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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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im Grau noch undurchdringlicher wirkte als zuvor. »Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Könnte sein. Ich müsste darüber nachdenken.«
    »Verstehe. Und was halten Sie von den anderen in der Gruppe?«
    »Den anderen in der Gruppe.« Auf einmal leuchtete seine Aura auf, nur um genauso schnell wieder zu verschwinden. Er sah mich an, und diesmal konnte ich in seinen Augen ein Lächeln erkennen. »Etwa die Hälfte sind auf die eine oder andere Weise Vollidioten. Die anderen sind in Ordnung.«
    »Wer ist in Ordnung?«
    »Mark ist in Ordnung. Er ist witzig, man kann mit ihm weggehen, ein Bier trinken und so. Wayne ist ganz unterhaltsam …«
    Ich unterbrach ihn. »Ich weiß noch nicht so genau, wer wie heißt. Es wäre nett, wenn Sie mir sagen könnten, wen Sie genau meinen.«
    »Gern. Also, Mark ist der Typ mit den langen Haaren. Wayne ist der alte Kerl mit dem Kurzhaarschnitt. Manchmal benimmt er sich so, als ob er noch bei der Army wäre. Aber er hat sein Herz am rechten Fleck. Cara ist die Blondine, die mit Dale Stahlqvist verheiratet ist – superattraktiv, superreich. Sie …« Seine Stimme klang auf einmal kalt und bitter. »Nein, das stimmt nicht. Ich finde sie zwar attraktiv, aber ich bin mir sicher, dass sie mir den Hals umdrehen würde, wenn sie mich nicht mehr bräuchte. Ana hingegen, die Chinesin … sie … sie ist einfach zauberhaft.«
    Er zuckte mit den Achseln und blickte auf den Tisch. Seine Haut war zu dunkel, als dass er hätte rot werden können, aber ich bemerkte seine Verzückung. »Die anderen … Na ja, die sind einfach da.«

    »Einfach da?«, wiederholte ich.
    Er lachte, als er merkte, dass ich ihn nachmachte. »Okay, das sind Idioten.«
    »Verstehe … Ich hätte nur noch eine Frage.«
    »Gern.«
    »Wann genau haben Sie begonnen, das Ganze ernster zu nehmen?«
    »Ich bin mir nicht mehr sicher. Vielleicht, als ich mit Ana ins Gespräch kam.«
    »Und warum haben Sie von Celia ein Portrait gemacht?«
    »Sie meinten doch, Sie hätten nur noch eine Frage.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Hab mich geirrt. Also – warum das Portrait?«
    Auch er zuckte mit den Achseln. »Das ist etwas, was ich ganz gern mache. Oft sind Leute total beeindruckt, dass ich Illustrator und Photoshop benutzen kann. Als ob das so schwer wäre! Ich bin nicht einmal gut darin. Aber es interessiert mich, und deshalb setze ich mich hin und zeichne etwas. Ich wollte einfach wissen, wie Celia aussieht. Ich konnte sie mir nicht so recht vorstellen. Also habe ich sie so gezeichnet, wie ich sie mir dachte.«
    Er blickte mich finster an. Auf einmal wirkte er menschlicher, aber auch gefährlicher. Um ihn herum funkelte es blutrot. »Ihr hat das Bild überhaupt nicht gefallen! Ich musste es tagelang nachbessern. Mann! Können Sie sich vorstellen, wie schwierig es ist, jemanden zu zeichnen, den man noch nie gesehen hat? Es gab schließlich kein Foto, an das ich mich hätte halten können. Wir mussten ihr einen ganzen Fragenkatalog vorlegen, bis ich das richtige Bild zusammenhatte. Am liebsten hätte ich alles in Grund und Boden geschlagen, so frustriert war ich. Echt nervend.«

    »Halten Sie Celia für eine echte Person?«
    Er blinzelte mich an, und sein Schild im Grau ging wieder hoch. »Eine echte Person? Nein. Aber eine echte Persönlichkeit, das schon.« Er runzelte die Stirn und saugte für einen Moment an seiner Unterlippe. »Ist das denn wichtig?«
    Ich zuckte mit einer Schulter. »Ich weiß nicht. Was meint Tuckman dazu?«
    »Hm. Er würde wahrscheinlich sagen, dass es nur darum geht, wie echt eine Persönlichkeit wirkt.«
    Wir lehnten uns beide zurück, und ich betrachtete noch einmal die gläserne Leere, die ihn umgab. Was wollte er wohl vor mir verstecken? Es gelang ihm nicht so recht, seinen Schild die ganze Zeit aufrechtzuerhalten. Oder senkte er ihn absichtlich immer wieder? Wenn er verschwand, zeigte sich jedenfalls etwas Helles und Leidenschaftliches, was Ken aber sogleich wieder verbarg. War es Verletzlichkeit, die er hinter seiner Pose als cooler Typ verstecken wollte? Oder gab es da noch etwas anderes?
    Mein Schweigen war ihm sichtlich unangenehm. Nervös warf er einen Blick auf seine Uhr. »Mann, schon so spät. Ich muss los.«
    »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen.«
    »Mann, es hat mir echt Spaß gemacht. Wirklich!«
    »Kann ich Sie anrufen, falls mir noch etwas einfallen sollte?«
    »Klar doch. Kein Problem … Aber ich muss jetzt wirklich los.«
    Ich sah ihm zu, wie er seine

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