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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Tasche nahm und das Café verließ. Im Grunde hatte ich nicht viel Neues von Ken erfahren, außer dass er etwas zu verbergen schien, was ich herausfinden wollte. Er hatte meine Fragen zwar beantwortet,
mir aber zum Beispiel nicht erzählt, dass er zunächst Theaterwissenschaften studiert hatte, bevor er zur Kunst gewechselt war. Seine Besessenheit, was Celias Portrait betraf, schien mir etwas seltsam zu sein. Wahrscheinlich war mir irgendetwas entgangen, weil mich sein Schild im Grau irritiert hatte.
    Ich nahm nicht an, dass er von der Existenz des Grau wusste. Wenn ihm klar gewesen wäre, dass ich in diese Zwischenwelt blicken konnte, hätte er seinen Schild bestimmt nicht gesenkt. Irgendetwas hatte ihn dazu veranlasst, eine innere Wand aufzubauen, aber ich hatte keine Ahnung, was das sein konnte.
    Nach einigen Minuten legte ich das Geld für mein Frühstück auf den Tisch – die Kellnerin hatte vergessen, Kens Kaffee abzurechnen – und holte mein neues Handy aus der Tasche. In der Hoffnung, noch einige der Séance-Teilnehmer zu Hause zu erwischen, wählte ich ihre Nummern. Es gefiel mir, dass ich nun nicht mehr ins Büro musste, um von dort aus zu telefonieren.
    Irgendwann musste ich mich eingehender mit dem Hintergrund der einzelnen Mitglieder beschäftigen, denn sowohl Stahlqvist als auch Ken hatten in mir gewisse Fragen aufgeworfen, die beantwortet werden mussten. Ich vermutete, dass es bei den anderen ähnlich sein würde. Da am Wochenende die Büros und Institute der Stadt, wo ich möglicherweise weitere Informationen bekommen konnte, geschlossen waren, hielt ich es für das Beste, die kurze Zeit, die mir Solis gewährt hatte, damit zu verbringen, erst einmal persönlich mit den anderen zu sprechen.
    Ich erledigte also einige Anrufe und erreichte so fast alle der restlichen Mitglieder. Zum Glück hatten die meisten Zeit, mich vor Dienstag zu treffen. Als ich schließlich das
Café verließ, fragte ich mich, warum ich mir nicht schon viel früher ein Handy zugelegt hatte.
     
    Patricia Railsback – die unglücklich wirkende Hausfrau der Séance-Runde – traf mich am Spielplatz von Harbor Steps. Der Himmel wirkte so, als ob es jeden Augenblick regnen könnte. Düstere Wolken schafften eine Atmosphäre, wie sie für Seattle typisch ist. Patricia hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihr stark geschminktes Gesicht seltsam nackt erscheinen ließ. Außerdem konnte man so die Ringe unter ihren Augen deutlich erkennen. Kein Make-up hätte allerdings ihre Miene aus verkniffener Unzufriedenheit und Frustration verbergen können.
    Sie ließ die Schultern, die unter einem modischen Wolljackett verborgen waren, nach vorne sacken und starrte auf den kleinen Spielplatz, der zwischen den vier Hochhäusern von Harbor Steps angelegt worden war.
    Drei Kinder spielten ausgelassen auf den Klettergerüsten und ließen jedes Mal, wenn sie auf den Boden sprangen, den Mulch aus Zedernrinde auffliegen, der dort lag. Von den Balkonen hingen grüne Kletterpflanzen herab, und orangefarbene Balken verbanden die vier Wohntürme miteinander. Patricia lehnte seitlich an einer Geländerstange und beobachtete mit einem Auge ihre Kinder, während sie mit mir sprach.
    Ich warf ebenfalls immer wieder einen Blick auf die lachende und kreischende Gruppe. Die Kinder spielten irgendetwas, bei dem man besonders viel klettern und springen musste. »Welches ist Ihres?«, wollte ich wissen.
    Sie seufzte. »Alle drei – Ethan, Hannah und Dylan«, erklärte sie und zeigte nacheinander auf die Kinder. »Sie sind
kaum zu bändigen.« Ein großes Stück Rinde traf Patricia an der Schläfe. »Aua!«, rief sie empört und wischte sich über die Stirn. »Hört sofort damit auf! Ihr wisst doch, dass man nicht auf Leute wirft!«
    Hannah und Ethan hielten inne und starrten sie an. »Das waren nicht wir, Mom! Das war das Gespenst!«, gab Hannah zurück.
    Patricia rollte mit den Augen. »Verdammt«, murmelte sie leise. »Okay, tut mir leid!«, rief sie dann laut. »Aber seid bitte nicht mehr so wild, verstanden? Gespenster können nämlich fliegen, ihr aber nicht. Also hört mit dem wilden Hüpfen auf. Und bitte auch kein Werfen mehr, um dann zu behaupten, es sei der Geist gewesen.«
    Ein sorgloses »Okay, Mom!« war die Antwort. Kurz darauf ging es auf dem Spielplatz wieder genauso wild zu wie zuvor.
    Ich warf Patricia einen Seitenblick durch das Grau zu und entdeckte einen leuchtend gelben Faden um ihren Kopf. »Wissen Ihre Kinder von

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