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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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dem Projekt?«
    »Oh, Gott … Ja, in gewisser Weise schon.« Wenn sie sprach, zog sie beide Mundwinkel nach unten, sodass man glauben konnte, die Worte würden seitlich aus ihrem Mund herausfallen. »Man kann es ja nicht vor ihnen verheimlichen, wenn ihr Vater die ganze Zeit über weg ist und mir nie unter die Arme greift. Celia ist ihr bester Spielkamerad geworden. Die meisten Kinder haben unsichtbare Fantasie-Freunde. Meine haben eben einen Poltergeist, mit dem sie spielen.«
    »Sind Sie sicher, dass es sich dabei um Celia handelt?«, hakte ich nach.
    Sie rollte die Augen. »Wer sonst? Celia ist in unserem Leben recht wichtig geworden. Schließlich habe ich nichts
anderes, womit ich mich beschäftige – nur mein Zuhause, meine Kinder und dieses Projekt.«
    Aus jedem Wort klang Verbitterung heraus. Sie fühlte sich offensichtlich vom Leben schlecht behandelt, auch wenn ich fand, dass sie für eine Frau, die keinen College-Abschluss und auch keinerlei offensichtliche Fähigkeiten oder Charme besaß, gesellschaftlich und finanziell betrachtet nicht so schlecht dastand.
    Ich fragte mich, ob ihr Gejammer daher rührte, dass ihr Mann ständig weg war, oder ob ihr Mann ständig weg war, weil sie dauernd klagte. Ein Leben im Schatten eines erfolgreichen Mannes, dem man sich schon lange nicht mehr emotional, sondern nur noch gewohnheitsmäßig verbunden fühlte, konnte zu den seltsamsten Auswüchsen führen. Doch Patricia war eine Frau, sie sich wohl niemals trennen oder befreien würde – es sei denn, es ging um ein verrücktes Projekt wie das von Tuckman. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ihr nichts wirklich etwas zu bedeuten schien – weder ihr Leben noch ihre Familie oder das Projekt.
    In der High-School hatte sie in der Theatergruppe mitgespielt, wie ich ihrer Akte entnommen hatte. Sie kam mir auch jetzt noch ziemlich melodramatisch vor. Angeblich war das Theater der Höhepunkt ihres Lebens gewesen. Fast schien sie ihren Kindern vorzuwerfen, sie in einem goldenen Käfig festzuhalten. Patricia war meiner Meinung nach eine Frau, die nach Aufmerksamkeit lechzte – vorzugsweise von Männern -, und das Projekt war ihr anscheinend als das Richtige erschienen, um diese zu bekommen.
    Aber es funktionierte wohl nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie passte weder zu den jüngeren noch zu den älteren Teilnehmern. Der Einzige, mit dem sie sich unterhalten konnte, war Mark gewesen, den sie einmal auch
nach Hause gefahren hatte, als sein Fahrrad einen Platten hatte. Die anderen mochte sie offenbar nicht sonderlich, auch wenn sie das nicht direkt zugab.
    Sie glaubte jedoch, dass der Poltergeist real war und dass es ihm durch die geistige Kraft der Gruppe möglich war, Dinge zu bewegen, Klopfgeräusche zu erzeugen und Lichter zum Flackern zu bringen. Irgendwie bestand für sie auch kein Widerspruch darin, dass sie niemanden in der Gruppe mochte und doch im Team mit ihnen zusammenarbeiten konnte.
    Während Patricia vor sich hin plapperte und sich dabei selbst gehörig leidtat, beobachtete ich ihre drei Kinder. Sie saßen inzwischen auf dem Boden und scharrten die Rindenstücke und Blätter zu kleinen Haufen zusammen. Immer wieder flog plötzlich ein Blatt oder ein Stück Rinde zur Seite, und die Kinder kicherten aufgeregt. Was machten sie da? Ich betrachtete sie durch das Grau und konnte eine gelbe Schlierenform ausmachen, die ständig ihre Gestalt änderte und von silbernen Splittern umgeben war. Diese schwebten auch um die Kinder und brachten das Holz und die Blätter dazu, sich zu bewegen.
    Patricia fiel auf, dass ich ihr nicht mehr zuhörte. Sie sah nun ebenfalls zu den Kindern hinüber. Ihr gelber Faden richtete sich auf die unheimliche Form und schien danach greifen zu wollen.
    »Was spielen die Kinder da?«, wollte ich wissen.
    Sie zuckte gelangweilt mit den Achseln. »Keine Ahnung. Was Kinder eben so spielen.« Sie ballte die Fäuste und stemmte die Arme in die Hüften. »Hey! Hört sofort auf damit! Ihr macht euch nur schmutzig!«
    Ich trat einen Schritt auf die Kinder und ihren Spielkameraden im Grau zu. Doch da sie sich in diesem Moment ihrer
Mutter zuwandten, sahen sie meine Bewegung. Die drei sprangen auf, klopften sich die Kleidung aus, und die gelbe Form implodierte mit einem leisen Knall, der mich an die Klopfgeräusche aus den Séance-Aufzeichnungen erinnerte. Er hallte seltsam unangenehm in meinen Ohren wider.
    Ich runzelte die Stirn und betrachtete die Kinder im Grau. Nun konnte ich nur

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