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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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beweisen ließ.

    Wenn Solis davon erfuhr, würde sie bestimmt auf seiner Verdächtigenliste weit nach oben rücken. Die Chancen, diesen geheimnisvollen Kunden zu finden, standen nicht sehr gut – wenn es ihn überhaupt gegeben hatte. Solis würde das Ganze bestimmt genauso sehen wie ich. Es schien ganz so, als ob ich mich zwischen zwei Übeln entscheiden müsste: Entweder würde ich Phoebe weiterhin etwas vorspielen oder sie noch mehr verletzen müssen.
    Ich seufzte. »Phoebe, du weißt doch sicher, dass Solis Marks Tod als Mordfall behandelt?«
    Sie winkte ungeduldig ab. »Natürlich weiß ich das. Das hat er uns gesagt. Jemand ist in Marks Appartement eingebrochen und hat ihn umgebracht.«
    »Das hat er dir so erzählt?«
    »Natürlich! So ist das abgelaufen. Der arme, arme Mark. Armer Mark …« Sie begann zu weinen, und ihr rundes, dunkles Gesicht wurde für einen Moment von der Schreibtischlampe erhellt, ehe sie es hinter ihren Händen verbarg.
    »Ach, Phoebe, es tut mir ja so leid«, sagte ich und stand auf, um ihr einen Arm um die Schulter zu legen. »Wirklich, es tut mir alles so leid.«
    Sie zitterte und holte tief Luft. Auf einmal zeigten sich tiefrot ihre Trauer und ihr Leid. Ich schloss die Augen und drückte sie fester an mich.
    Phoebe heulte eine Stunde lang wie ein Orkan. Schließlich gelang es mir, sie in mein Auto zu setzen und zu ihren Eltern zu fahren. Die meisten Familienmitglieder befanden sich bereits im Restaurant, um sich auf den Freitagsansturm vorzubereiten. Nur ihr Bruder Hugh war daheim. Er führte Phoebe ins Haus und bat mich, noch einen Moment zu warten, bis er zurückkam.
    Wenige Minuten später stand er wieder neben mir in der
Tür. Ich erzählte ihm, was vorgefallen war, und er nickte mit ernster Miene. »Wir kümmern uns um sie, keine Angst.« Hugh hatte für einen Mann, dessen Brust so breit wie ein Buick war, eine erstaunlich weiche Stimme. »Meine Schwester hat ein großes Herz. Momentan ist das zwar ein wenig lädiert, aber das werden wir schon wieder hinbekommen. Wir kümmern uns um sie. Auch um den Laden. Poppy und Mama werden bestimmt irgendwelche Cousins oder Cousinen dazu bringen, auszuhelfen, bis Phoebe wieder auf den Beinen ist. Ich bin mir sowieso sicher, dass sie in kürzester Zeit wieder das Ruder übernehmen wird. Und dann ist sie wieder in ihrem Element.«
    Ich lächelte. »Sie scheinen Ihre Schwester gut zu kennen.«
    Er lachte. »Das sollte ich auch. Auch in unserer Kindheit hat sie schon immer das Ruder an sich gerissen. Da musste ich schnell lernen, wie man damit umgeht.« Er legte eine Hand auf meine Schulter. »Aber jetzt kümmern Sie sich erst einmal um sich selbst, Harper. Sie wissen schon, was ich meine, nicht wahr?«
    »Ja, tue ich«, erwiderte ich mit gespieltem Frust. »Ich besorge mir ein paar Steaks, die ich mir das nächste Mal anschnalle, damit Sie Poppy sagen können, dass ich zugenommen habe. Einverstanden?«
    Er lachte laut auf und verabschiedete sich von mir. Lächelnd ging ich die Stufen hinunter.
    Doch sobald ich wieder in meinem alten Rover saß, kehrte das unangenehme Gefühl zurück, dass etwas Böses in der Luft lag. Im Grunde war ich froh, mich gleich mit Solis zu treffen. Ich musste ihm sofort die Geschichte mit dem Unfall erzählen.

    Die Polizeiinspektion befand sich in dem neuen Wolkenkratzer aus Glas und Granit, wo auch das Justizministerium untergebracht war. Die neuen Büros der Polizei sahen wesentlich hübscher aus als die alten mit ihrem abgetretenen Linoleumboden und der nie erneuerten Wandfarbe.
    Allerdings hatte Solis noch immer kein eigenes Büro. Wie die meisten Ermittlungsbeamten bei der Kriminalpolizei musste auch er mit einem Arbeitsplatz zwischen aufgestellten Trennwänden vorliebnehmen, die zumindest hoch und dick genug waren, um die Geräuschkulisse des Großraumbüros etwas zu dämpfen. So konnte man zwar relativ ungestört eine Unterhaltung am Telefon führen, aber ein Gespräch unter vier Augen war im Grunde nicht möglich.
    Deshalb bevorzugte es der Inspektor, sich woanders zu treffen. Auch heute kam er zu mir in die Lobby, einen Aktenordner unter den Arm geklemmt. Gemeinsam gingen wir die steil abfallende Cherry Street hinunter zu dem Coffeeshop, der sich über dem Seattle Mystery Bookshop befand.
    Die Buchhandlung lag nur einen Block von meinem Büro entfernt, sodass es wesentlich einfacher für mich gewesen wäre, mich gleich dort mit ihm zu treffen. Aber zumindest würde ich nun zu meiner dringend benötigten

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