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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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schilderte das Aussehen des Mannes, wie es mir Cameron zuvor erklärt hatte, und versuchte dabei, die kalte Präsenz der Toten zu ignorieren.
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass sicher auch Mark Lupoldis Leichnam hier aufbewahrt wurde. Wieder musste
ich an sein entsetztes Gesicht beim Anblick seines Mörders denken, und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.
    Die Studentin machte einige Anrufe und sah in irgendwelchen Listen nach. Schließlich wurde ich von einem jungen Mann, der sich Fish nannte, in den Kühlraum im hinteren Bereich des Leichenschauhauses geführt. Eine kleine Prozession aus Geistern folgte uns den schmalen Gang entlang. Die meisten Besucher sahen sich die Verstorbenen auf einem Monitor in einem separaten Raum an, doch da die Nachtschicht bald zu Ende ging, blieb zu dieser Prozedur nicht genügend Zeit. Jetzt wollte nur noch jeder so schnell wie möglich nach Hause. Genau damit hatte ich gerechnet.
    Der tote Mann, den ich mir ansehen sollte, lag also direkt vor mir. Die Geister des Grau reihten sich um ihn auf und schienen wissen zu wollen, warum gerade er so wichtig war. Er sah nicht nach viel aus, wie er da auf seiner Metallbahre lag. Ein alter Mann mit schlohweißen Haaren und zerrissener Kleidung, der tot war. Schlicht und ergreifend tot.
    Ich betrachtete ihn aus verschiedenen Blickwinkeln, konnte aber nichts Auffallendes entdecken – nicht einmal ein Anzeichen dafür, was Cameron mit ihm gemacht hatte. So weit es ging, wagte ich mich in das Grau vor. Doch nirgends konnte ich auch nur einen Anschein von Lebenskraft erkennen, von dem dunkelroten Strahlenkranz, der die meisten Vampire im Grau umgab, ganz zu schweigen. Ich schloss die Augen und dankte jedem Gott, der möglicherweise ein Interesse daran hatte, dass ich es mit einem toten Stück Körper zu tun hatte, in dem nicht einmal mehr ein Geist hauste.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht der Mann.«
    »Sind Sie sich sicher?«, fragte Fish. »Sie haben sich ihn aber sehr genau angesehen.«

    »Er hat auch eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem, den ich suche. Der Bart hat mich etwas irritiert. Aber er ist es nicht. Tut mir leid, wenn ich Ihnen unnötige Umstände gemacht habe.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Nicht der Rede wert. Wenigstens sucht mal jemand nach einem dieser Toten. Das lässt mich zumindest hoffen, dass der Mann doch noch identifiziert werden kann.«
    Ich sah zu, wie Fish den Leichnam in sein Kühlfach zurückschob. »Tun Ihnen diese Leute leid?«, wollte ich von ihm wissen.
    Er nickte. »Ja, schon. Keiner sollte ewig in einer solchen Schublade liegen müssen. Einige von den Leichen hier können seit mehr als zehn Jahren nicht identifiziert werden. Das ist doch schrecklich.«
    Ich musste ihm recht geben. Die Vorstellung war verstörend.
    Als ich ging, folgte mir eine makabere Schar von Gespenstern, fast so, als ob ich der Rattenfänger von Hameln für die Toten wäre.
    Die Geister ließen mich bis zur Tür, die zum Parkplatz hinausführte, nicht allein. Dort aber lösten sie sich mit einem Seufzer von mir und verschwanden. Als ich einen Blick über die Schulter warf, war keiner mehr zu sehen. Ich vermutete, dass sie aus dem Leichenschauhaus hinausgewollt hatten, um endlich das Krankenhaus verlassen zu können, wo einige von ihnen bestimmt gestorben waren. Endlich war es ihnen gelungen, von hier wegzukommen. Meine gute Tat für diesen Tag.
    Ich dachte an die Toten, die schon so lange dort lagen und nie identifiziert wurden, und konnte nur hoffen, dass es dem alten Mann nicht ebenso ergehen würde.

NEUN
    Z urück im Büro am Pioneer Square vergrub ich mich in Arbeit. Ich erledigte einige Anrufe und kümmerte mich um die übrigen Fälle, die für meine Miete und die Rechnungen aufkamen.
    So hoffte ich nicht länger an die Geister denken zu müssen, die im Leichenschauhaus in der Falle saßen, oder an die namenlosen Toten in ihren kalten Stahlschubladen. Um mich abzulenken, rief ich nach einer Weile die Danzigers an.
    Das Telefon klingelte zweimal, ehe Mara abhob.
    »Wie geht es dir, Harper?«, fragte sie, und wieder einmal schien ihr irischer Akzent über die Worte zu plätschern wie ein Bach, der über glatte Steine fließt. »Wir haben lange nichts mehr von dir gehört.«
    »Ich bin ziemlich beschäftigt gewesen«, wich ich aus. In Wirklichkeit fand ich es zunehmend schwieriger, ihr Kind zu ertragen, und hatte sie bewusst nicht mehr aufgesucht. »Ich wollte eigentlich mit Ben über ein Geister-Projekt und

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