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PolyPlay

PolyPlay

Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Lobedanz fluchte, war alles in Ordnung. Wenn er sachlich blieb, war die Kacke am Dampfen.
    »Der Rechner war da!«, versuchte sich Kramer zu verteidigen.
    »Ja und?«, gab Lobedanz zurück. »Jetzt ist er's nicht mehr. Und wie dir Uwe eben schon erklärt hat, müssten wir das Ding in der Villa finden, um zu beweisen, dass die Abusch es weggeräumt hat. Und dann müssten wir ihr nachweisen, dass das einen anderen Grund hat als die Verwirrung über den Tod ihres Sohnes. Und das alles ohne den Hauch einer Ahnung, was dieser Rechner mit dem Tod von Michael Abusch zu tun haben könnte.«
    »Es wäre einen Versuch wert. Wenn ihr das Ding gesehen hättet, wüsstet ihr, wovon ich rede.«
    Die Stimme seines Chefs war eiskalt vor Verachtung, als er antwortete: »Katharina Abusch ist eine persönliche Freundin unseres neuen Innenministers.«
    Das Fenster mit dem Miniatur-Lobedanz verschwand von selbst. Kramer blinzelte. Er war eine Weile lang sprachlos. Dann drehte er sich in seinem Sessel zu Pasulke um und fragte ihn böse: »Hast du das gewusst?«
    »Nee«, sagte Pasulke.
    »Gut. Wirklich. Sonst würde ich dich jetzt vierteilen.«
    »Bevor ich's vergess: Ein Dr. Schwernik von der Gerichtsmedizin hat angerufen. Er würde dich gerne sprechen. Persönlich.«
     

Weltniveau
    Auf dem Weg zur Hannoverschen Straße hätte Kramer im Auto beinahe geschrien. Immerhin führte er schon Selbstgespräche, und das war bei ihm ein sicheres Anzeichen von Stress. Politisch! Alles immer schön politisch! Die Stasi versuchte, in einem Mordfall die Ermittlungen der Polizei zu steuern, und das war in Ordnung, denn es ging angeblich um Politik. Die Mutter des Opfers beseitigte Beweismittel, und man konnte nichts machen, weil das politisch zu heiß war.
    »Scheißladen!«, sagte er. »Ich schmeiß den Bettel hin!«
    Dann hupte jemand hinter ihm, weil die Ampel mittlerweile grün war.
    Kramer betrat das Gebäude des Instituts mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube. Er kam nicht oft hierher, und an das letzte Mal wollte er sich am liebsten überhaupt nicht erinnern.
    Dr. Schwernik war nicht halb so attraktiv wie es Frau Dr. Lorenz gewesen war. Er trug seinen weißen Kittel mit der Würde eines Arztes, der sich seiner Ausbildung und seines Standes bewusst ist. Immerhin besaß das »Institut für gerichtliche Medizin der Humboldt-Universität (Charité)« Weltgeltung, und das nicht erst seit gestern. Wer hier arbeitete, war nicht irgendwer. Seltsam in Kontrast zu seiner Körpersprache stand die Stimme des Herrn Doktor. Die war weich, verständig, unautoritär. Der Gesamteindruck war verwirrend. Kramer hätte gerne die Augen geschlossen, um nur die Stimme zu hören, aber das war schlecht möglich.
    »Sehen Sie, dieser Abusch-Fall. Ich werde nicht recht schlau daraus. Die Art, wie die Leiche dalag, der … zertrümmerte Kopf, der geringe Blutverlust. Es ist natürlich noch viel zu früh, etwas Abschließendes zu sagen, aber ich muss Ihnen gestehen, dass ich im Moment nicht die geringste Ahnung habe, wer oder was Michael Abusch so zugerichtet haben könnte. Nicht einmal den Hauch einer Idee. Ich weiß, es ist unwissenschaftlich, und es widerspricht auch dem Berufsethos, mit dem wir hier arbeiten, aber bei den allermeisten Fällen haben wir – ich glaube, ich kann da auch für die Kollegen sprechen – nach kurzer Zeit ein gewisses Vorurteil darüber, wie jemand zu Tode gekommen ist. Diese Vorurteile beruhen auf der Erkenntnis, dass Menschen normalerweise beim Töten relativ einfallslos sind. Die ausgefeilten, methodischen Morde sind eher selten. Ob die Vorurteile im Verlauf der Untersuchung bestätigt oder widerlegt werden, ist nicht so wichtig. Wir haben sie nun einmal und sie dienen uns gewissermaßen als Leitlinie bei unseren Überlegungen, sie sind wie Wegweiser. Und wenn man dem Weg folgt, den sie aufzeigen, und sich eine gewisse grundsätzliche Skepsis bewahrt, dann ist diese Arbeitsweise auch völlig in Ordnung. Was mir bei diesem Fall hier Sorgen macht, ist, dass sich überhaupt kein Vorurteil einstellen will. Nichts dergleichen. Nicht im Entferntesten. Sie werden verstehen, dass mich das beunruhigt.« Dr. Schwernik lächelte dünn. »Es ist schon verblüffend, um das Mindeste zu sagen.«
    Kramer überlegte, ob er einwerfen sollte, dass ihm die Sache mit dem geringen Blutverlust auch schon aufgefallen war, aber er ließ es bleiben, um nicht wie ein Streber zu wirken. Schwernik versuchte nicht, mit Fachchinesisch zu beeindrucken, und er

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