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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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könnte dir so passen, Kittel.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Den Zwanziger meine ich. Es waren dreißig, nicht dreizehn. Du hattest immerhin vier große Kölsch und dann war da noch der Salat und…«
    »Schon gut, war keine Absicht.«
    »Aber schon das dritte Mal. Sieht mir verdammt nach einer Masche aus.« Jiorgos kramte umständlich Münzen hervor, um mir auf fünfzig Mark herauszugeben. »Wenn du Henk triffst, sag ihm bitte, er hat noch einen Skalar von mir.«
    »Selbst schuld, Jiorgos. Wenn du ihm Klamotten leihst, dann siehst du sie nicht wieder.«
    »Skalare sind keine Klamotten«, belehrte er mich kühl, »sondern Fische.«
    Mir wurde übel. »Seit wann verleiht man die denn?«
    »Henk hat ein Männchen, ich ein Weibchen. Wir wollten zusammen Kinder haben.«
    »Schön blöd«, witzelte ich. »Stattdessen kam das Tankerunglück und dann das große Fischsterben.«
    »Welches Tankerunglück?«
    »Vergiss es, Jiorgos. Ich werd’s ihm ausrichten.«

7
     
     
     
    »Wissen Sie, wie viel Uhr es ist?«
    Er war schon der Zweite, der mich danach fragte.
    »Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich, »und finde, wir sollten noch mal drüber reden.«
    Tilos unerwartetes Niesen ließ mich zusammenzucken. Wahrscheinlich hatte er den Hörer nicht vom Mund weggehalten.
    »Und warum jetzt und nicht heute Vormittag?«
    »Von mir aus auch heute Vormittag. Aber das ist ja wohl lange vorbei oder nicht?«
    Er hörte sich verschnupft an. Unser Telefongespräch dauerte länger als nötig, weil er alle zwei Sekunden eine Pause einlegte, um sich ausgiebig zu schnäuzen. Dabei machte er ein Geräusch, das sich nach Großwild in der afrikanischen Savanne anhörte. Bevor er einwilligte, betonte er mehrmals, dass er das Haus nicht verlassen wollte, um sich eine Lungenentzündung zu ersparen, die für ihn den Tod bedeuten würde.
    Wir trafen uns in einer Kneipe um die Ecke. Um diese Zeit gab es nur noch ein paar Nachtschwärmer, und die übliche gehirnzerstäubende Musik war auf ein erträgliches Maß gesenkt.
    Es war düster in dem Lokal. Der Zigarettenqualm einer ganzen Nacht machte die Luft stickig und nahezu undurchsichtig. Trotzdem brauchte ich nicht lange nach Martens zu suchen. Sein Schnäuzen, das die Musik mühelos übertönte, lotste mich an seinen Tisch wie ein akustisches Leuchtfeuer.
    Martens hatte den Kragen seines schweren Mantels hochgeschlagen und einen endlos langen Schal um den Hals gewickelt. Er sah aus, als sei er gerade von einer Polarexpedition zurück und noch nicht dazu gekommen, sich umzuziehen.
    »Sie glauben mir doch immer noch nicht«, brummte er mich an.
    »Okay, machen wir einen Handel«, schlug ich vor. »Ich tue so, als glaubte ich Ihnen, und Sie tun so, als hätten Sie mir nur eine Geschichte erzählt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Jemand will mich reinlegen.«
    »Aber Sie haben keinen Verdacht, wer das sein könnte.«
    »Natürlich nicht.«
    »Der Kommissar erwähnte, dass Sie ihm einen Mord gemeldet haben, bei dem Sie Zeuge waren.«
    »Ich war nicht Zeuge. Als ich kam, war es bereits passiert. Aber der Täter war noch in der Wohnung.«
    »Sie hatten ihn vorher natürlich noch nie gesehen.«
    »Ich habe ihn überhaupt nicht gesehen. Ich habe ihn gehört.«
    »Aber den Toten kannten Sie. Es war der Freund Ihrer Schwester.«
    Er nickte. »Heino Hendrix. Ich habe seine Leiche im Flur entdeckt. Bin geradezu drüber gestolpert, als ich reinkam.«
    »Und dann war er plötzlich wieder am Leben. Hat Sie das nicht stutzig gemacht?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, dass Sie der Polizei kaum verdenken können, dass sie in einem solchen Fall misstrauisch wird. Wenn der Ermordete darauf verzichtet, Anzeige zu erstatten, können sie eben nichts machen.«
    »Schon gut.« Er machte Anstalten aufzubrechen.
    »Sie wollen schon wieder gehen?«
    »Es war ein Fehler herzukommen. Als Sie anriefen, wollte ich mich gerade mit einer Wärmflasche ins Bett legen. Das habe ich jetzt davon. Sie halten mich für verrückt, und wenn ich nach Hause komme, ist die Flasche kalt.«
    »Dann bleiben Sie eben noch und erzählen Sie mir der Reihe nach, was ich Ihnen nicht glaube.«
    »Kann ich euch was zu trinken bringen?«, fragte die Kellnerin, die skeptisch mitverfolgte, wie sich Tilos Taschentücher auf dem Tisch auftürmten.
    »Für mich noch ein Bier«, bat ich.
    »Und Sie?« Die Frau wartete, bis Tilos Gesicht aus dem Taschentuch auftauchte.
    Es sah zerknirscht und vorwurfsvoll aus. »Ich habe meine

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