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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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sehen konnte. »Sie ist gerade etwas durch den Wind.«
    Er lächelte mich verschmitzt an. »So schlimm kann es nicht sein. Sie flucht ja gar nicht.« Er betrachtete sie genauer. »Oh, nein. Das sieht doch viel schlimmer aus als gedacht.«
    »Ein Bekannter von ihr ist gestorben.«
    »Oh.« Er trat zu ihr und ging neben ihr in die Hocke. Vorsichtig goss er seinen Kaffee in ihren Becher. »Ich habe dir Kaffee gebracht, Frankie. Hallo! Erde an Frankie! Zeit für ein paar Flüche. Er ist von Starbucks.«
    »Du hast mir wirklich einen Kaffee von Starbucks …«, murmelte sie.
    »Ich weiß doch, wie gerne du dich beschwerst. Da wollte ich dir den Gefallen tun. Aber wie ich höre, geht es dir nicht gut.«
    »Es geht mir nicht nur nicht gut, ich fühle mich wie das unbedeutendste Fossil, das je gefunden wurde.«
    »So gut?« Er sah zu mir hoch. »Sie flucht schon wieder. Jetzt geht es ihr bald besser.«
    Daraufhin brach Frankie in Tränen aus und presste ihr Gesicht an die Schulter des Mannes. Er sah zwar verblüfft aus, gab mir aber mit einem Zeichen zu verstehen, dass ich gehen könnte.
    Es war mir nicht ganz wohl dabei, Frankie einfach allein
zu lassen. Schließlich war es meine Schuld, dass sie so aufgewühlt war, aber sie hätte sich sicher nicht besser gefühlt, wenn sie es am nächsten Tag von Solis erfahren hätte. So wusste sie zumindest schon, dass ihr ein Besuch der Polizei bevorstand.
    Draußen schüttete es, und ich stellte mich unter eine Markise, um die Danzigers anzurufen. Ich wollte sichergehen, dass Frankies Geschichte über Tuckmans Rauswurf tatsächlich stimmte. So amüsant ihre Version auch klang, so war mir doch auch klar geworden, dass sie mit Tuckman ein gehöriges Hühnchen zu rupfen hatte, was sie vielleicht nicht ganz objektiv sein ließ. Doch die Danzigers antworteten nicht. Ich hinterließ also eine Nachricht.
    Eine seltsame Vorahnung quälte mich. Das war eigentlich gar nicht typisch für mich, weshalb ich mich nun doppelt unwohl fühlte. Meine ständigen Besuche im Grau hatten mich jedoch für bestimmte Situationen sensibilisiert, und so konnte ich nur hoffen, dass ich mich irrte.
    Um halb zwei wollte ich mich mit Wayne Hopke treffen. Bis dahin gab es noch einige Dinge zu erledigen.
     
    Wayne Hopke lebte auf einem zwölf Meter langen Motorboot, das nach Zigaretten, Bier und einem Putzmittel mit Zitronenduft roch. Es lag am Kanal in der Nähe der Ballard Locks vor Anker, und Hopke war bei meinem Eintreffen mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und einem Bier in der Hand herausgekommen, um mich zu begrüßen. Er war, wie Cara gesagt hatte, tatsächlich ein netter Kerl, der sich seit seiner Pensionierung allein fühlte und versuchte, diese Einsamkeit durch Gespräche und kalte Biere so oft wie möglich zu vertreiben. Obwohl er schon seit einiger Zeit nicht mehr bei der Armee war und sich auf die siebzig
zubewegte, wirkte er noch immer sehnig und trug seine weißen Haare militärisch kurz geschnitten. Seine restliche Erscheinung hatte er jedoch seinem Leben als Zivilist angepasst – blaue Jeans, Segelschuhe und ein lockeres Sweatshirt.
    Er begann sogleich enthusiastisch von sich und dem Grund zu erzählen, warum er dem Projekt beigetreten war. Eine ganze Weile plapperte er über seine spannende Zeit bei der Armee und dem Leben danach und leerte dabei mehrere Biere. Doch der Alkohol schien ihn nicht zu benebeln. Er wusste auf die Minute genau, wann er zu den Séancen gestoßen war, was er von ihnen hielt und wer wann was gemacht hatte. Aus der ganzen Gruppe war er derjenige, der den anderen am entspanntesten und mit den wenigsten Vorurteilen gegenübertrat. Ihn schien keiner wirklich zu stören oder zu ärgern, und er glaubte an das Projekt. Allerdings war er nicht in der Lage, genaue Gründe für seine Begeisterung zu nennen. Ihm gefiel das Ganze einfach. Punktum.
    Jedes Mal, wenn er ein Bier ausgetrunken hatte, zerdrückte er die Dose und warf sie in einen Eimer, der bereits voll war. Dann öffnete er den Kühlschrank und holte sich eine neue heraus. Ein winziger gelber Faden schien jeder weggeworfenen Dose zu folgen und in einem schwachen Dunst über dem Eimer aufzugehen.
    Eine der Dosen machte auf einmal einen Schlenker und flog in meine Richtung. Ich duckte mich und schlug sie beiseite.
    Hopke blickte auf. »Entschuldigen Sie vielmals! Das passiert in letzter Zeit immer häufiger.«
    Ich winkte ab, behielt aber den dünnen Nebel im Auge, der um die Bootskabine herum schwebte. Immer

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