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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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vorführen könnte, was ich jetzt weiß.«
    »Das wäre super! Wann und wo?«
    »Wie wäre es um vier? Im Five Spot auf der Queen Anne Avenue?«
    »Zur Happy Hour? Gut.«
    Ben seufzte. »Genau, zur Happy Hour. Eigentlich eher zur Quiet Hour – zumindest für mich.«
    Ich lachte. »Verstehe. Wir sehen uns dann dort. Danke, Ben.«
    Ich klappte das Telefon zu und steckte es in meine Jackentasche.
    Als ich das Harvard Exit Theater erreichte, waren die ersten Filme bereits zur Hälfte gelaufen – ein polnischer und ein amerikanischer Independent, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich fragte an der Kasse nach Ian Markine. Die Kassiererin bat mich, im Foyer zu warten, da er gerade im ersten Stock beschäftigt war.
    Das Kino befand sich in einem großen, ausdruckslosen Ziegelbau, der auf 19. Jahrhundert getrimmt war. Über der Tür waren die Worte »Women’s Century Club« zu lesen, umgeben von einer Stuckborte. Die Lobby war offenbar vor kurzem renoviert worden und erinnerte an das luxuriöse Wohnzimmer einer selbstbewussten Dame der zwanziger Jahre. Es war ein langer, schmaler Raum mit einem floralen Teppichboden, einem Kamin, gemütlichen Sesseln, bronzefarbenen Art-deco-Lampen und einem schimmernden schwarzen Flügel in einer Ecke. Im Grau konnte ich ein ständiges Flackern silberner Geistergestalten erkennen –
Spuren der Erinnerung, die noch an diesen Ort gebunden waren.
    Da ich niemanden sah, ging ich erst einmal auf die Toilette.
    Als ich am Waschbecken stand und mir die Hände wusch, warf ich einen Blick in den Spiegel. Überrascht zuckte ich zurück. Plötzlich stand jemand hinter mir. Ich drehte mich hastig um, und die beiden Welten überschnitten sich für einen Moment. Bei der Frau, die mit mir in der Toilette war, handelte es sich zweifelsohne um einen Geist. Dann konnte sie noch ein Weilchen warten.
    Ich trocknete mir also die Hände ab und drehte mich dann zu ihr. Sie war rundlich und hatte einen intensiven Blick. Ihre dunklen Haare waren zu einem Knoten zusammengebunden, und ihr Kleid war in den Jazz-Clubs der Zwanziger bestimmt der letzte Schrei gewesen. Sie sah mich misstrauisch an.
    »Ich hoffe, Sie sind eine vernünftige Frau, auch wenn Sie immer wieder in Wespennester stechen«, sagte sie. Ihre Stimme klang ruhig und gelassen.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe immer daran geglaubt, dass Frauen Männern ebenbürtig sind. Aber beide müssen sie ihre Lorbeeren ehrlich verdienen. Unehrlichkeit ist etwas Widerwärtiges. Diese Brosche ist eine Fälschung. So wie auch ihre Behauptung, zu meiner Familie zu gehören. Wenn ich könnte, würde ich ihr die Brosche ins Gesicht schleudern. Diese ekelhafte Person! Ich hoffe, dass Sie ihr das von mir ausrichten.«
    Damit drehte sie sich um und verließ die Toilette, wobei sie sich allerdings im Nebel des Grau auflöste, ehe sie die Tür erreicht hatte.
    In diesem Fall beschrieb der Begriff »entgeistert« meine
Verfassung wirklich am besten. Ich sah mich im Grau nach ihr um, aber sie war schon zu weit davongeschwebt, um sie noch in dem lebendigen Nebel zwischen den Welten entdecken zu können. »Wer sind Sie?«, rief ich ihr nach, aber sie antwortete nicht. Niemand antwortete mir. Leider blieb mir keine Zeit, im Grau nach ihr zu suchen. Warum war sie bloß derart wütend gewesen?
    Kopfschüttelnd verließ ich die Toilette und kehrte in Gedanken versunken in das gemütlich luxuriöse Foyer zurück.
    »Hübsch, aber etwas vollgestopft, nicht wahr? Im Grunde Anti-Gatsby – finden Sie nicht?«
    Ich drehte mich um und sah mich einem strahlenden Zahnpasta-Lächeln gegenüber. Blaue Augen zwinkerten mich mit routiniertem Charme an. Ein gelber Energiefaden legte sich wie ein Heiligenschein um den Kopf und die Schultern des Mannes.
    Ich nickte und lächelte zurückhaltend. »Ja, stimmt. Erinnert eher an ein Fabergé-Ei.« Sein Lächeln wurde noch breiter. Er hatte sogar Grübchen. »Sie müssen Ian Markine sein.« Er war der gut aussehende Weiße, der gemeinsam mit der asiatischen Frau zu den Séancen kam. Ich hatte auf einer der Aufzeichnungen beobachtet, wie er ihre Haare aus ihren Ohrringen befreite, in denen sie sich verfangen hatten.
    Seine Augen funkelten. »Ja, der bin ich. Und Sie sind Harper Blaine.«
    Ich nickte. Er war etwa so groß wie ich. Während meine braunen Haare jedoch glatt herabhingen, waren die seinen gewellt. Er war wirklich außergewöhnlich attraktiv, was er auch wusste, denn er gab sich betont lässig. Seine Haare waren ein wenig zu zerzaust, sein

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