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Poltergeist

Titel: Poltergeist
Autoren: Kat Richardson
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haben.«
    »Doch, das will ich.« Er streckte mir eine Hand entgegen.
    Ich stand auf und hielt die Destillierblase fest. Zwar stand mir sein Stuhl im Weg, doch ich war schlank und schnell genug, um ihm entkommen zu können – sogar mit einem angeschlagenen Knie und einem geschundenen Körper.
    »Wenn Sie das wollen, dann besorgen Sie sich erst einmal einen Durchsuchungsbefehl.«
    Er sah mich scharf an, und ich erwiderte seinen Blick. Auf keinen Fall wollte ich ihm die Flasche überlassen, aber vielleicht schaffte ich es, ihn davon abzulenken. »Warum bitten Sie nicht Amanda Leaman, die Person zu identifizieren, die am Montag vor seinem Tod mit Mark gestritten hat?«, schlug ich vor. »Es würde mich überraschen, wenn sie Ian Markine nicht eindeutig identifizieren könnte.«
    Ich sah, dass er nachdachte. Er hatte Celias Gefängnis zwar noch nicht vergessen, aber es gab andere Dinge, denen er nachgehen musste. Außerdem konnte er mich nicht dazu zwingen, ihm das Gefäß zu überlassen, ohne mich zu verhaften oder einen Durchsuchungsbefehl zu erwirken. Er wusste, dass er mich nicht einschüchtern konnte.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte ich.

    »Wohin?«
    »Ich möchte mich umziehen.«
    Solis nickte. Er wirkte wieder verärgert. »Ich erwarte von Ihnen noch eine etwas ausführlichere Erklärung, Miss Blaine.«
    »Am Montag. Falls ich bis dahin nicht mehr so stinke.«

NEUNUNDZWANZIG
    I ch starrte wie gebannt auf das wirbelnde, wütende Wesen in der Flasche. Es fiel mir schwer, es nicht ständig anzusehen, während ich zu den Danzigers fuhr. Ich wollte das Ding so schnell wie möglich loswerden – sowohl das Gefängnis als auch seinen Bewohner -, auch wenn das nicht von Dauer sein konnte. Noch war ich mir nicht sicher, wie ich es für immer aus meinem Leben verbannen würde. Hoffentlich hatten Mara und Ben eine Idee.
    Nach der Dusche stellte ich fest, dass ich gar nicht so schlimm aussah, wie ich befürchtet hatte. Ziemlich viel hatte sich als Schmutz und Dreck herausgestellt. Den Großteil meiner Klamotten musste ich wegwerfen, denn sie stanken wie ein in der Sonne verfaulter Fisch. Ich wollte lieber nicht wissen, worum es sich tatsächlich handelte. Hoffentlich waren zumindest meine Stiefel und meine Jacke zu retten.
    Zu meiner Überraschung hatte ich nur einige Kratzer abbekommen. So musste ich wenigstens nicht herausfinden, ob Geisterbakterien Krankheiten übertrugen. Es wäre sonst sicher typisch für mich gewesen, auf einmal der Grippe von 1918 oder irgendeiner ausgestorbenen Form der Pocken zu erliegen. Vorsichtshalber nahm ich ein paar Tabletten und wickelte eine Bandage um mein Knie. Ich fühlte mich zwar
etwas steif, und alle Glieder taten mir weh, aber insgesamt ging es mir erstaunlich gut.
    Als ich die Stufen zu den Danzigers hochstieg, tauchte Albert so plötzlich neben mir auf, dass ich zusammenzuckte. Er starrte auf das Geistergefängnis, das sich in seiner kleinen Brille widerspiegelte. Ich fragte mich, wieso die Destillierblase in der Erinnerung einer Brille ein Spiegelbild haben konnte, aber vermutlich reflektierten Geistererscheinungen andere Geisterdinge. Vielleicht sah ich auch nur den Inhalt der Flasche in Alberts Brillengläsern.
    Mara öffnete die Tür, und er schwebte ins Haus, ohne jedoch ganz zu verschwinden. Er musterte mich vielmehr weiterhin neugierig und schien zu erwarten, dass ich ihm das Gefäß gab. Ich sah ihn tadelnd an.
    »Albert verhält sich seltsam«, sagte ich zu Mara.
    »Ich vermute, dass es dieses Ding ist«, antwortete sie und zeigte auf die Flasche. »Sieht ja auch interessant aus.«
    »Ich hätte es beinahe einem Kommissar überlassen müssen«, erklärte ich, als ich im Haus war. »Er dachte, dass es sich um ein Beweisstück handelt.«
    Über uns war ein dumpfer Knall zu hören. Mara schien ihn gar nicht zu bemerken.
    »Und? Ist es das?«, wollte sie wissen.
    »Ja, schon. Aber er hätte die Flasche als Erstes den Forensikern überlassen, und die hätten dann den Korken herausgezogen. Dann wäre Celia wieder frei. Ehrlich gesagt, hat es nicht sonderlich viel Spaß gemacht, sie da hineinzubekommen.«
    »Der Poltergeist ist da drin? Dann hat es funktioniert! Freut mich, dass wir nicht immer totalen Blödsinn von uns geben. Komm doch ins Wohnzimmer. Ben ist gerade
mit Brian nach oben gegangen. Am besten bringen wir das an einem Ort unter, wo kleine Hände nicht drankommen.«
    Mara stellte den Alembik auf das oberste Brett eines niedrigen Bücherregals. Sie sicherte ihn mit
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