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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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stört dich, dass ich jemanden getötet habe – nicht wahr?«
    »Ja, tut es. Dich hat es auch mal gestört, weißt du noch?«
    Er nickte und zog die Augenbrauen hoch. »Ja, stimmt. Manchmal vergesse ich, dass wir nicht gleich sind. Wir haben so viel miteinander erlebt, dass ich das Gefühl habe, du müsstest alles von mir wissen.«
    »Das will ich aber nicht.«
    »Schon verstanden. Aber eines solltest du doch wissen. Ich habe ihn nicht getötet, denn sonst wäre er bereits in der nächsten Nacht wieder unterwegs gewesen. Es ist alles etwas komplizierter …«
    Ich hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. »Bitte. Sag nichts weiter.«
    Er sah mich überrascht an, blinzelte und zuckte dann mit den Achseln. »Okay.«
    »Ich suche eigentlich Carlos.«
    »Er ist nicht da. Aber er meinte, du könntest im Büro auf ihn warten, wenn du willst.« Cameron zeigte auf eine Tür. Ich bemerkte die große Narbe an der Unterseite seines Handgelenks. Er registrierte meinen Blick, sagte aber nichts, sondern ließ stattdessen die Hand sinken. Dann lächelte er mich unsicher an und bemühte sich darum, auch im Grau so undurchdringlich wie möglich zu wirken. »Er sollte eigentlich bald zurück sein.«
    Ich nickte und ging in Carlos’ Büro. Die Verletzung an Camerons Arm ging mich nichts an. Was Carlos ihm beibrachte und wie das geschah, war nicht meine Angelegenheit. Und ich wollte es auch nicht zu meiner machen.
    Ich konnte das Hämmern aggressiv erotischer Musik über mir hören, als ich mich auf dem Stuhl im Büro niederließ.
Es war Samstagabend kurz nach acht, und die Peepshow kam anscheinend gerade so richtig in Fahrt. Für einen Moment dachte ich daran, meinen Fuß auf eine der Schachteln, die an der Wand standen, zu legen, um mein verletztes Knie zu entlasten, doch dann hielt ich es für besser, einem Vampir eine solche Einschränkung nicht zu zeigen – vor allem, wenn dieser Vampir Carlos hieß. Cameron hatte nichts zu meinem Humpeln gesagt, auch wenn er es bestimmt bemerkt hatte, genauso wie mir sein Handgelenk nicht entgangen war.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, überlegte ich mir, ob es ein Zeichen von Vertrauen war, in einem düsteren Zimmer warten zu dürfen, in dem sich ein Safe voller Münzen und kleinen Scheinen sowie zahlreiche Schachteln mit Sexspielzeugen und M&S-Ausstattungen befanden, die sicher mehrere tausend Dollar wert waren. Natürlich konnte es sein, dass Carlos die Waren mit irgendeinem Totenbeschwörer-Fluch belegt hatte, der einen Dieb in einen stinkenden Fleischklumpen verwandelte. Der Gedanke ließ mich erschaudern, und ich legte eine Hand auf mein Knie, um zu sehen, wie heiß es war.
    Dann schloss ich für einen Moment die Augen. Ich fühlte mich auf einmal sehr erschöpft. Ich hatte mich seit dem Morgen drei Mal ins Grau begeben und es gerade vor wenigen Minuten noch einmal berührt, als ich Camerons Aura betrachtet hatte. Mein Knie und meine Schulter schmerzten, wenn auch nicht so schlimm wie damals, als ich noch professionell als Tänzerin gearbeitet hatte. Das leichte Kopfweh und die dumpfe Übelkeit waren störender, denn beides verband ich mit dem Grau. Ich wusste, dass es dagegen keine Pillen gab. Die Übelkeit wurde schlimmer, und mir war auf einmal kalt. In diesem Moment öffnete sich die Tür.

    Ich schlug die Augen auf und sah Carlos, der mich ausdruckslos musterte. Für einen Moment blieb sein Blick an meinem Knie hängen.
    »Dein Poltergeist ist wohl ziemlich grob.«
    »Könnte man so sagen.« Ich schwieg, während er ins Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss. Dann sagte ich: »Cameron scheint es gut zu gehen …«
    Er winkte ab, während er sich neben mich stellte. »Ich habe heute Abend sehr wenig Zeit für dich.« Seine Augen musterten mich eingehend, wenn auch diesmal ohne Zorn. Heute wirkte er nur ungeduldig.
    »Ich brauche nicht viel. Ich habe den Meister des Poltergeists gefunden und das Ding in einer Flasche gefangen. Das kann natürlich nur eine vorübergehende Lösung sein …«
    Seine Augen glühten. »Ja, stimmt.«
    Ich nickte und fuhr fort. »Theoretisch sollte der Geist genug geschwächt werden, um sich aufzulösen, wenn sich die Gruppe nicht mehr für ihn interessiert. Aber ich befürchte, dass ich nicht so lange warten kann. Ich habe herausgefunden, dass man auch seine Eigenschaften und sein Bild zerstören kann, damit er sich schneller auflöst. Aber ganz sicher bin ich mir nicht. Ich muss das Ding so schnell wie möglich loswerden, und du bist der Experte.

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