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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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einige andere Dinge sprechen. Hätte er heute Zeit für mich?«
    »Warte, ich frage ihn.« Sie legte ihre Hand über die Sprechmuschel, sodass ich einige Minuten lang kaum etwas hören konnte. Als sie wieder in den Hörer sprach, war
ein lautes Weinen und Stampfen im Hintergrund zu vernehmen. Ich musste mich stark konzentrieren, um zu verstehen, was sie sagte. »Ben meint, dass er heute den ganzen Tag über hier sei. Er hat sich dieses Semester freigenommen, um sich um Brian zu kümmern. Ich habe dagegen einen geradezu unmöglichen Stundenplan und bin mir nicht sicher, wie ich das alles schaffen soll. Kommst du später vorbei?«
    »Ja, gerne. Wann wäre es euch recht?«, erkundigte ich mich.
    Sie schnaubte belustigt. »Das ist uns ziemlich egal. Komm einfach, wann du willst, und wenn du gerade lautes Schreien und Stampfen hören solltest, geh weiter und komm später wieder. Ich schwöre dir, wer auch immer gesagt hat, dass kleine Jungen gleich nach der Geburt in ein Fass gesteckt und nur noch durch ein Loch gefüttert werden sollten, hatte verdammt recht!«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Als eine Frau, die sich bewusst gegen Kinder entschieden hatte, war ich immer davon ausgegangen, dass die meisten Eltern überhaupt nicht merkten, wie unerträglich ihre kleinen Lieblinge sein konnten. Anscheinend traf das nicht auf alle zu.
    »Okay, mache ich«, erwiderte ich.
    Mara seufzte. »Am besten achtest du erst gar nicht darauf, was ich so von mir gebe. Komm einfach, wann du willst. Du weißt, dass du immer willkommen bist, und Ben wird es sicher genießen, endlich mal mit einem Erwachsenen sprechen zu können, der nicht so unter Dauerschock steht wie wir beide. Ich muss jetzt los. Heute steht ein Institutsmeeting mit dem Oberfossil an.«
    »Gut, Mara. Und viel Glück mit dem Fossil.«
    Sie lachte laut. »Danke, kann ich brauchen.«

    Nun hatte ich mich genau in die Lage manövriert, in der ich eigentlich nicht sein wollte. Aber so schlimm würde es bestimmt nicht werden. Schließlich konnte ich jederzeit flüchten, wenn es mir zu viel wurde, denn Brian war ja zum Glück nicht mein Sohn.
    Ich legte auf und surfte etwas im Internet, um einige Informationen über vorgetäuschte Séancen zu finden, konnte aber wenig entdecken. Nach einer Weile gab ich auf und machte mich auf den Weg zu den Danzigers. Ich wollte wissen, was es mit dem Philip-Experiment auf sich hatte, das Tuckman als Vorlage für sein Projekt benutzte.
    Das Haus der Danzigers befand sich im Queen-Anne-Viertel, nur eine kurze Fahrt den Hügel hinauf, über dem die berühmte Space Needle von Seattle thront. Obwohl es in dieser Gegend meistens recht schwer war, einen Parkplatz zu finden, gelang es mir stets, mich in einem Umkreis von etwa fünf Metern zu dem hellblauen Haus in eine Lücke zu drängen. Ich hatte mich schon oft gefragt, ob Mara die Straße durch einen Zauber freihielt, oder ob es etwas mit den sanften Energiestrahlen des Grauen Netzwerks zu tun hatte, das unter dem Haus lag. Was auch immer es sein mochte – jedenfalls schaffte ich es auch diesmal wieder, direkt vor dem Haus der Danzigers zu parken.
    Ich ging gerade die Stufen zur Veranda hinauf, als die Tür aufgerissen wurde und eine schwarzhaarige Dampfwalze direkt gegen meine Knie raste. Brian traf mich mit seinem Kopf, und er kreischte begeistert auf.
    »Pass auf!« Ich wankte etwas zurück und hielt mich an einem der Holzpfosten fest, um nicht von der Veranda gestoßen zu werden und in den Rosenbüschen zu landen. Brian stolperte und fiel mit einem noch lauteren Kreischen kopfüber auf den Fußabstreifer.

    Aus dem Augenwinkel entdeckte ich einen Geist, der sich in der Nähe der offenen Tür zeigte. Ich musterte Albert. Der gespenstische Mitbewohner der Danzigers schwebte auf der Schwelle des Hauses. Ein schiefes Lächeln huschte für einen Moment über sein Gesicht, ehe er verschwand. Brian plärrte nun aus Leibeskräften. Da er keine Geschwister hatte, schien er sich auf das körperlose Wesen zu konzentrieren, das er abwechselnd als Prügelknabe und als Sündenbock benutzen konnte.
    Ich hörte schnelle, schwere Schritte, die sich näherten, und Ben Danziger erschien nun in der Tür. »Brian! Mein Gott, was ist denn jetzt wieder los?«
    »Papa!«, jubelte der kleine Junge, rollte sich auf den Rücken und streckte seinem Vater die Arme entgegen.
    Ben blieb auf der Schwelle stehen und sah mich an. »Hi, Harper. Hat dir Brian einen seiner Rammstöße verpasst?«
    Ich klopfte mir die Hosenbeine

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