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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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»Mädchen! So geht das nicht. Komm sofort hierher. Aber diesmal kriegst du keinen Kaffee von mir. Ich bin noch immer verdammt wütend auf dich!«
    Ich atmete erleichtert auf. »Okay. Ich kann meine Bestrafung auch ohne Koffein ertragen.« Das stimmte zwar, aber in Wahrheit hätte ich gern eine Tasse getrunken, da ich bereits den ganzen Tag ohne ausgekommen war und zudem wenig geschlafen hatte. Doch offensichtlich würde ich so lange warten müssen, bis Phoebe mir verziehen hatte.
    Ich betrat also das schwach erleuchtete Büro und setzte mich auf einen Stuhl, der für den Laden zu wackelig war. »Es tut mir wirklich leid, Phoebe«, begann ich. »Wann hast du erfahren, dass Mark tot ist?«
    Sie ließ sich hinter ihrem Schreibtisch nieder und rutschte mit dem Stuhl so weit zurück, dass ihr Gesicht von den Lampen nicht mehr beleuchtet wurde. Ich konnte noch immer die flackernden Farben sehen, die ihre Enttäuschung und Wut im Grau hinterließen. »Gestern Nachmittag. Irgendein Inspektor kam vorbei, um mit mir zu sprechen.«
    »Lateinamerikanischer Abstammung?«
    »Genau der.« Der Stuhl knarzte, als sie nickte, und ich hörte, wie sie leise schniefte. Auch wenn ich ihre Miene
nicht erkennen konnte, wusste ich doch, dass sie das Ganze mit Mark sehr mitgenommen haben musste. »Warum hast du am Mittwoch nichts zu mir gesagt? Warum musste ich von einem wildfremden Menschen erfahren, dass Mark tot ist?«
    »Inspektor Solis bat mich, es dir nicht zu sagen. Und ich wollte auch nicht, dass du das Gefühl hast, nichts Schlechtes über Mark erzählen zu dürfen, nur weil er tot ist. Wir müssen beide herausfinden, wer er wirklich war und was er gemacht hat. Und außerdem wollte Solis so in Erfahrung bringen, ob jemand bereits von seinem Tod wusste.«
    »Wir jedenfalls nicht.«
    »Wer war denn hier, als Solis zu euch kam?«
    »Jules, die arme Amanda und ich. Ich musste Amanda in einem Taxi nach Hause schicken. Sie begann so heftig zu weinen, dass ihre Augen ganz verquollen waren. Da wollte ich sie nicht im Bus nach Hause fahren lassen.«
    »Und was wollte Solis von euch wissen?«
    »Mehr oder weniger dasselbe wie du. Wie lange er hier gearbeitet hat, wie er so war, ob er sich in letzter Zeit anders benommen hat als sonst, wer seine Freunde waren. All solche Sachen eben. Ich habe ihm sogar von dem Poltergeist erzählt, aber das schien ihn nicht besonders zu interessieren, sodass ich auch nichts von dem Unfall erwähnte.«
    »Von welchem Unfall? Mir hast du auch nichts von einem Unfall erzählt.«
    »Natürlich habe ich das! Ich habe dir doch gesagt, dass einige Gegenstände heruntergefallen sind.« Sie zuckte mit den Achseln. »Es war keine große Sache. Vor ein paar Tagen räumte Mark hinten im Laden in der Nähe der Espressomaschine einige Bücher in ein Regal, während er gleichzeitig mit einem Kunden sprach. Auf einmal fiel einer der
Wasserspeier vom Kaminsims und flog wie von Geisterhand in das Regal, vor dem Mark gerade kniete. Ein großes Buch stürzte herab und traf ihn mitten vor die Brust, woraufhin Mark zu Boden ging. Der Kunde, mit dem er gerade gesprochen hatte, stürzte laut schreiend aus dem Laden.«
    »Wer war der Kunde?«
    »Keine Ahnung. Ich war am Montag nicht hier. Genau – es war nämlich ein Montag. Amanda hat das Ganze im Spiegel gesehen.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. »Amanda hat es also beobachtet? War dieser Kunde ein Mann oder eine Frau?«
    Phoebe hob ungeduldig die Hände. »Wie gesagt – keine Ahnung. Frag am besten Amanda!«
    »Hat sonst noch jemand diesen Unfall gesehen?«
    »Na ja, Mark natürlich.«
    »Ich meine außer Mark, Amanda und dem Kunden.«
    »Ich glaube nicht. Montags ist nie viel los. Aber warum ist das so wichtig? Dieser blöde Wasserspeier hat Mark nicht umgebracht, und der Kunde hat ihn auch nicht nach Mark geworfen. Amanda meinte nur, dass er wie von selbst auf Mark zugeflogen gekommen wäre.«
    Ich betrachtete Phoebe im Grau. Ein trauriges grau-grünes Gewimmel umgab sie nun. Ihre Lakaien gehörten genauso zu ihrer Familie wie ihre große richtige Verwandtschaft. Auch wenn sie auf mich wütend war, weil ich ihr nichts über Marks Tod gesagt hatte, überwog doch die Trauer. Ich wollte ihr nicht noch mehr zusetzen, indem ich ihr sagte, dass Amanda nun möglicherweise eine der Hauptverdächtigen in diesem Mordfall war. Sie gehörte nicht nur zu den früheren Freundinnen von Mark, sondern war offenbar auch die einzige Zeugin eines Angriffs gewesen, der sich wahrscheinlich nicht

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