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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Tod hatte mich schwer getroffen, denn die Möglichkeit, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging, kam mir immer wahrscheinlicher vor.
    Mein Blick durch das Grau in seinem Appartement hatte mir einfach zu viele seltsame Eindrücke vermittelt, als dass
es sich um einen ganz normalen Mord handeln konnte. Die Vorstellung eines übernatürlichen Killers passte mir überhaupt nicht. Aber noch wusste ich nicht, womit wir es hier zu tun hatten – mit einem Poltergeist oder vielleicht doch mit einem besonders bösartigen Menschen?

SECHS
    O ld Possum’s Books gehörte zu den ersten Läden, die ich regelmäßig besuchte, nachdem ich nach Seattle gezogen war. Es war ein Geschäft, das bis oben hin voll war mit Büchern, seltsamen Dingen und abgewetzten, gemütlichen Sesseln. Dort konnte man stundenlang in alten Büchern blättern und dazu eine Tasse frischen Kaffee genie ßen.
    Das erste Mal war ich nur zufällig in das Antiquariat gestolpert, als ich mich bei der Wohnungssuche vor einem der typischen Platzregen retten wollte, die in Seattle meist etwa eine Viertelstunde andauern. Zwei Stunden später war ich noch immer in einem Sessel versunken gewesen, einen Stapel Bücher und eine Tasse Kaffee neben mir. Der Regen hatte schon lange aufgehört. Die Ladenkatzen waren alle nacheinander vorbeigekommen, um sich ausführlich von mir streicheln zu lassen.
    Zwei von ihnen waren sogar bei ihren Runden über die Bücherregale auf meinen Schoß gefallen. Haare auf meiner Jeans und Jacke zeugten davon, dass sie mir ihr Katzen-Gütesiegel verpasst hatten. Der Stapel Bücher, für den ich noch nicht einmal ein Regal, geschweige denn eine Wohnung hatte, half ebenfalls, mich in die bunt gemischte Gemeinschaft, die diesen Laden ausmachte, aufzunehmen.
Die Tatsache, dass ich seltsame alte Dinge liebte, sprach außerdem für mich.
    Phoebe Mason, die Besitzerin, schien sich noch immer als meine Adoptivmutter zu fühlen, auch wenn sie nicht wesentlich älter war als ich. Wie beim ersten Mal, stand sie auch jetzt hinter der Ladentheke, als ich eintraf. Auch diesmal regnete es wieder, und so schüttelte ich mich unter der Tür, während sie mich erfreut anlächelte.
    »Hi, Fremde!«, rief sie mit einem Akzent, der noch immer an ihre Kindheit in Jamaika denken ließ. »Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt? Und wann kaufst du dir endlich mal einen richtigen Mantel?« Sie winkte einen ihrer Angestellten zu sich, damit er ihren Platz hinter der Kasse einnahm, und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Nachdem sie mir die Jacke abgenommen hatte, hängte sie diese an einen Garderobenständer neben der Tür.
    Ein Schild über den Kleiderbügeln warnte: WER EINEN MANTEL STIEHLT, WIRD SEIN BLAUES WUNDER ERLEBEN.
    »Hi, Phoebe. Ich wollte dich etwas fragen. Hast du gerade ein bisschen Zeit?«
    »Klar! Schauen wir doch kurz bei der Espresso-Maschine vorbei. Meine Lakaien können den Laden währenddessen schon schmeißen.«
    Ich wusste nicht mehr genau, wann sich die Bezeichnung »Phoebe und ihre Lakaien« durchgesetzt hatte, aber ihre Stammkunden und die Mitarbeiter verwendeten immer diesen Ausdruck. Irgendwie erinnerte er an den Titel eines erotischen Romans des achtzehnten Jahrhunderts, was allen zu gefallen schien.
    Ich folgte Phoebe nach hinten, wo sie einen ihrer Lakaien von der Espresso-Maschine verscheuchte und ihm befahl,
die Regale zu bewachen. Wir waren jetzt allein in dem Alkoven, in dem sich nicht nur die Kaffeemaschine, sondern auch ein künstlicher Kamin und ein großer Kaminsims aus Pappmaschee samt zweier gotischer Wasserspeier befand. Einer der Wasserspeier wirkte irgendwie magenkrank, wie er sich so schwächlich gegen die Wand lehnte. Ein Verkehrsspiegel hing von der Decke herab, sodass man auch vom Alkoven aus stets die Kasse im Blick hatte.
    Ich blieb vor einem Regal stehen und spielte mit ein paar Büchern und dem Nippes herum, die dort aufbewahrt wurden. Ich brauchte Informationen, aber auf einmal wusste ich nicht mehr so recht, wie ich eigentlich anfangen sollte. Es fiel mir besonders schwer, nichts von Marks Tod zu verraten und so mein Versprechen Solis gegenüber zu halten. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, jemanden, den ich nicht kannte oder mochte, zu einem Menschen zu befragen, der mir noch nie über den Weg gelaufen war.
    Hinter mir zischte der Milchschäumer der Espresso-Maschine. Eine Minute später gab mir Phoebe einen sanften Stoß in die Rippen und reichte mir eine große Tasse Kaffee. »Setz dich und

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