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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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jräßlich schmeckt, dann muss et ja irj’nzwie helfen, sach ich immer.«
    Tilo Martens bekam gar nicht mit, dass ich mich auf den Weg machte. Als ich in die Nacht hinaustrat, nahmen er und seine neuen Kumpels sich gerade das Thema Sodbrennen vor.

8
     
     
     
    Bis kurz nach Mittag wartete ich darauf, dass Henk sich meldete. Es dauerte lange bis dahin, viel länger als sonst, denn das Warten ließ die Zeit, die einem sonst durch die Finger rann, dickflüssig werden und klebrig. Man sah bis zu fünfzigmal in der Minute auf die Uhr und hatte nicht selten den Eindruck, dass sich seit dem letzten Mal der Sekundenzeiger nicht bewegt hatte. Außerdem hatte ich mir den falschen Tag zum Warten ausgesucht. Der Sonntag hatte schon genug Freizeit zu bewältigen, die planlos vertrödelt werden musste.
    Gegen drei Uhr hielt ich es nicht mehr aus und fuhr in die Südstadt hinunter, um Tilo einen Krankenbesuch abzustatten. Seit einer halben Stunde hatte sogar die Sonne einen freien Platz am Himmel gefunden und lockte die nach Beschäftigung dürstenden Bewohner aus ihren Behausungen. Die Straßen hallten wider vom Klingeln der Fahrräder, die die Fußgänger von der Straße jagten.
    Auf mein Klingeln dagegen geschah nichts. Entweder hatte Tilo Martens mit seinem Leiden so schamlos übertrieben, dass er jetzt auf einer Parkbank herumlungerte und sich eine Portion Pommes zu Gemüte führte, oder die Sache war wesentlich ernster, als ich gedacht hatte. Da die Haustür nur angelehnt war, lief ich hinauf in die noblen Gefilde des Hauses und versuchte es an der Wohnungstür noch einmal.
    Mein Fuß berührte gerade wieder die erste Treppenstufe, als sich die Tür hinter mir öffnete. Sie öffnete sich gerade so weit, dass ein Kopf hindurchpasste. Es war der Kopf einer Frau, die mit einer Hand einen gelben, flauschigen Morgenmantel direkt unter dem Kinn zusammenhielt, als sei der Hals ihr intimstes Körperteil.
    »Frau Martens?«, fragte ich.
    Sie musterte mich unfreundlich. »Was wollen Sie?«
    »Mein Name ist Kittel. Ich wollte eigentlich zu Ihrem Bruder…«
    Die Tür gab ein wenig nach und den Blick auf den Rest des Morgenmantels frei, der Kim Martens gerade über die Oberschenkel reichte. Es war wohl eher eine Morgenjacke.
    »Sie sind der Privatdetektiv. Mein Vater hat von Ihnen gesprochen.« Diese Tatsache schien sie nicht freundlicher zu stimmen.
    »Darf ich…«
    »Meinem Bruder geht es leider nicht gut. Er liegt mit einer Grippe im Bett.«
    Ich zeigte ein Lächeln. »Genau deswegen wollte ich ihn ja besuchen.«
    So viel Anständigkeit konnte sie nicht die kalte Schulter zeigen. Sie öffnete und geleitete mich den langen Flur entlang zu Tilos Schlafzimmer. Nachdem sich nach dreimaligen Klopfen nichts gerührt hatte, schüttelte sie den Kopf. »Tut mir Leid. Aber Sie sehen ja, er schläft.«
    Offenbar hielt sie es nicht für nötig nachzuprüfen, ob Tilo seiner Krankheit möglicherweise erlegen war.
    »Könnte ich vielleicht kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Mit mir?«
    Kim hatte sich schon zu ihrem Teil der Wohnung aufgemacht. Sie blieb stehen und drehte sich um. »Jetzt gleich? – Ich hatte mich gerade etwas hingelegt…«
    In der Tat machte sie einen verschlafenen Eindruck. Die Wangen waren blass und einige Strähnen ihres langen, blonden Haars hingen ihr ins Gesicht. Das letzte Tennisturnier hatte Spuren hinterlassen. »Also gut, kommen Sie.«
    Ich folgte ihr eine kleine Weltreise den Flur entlang. Schon wenige Schritte hinter der Biegung traten wir nach links in einen großen, lichtdurchfluteten Wohnraum, dessen fünf Fenster einen beeindruckenden Ausblick auf den Rhein boten.
    »Bitte, warten Sie einen Moment hier«, sagte Kim.
    Gegenüber auf dem Flur öffnete sich eine Tür und ein älterer Mann schaute heraus. Er machte einen abgehetzten Eindruck.
    »Wo bleibst du denn…?«, wollte er wissen. Dann bemerkte er mich und nickte mir mit einem dünnen Lächeln zu. Auch er hatte sich wohl etwas hingelegt und ich war nicht gerade im passenden Moment aufgekreuzt.
    Fast zwanzig Minuten verbrachte ich damit, Schiffe zu zählen und auf der Eisenbahnbrücke die Wagen der Züge. Beinahe wollte ich damit aufhören, denn die Wagen nahmen kein Ende und es schien so, als sei der letzte Wagen mit dem ersten verkoppelt. Aber das Zählen lohnte sich.
    Denn als ich fertig war, betraten zwei völlig andere Menschen den Raum. In dem üppigen, schwarz-weiß eingerichteten Badezimmer musste es einen Brunnen mit einer Wunderquelle geben, in der die

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