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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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dem Kühlschrank holte. »Du wolltest doch wissen, welche Auswirkungen Spiegel und Fensterscheiben auf das Grau haben.«
    Ich nickte. »Genau. Sie scheinen das Grau irgendwie zu filtern …«
    »Hm. Ich weiß nicht genau, warum das bei normalen Scheiben so ist, aber ein Spiegel hat wahrscheinlich eine ähnliche Wirkung wie Silber. Er besitzt ja eine reflektierende Oberfläche, ist aber auch leitfähig – genau wie Silber, Quecksilber oder Polyester. Ich vermute schon lange, dass die Kraftfelder im Grau das Metall im Spiegel aufladen, sodass es zu einer schwachen Barriere wird. Der Geist kann also nicht mehr durch die Spiegelung hindurchkommen – genauso wenig wie die meisten anderen Wesen im Grau.«
    »Und wieso wissen Geister nicht, dass es sich um einen Spiegel handelt, wenn sie sich selbst sehen?«
    »Die meisten Geister sind stockdumm. Wenn ein Spiegel nicht verzaubert ist«, erklärte Mara, »gibt er das wieder, was vorhanden ist, und nicht, was der Geist sieht. Die meisten Geister sehen die Dinge nämlich so, wie sie zu ihren Lebzeiten gewesen sind und nicht so, wie sie jetzt sind. Sich selbst sehen sie natürlich auch nicht als Gespenster. Wahrscheinlich ist es ziemlich verwirrend, wenn man plötzlich ein Spiegelbild vor sich hat, das so gar nicht dem entspricht, wie man sich selbst sieht.«
    »Vermutlich … Und wie sieht das dann mit Glas aus?«, fragte ich.
    »Ich habe auch darüber nachgedacht«, mischte sich Ben ein, der hinter uns stand und offensichtlich zugehört hatte.
    Ich drehte mich um, damit ich sowohl Mara als auch ihn im Blickfeld hatte.

    »Ich stelle mir das so vor«, begann er und holte eine Hand voll Silberbesteck aus der Schublade. »Meiner Meinung nach ist das, was du siehst, eine Art materieller Widerstand. Das Energielevel des Grau ist sehr hoch und schnell. Wir haben schon früher einmal darüber gesprochen, wenn du dich erinnerst …«
    »Ich erinnere mich.«
    Brian gab unter dem Tisch das Geräusch eines tuckernden Motorboots von sich, während er die Schüssel fröhlich über den Boden schob. Albert folgte ihm, wobei er zur Hälfte im Tisch steckte, was er allerdings gar nicht zu bemerken schien. Ich ertappte mich dabei, dass ich den Geist beobachtete, anstatt Ben anzusehen.
    »Also – die Energiepartikel, aus denen das Grau besteht, bewegen sich durch das dichte Material von Glas oder auch Ziegeln wesentlich langsamer. Doch bemerken tun wir das nur beim Glas. Wenn sich die Partikel zu einem gewissen Grad verlangsamen, nehmen wir das als eine permanente visuelle Illusion wahr. Deshalb kannst du auch einen Geist auf einem Foto sehen, obwohl er zur Zeit der Aufnahme nicht sichtbar war …«
    Ich unterbrach Ben. »Kann man das? Ich dachte, diese angeblichen Geister-Aufnahmen wurden alle als Fälschungen entlarvt.«
    »Das stimmt nur zum Teil. Zu der Zeit, als die Spiritisten einen solchen Zulauf hatten, gab es viele Scharlatane, die mit solchen gefälschten Fotografien Geld verdienten. Diese Aufnahmen sind leicht als Fälschungen zu erkennen. Andere hingegen scheinen echt zu sein. Seltsame Bilder von Menschen oder Dingen, die nicht zu sehen waren, als die Aufnahme angefertigt wurde, die aber irgendwie ins Bild passen. Es muss sich übrigens nicht unbedingt um alte Fotos
handeln. Das können auch Aufnahmen von heute sein, die mit einer x-beliebigen Kamera gemacht wurden.«
    Ich hatte solche Fotos bereits selbst gesehen – Schnappschüsse, die meine Mutter oder College-Freunde gemacht hatten – und war stets zutiefst verstört gewesen. Wenn ich daran dachte, welche Erfahrungen ich seitdem im Grau gesammelt hatte, kam mir meine Reaktion inzwischen etwas übertrieben vor. »Gut, nehmen wir diesen Gedanken jetzt mal als bare Münze. Wie lautet dann deine Theorie?«, wollte ich wissen.
    »Ich glaube, dass das Spiegelbild des Geistes lange genug auf der Oberfläche der Glaslinse bleibt, um von der Kamera festgehalten zu werden. Wenn du in der Lage wärst, durch Felsen oder Ziegel zu sehen, könntest du wahrscheinlich auch Geister entdecken, deren Abbild auf der Oberfläche von Gebäuden hängen geblieben ist. Aber da die meisten Materialien nicht durchsichtig sind, geht das natürlich nicht.«
    »Das erklärt aber noch nicht, warum ich weniger Grau sehe, wenn ich durch ein Fenster schaue.«
    »Weil du ins Grau blickst und nicht nur die Spiegelung einiger weniger Geister siehst. Die Energie im Grau bewegt sich durch das Glas nicht so schnell wie sonst im freien Raum, sodass die Scheibe

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