an.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Ich habe noch nie gesehen, wie du das machst. Es ist recht faszinierend.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was daran faszinierend sein soll.«
    »Du löst dich allmählich in Luft auf. Ich meine, du bist zwar noch immer da, aber man könnte dich leicht übersehen. Im Grunde siehst du ein bisschen so aus, wie sich die meisten Leute ein Gespenst vorstellen.«
    Ich rollte mit den Augen. »Na, super.«
    Ben sah mich noch immer begeistert an.
    Also wandte ich mich wieder an Mara. »Ich bin mir noch immer nicht sicher, was das Ganze soll.«
    »Nun, wenn das Grau tatsächlich aus verschiedenen Schichten besteht, dann hat es bestimmt auch verschiedene Zeitebenen.«
    »Ja, das hat es«, mischte sich Ben ein. »Wir haben doch bereits darüber gesprochen. Im Grau existieren Erinnerungsschleifen. Im

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