Poltergeist
mich extra gebeten, dich einzuladen.«
Ich zögerte einen Moment. Aber da mich Ben derart flehend ansah, gab ich nach und sagte zu. Mara war eine tolle Köchin – sogar ohne ihre Zauberkraft -, und die beiden waren nicht nur meine Freunde, sondern auch die Einzigen, die mir als Grauwandlerin professionelle Ratschläge erteilen konnten. Ich lächelte. »Abendessen klingt wirklich gut. Ich komme gerne mit.«
»Super!«
Wir zahlten und gingen. Auf dem Weg nach draußen starrten uns einige Leute noch immer misstrauisch an. Ich fragte mich, wie viele Tische wohl in nächster Zeit gekippt werden würden und wie sich wohl die Geschichte über unsere Vorführung durch das viele Bier in den nächsten Stunden zu einer fantastischen Erzählung aufbauschen würde.
Falls auch unsere Zuschauer gewillt waren, einfach zu glauben, dann würde es bereits am kommenden Donnerstag allgemein bekannt sein, dass es im Five Spot spukte.
Als wir das Haus der Danzigers betraten, konnte ich schon den Duft des Bratens und frisch gebackenen Brotes riechen. Der verzweifelte Ruf »Brian!« hallte durch den Flur.
Ben und ich sahen einander an. Er seufzte, ließ die Schultern sinken und ging gesenkten Hauptes vor mir in die Küche.
Brian saß dort mitten auf dem Boden, umgeben von einem
Berg aus Gemüse und Salat. Er starrte auf den Küchentisch und rieb sich den Kopf. Mara, der die frisch gefärbten kupferfarbenen Haare ins Gesicht fielen, hatte sich neben ihm in die Hocke begeben und hielt eine große Schüssel in der Hand.
»Habe ich dir nicht gesagt, dass du das noch bedauern würdest? Hm? Es ist nicht immer gut, seinen Kopf durchzusetzen«, tadelte sie ihn.
»Aua …«, erwiderte ihr Sohn und klopfte sich mit einem Salatblatt auf den Kopf. Mara nahm es ihm weg und warf es in die Schüssel.
»Das reicht, du Ungeheuer! Das ist zum Essen da und nicht zum Tragen.«
Brian stopfte sich daraufhin ein Stück Gemüse, das in Reichweite lag, in den Mund. Dann schnitt er eine Grimasse und wollte es wieder ausspucken. Mara legte ihm jedoch die Hand auf seine bereits geschürzten Lippen. »Oh, nein! Das bleibt schön drin. Es wird dich nicht umbringen. Also schluck es runter. Höfliche Leute spucken nicht einfach ihr Essen wieder aus.«
Brian zwang sich dazu, das Stück tatsächlich hinunterzuschlucken. »Brian nicht Leute. Brian Nashorn!«, widersprach er, als Mara ihre Hand wegzog.
»Gut, aber auch höfliche Nashörner spucken nichts aus. Und sie räumen auch wieder auf, sonst müssen sie in den Garten hinaus und dort stachlige Büsche fressen.«
»Neeeeeiiin!!!«, begann Brian zu schreien.
Mara gab ihm die Schüssel. »Dann räumst du wohl besser auf, nicht wahr? Und heb auch das ganze Gemüse auf, sonst wirst du das, was übrig bleibt, später essen.«
Brian schürzte erneut die Lippen, legte seine Hände auf den Kopf und erklärte: »Kopf tut weh.«
»Ja, mein Schatz. Das kann ich mir vorstellen.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und stand auf.
Ben warf ihr einen fragenden Blick zu. »Was ist denn passiert?«
»Nashorn gegen Tisch«, erwiderte Mara knapp und strich sich den Rock glatt. »Der Tisch hat gewonnen, und die Schüssel mit Salat fiel herunter – auf das Nashorn.«
»Fiel herunter?«
»Natürlich! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich jetzt schon Salatschüsseln verhexe, um dem Rabauken eine Lektion zu erteilen?«
Sie grinste verschmitzt und sah sich in der chaotischen Küche um. »Hi, Harper. Wie ich sehe, hat es Ben geschafft, dich zum Essen in dieser Menagerie zu überreden.«
»Das hätte ich nicht verpassen wollen.«
Brian kroch nun über den Boden, hob das Gemüse und die Salatblätter auf und begann offenbar, das Ganze lustig zu finden. Insgeheim hoffte ich, dass Mara nicht vorhatte, den Salat zu servieren. Brian hatte nämlich begonnen, ganze Hände voll davon in Richtung Schüssel zu werfen und dabei alle möglichen Töne von sich zu geben. Wenn die Blätter daneben fielen, versuchte er es so lange, bis er traf. Weder das Gemüse noch die Salatblätter sahen sehr frisch aus. Albert tauchte hinter Brian auf und schien dem Jungen etwas ins Ohr zu flüstern.
Mara beruhigte mich, indem sie sich zum Kühlschrank umdrehte und erklärte: »Der Braten ist fast fertig. Ich sollte also besser mit einem neuen Salat anfangen. Mach es dir doch bei mir bequem, während Ben den Tisch deckt und sich um den Jungen kümmert.«
Eine solche Aufgabenteilung gefiel mir.
»Also«, begann Mara, während sie frisches Gemüse
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