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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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betreten und sich an den Buchrücken entlang auf uns zu bewegt hatte.
    Ich senkte meine Stimme. »Welche Beweise hatte er dafür, dass Theuerzeit ermordet wurde? Und das auch noch von Martens?«
    »Er hatte Beweise, sonst wäre er nicht umgebracht worden.«
    »Also ich finde, Sie sind diejenige, die sich die Sache einfach macht.«
    »Natürlich ist Ihr Guido Martens nicht einer von der Sorte, der sich die Hände schmutzig macht. Er hat einen Mann fürs Grobe. Mich hat er auch schon belästigt.«
    »Wann war das?«
    »Nachdem die Polizei Marius’ Wohnung freigegeben hatte, hat er mir aufgelauert. Ich habe trotzdem diesen Artikel in Sicherheit bringen können.«
    »Aufgelauert? Was heißt das?«
    »Er hat mich von hinten gepackt und verlangt, dass ich das herausrückte, was ich gefunden hatte.«
    »Aber Sie haben sich geweigert?«
    »Ich habe behauptet, nichts gefunden zu haben. Und er hat mir das sogar abgekauft.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    »Woher soll ich das wissen?« Melanie hob ihre Stimme an. »Er war hinter mir. Alles, was ich sagen kann, ist, dass er einen starken Schweißgeruch hatte.«
    »Das haben viele.«
    Der Kunde drehte sich zu uns um und warf uns einen finsteren Blick zu. Offenbar argwöhnte er, dass wir über ihn sprachen.
    »Wie gut kannten Sie Marius Mölling?«
    »Wie gut?« Melanie legte den Kopf schief. »Was soll das heißen? Ich war mit ihm zusammen.«
    »Also sehr gut. Wissen Sie zufällig etwas darüber, dass er mehr Geld ausgab, als er hatte? Oder dass er Leute erpresst hat?«
    »Was…« Sie fand keine Worte, vergaß sogar, den Mund zu schließen. Sie holte Luft, um mich anzubrüllen, und ich überlegte, wie ich das Olga erklären würde.
    »Wer behauptet das?«, fragte sie schließlich leise und gefasst.
    Ich versuchte, so leichtfertig wie möglich zu klingen. »Niemand«, sagte ich. »Es war nur eine Frage…«
    »Er war’s.«
    »Wer?«
    »Dieser – Verbrecher, dem es nicht genügt, einen umzubringen, er muss ihn danach auch noch mit Dreck bewerfen. Martens, dieser…«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich ihm glaube«, versuchte ich sie zu beruhigen.
    Zu spät.
    »Wie konnte ich mir nur einbilden, ich könnte Sie umstimmen!«, donnerte sie, dass es zwischen den Regalen widerhallte und die breite Glasscheibe des Schaufensters bedrohlich erzitterte. »Ein Privatdetektiv, dem die Wahrheit schnurz ist, weil er sich an den Meistbietenden verhökert. Machen Sie nur weiter so! Helfen Sie diesem Mörder, seine blutigen Hände rein zu waschen und das Schmutzwasser über andere auszukippen!«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, stampfte an dem rülpsenden Kunden vorbei, der so weit vor ihr zurückwich, dass er einen Abdruck seines Körpers im Bücherregal hinterließ, und stoppte bei Olga, die die Szene von ihrem Schreibtisch aus verfolgt hatte.
    »Ein toller Laden ist das hier«, lobte Melanie Storck schnaufend. »Wirklich, ein toller Laden.« Sie nahm Kurs auf den Ausgang. »Aber eine Scheißbedienung!«
    Kalte Luft wehte durch die Tür herein, die die Storck weit offen stehen ließ.
    »Eine Bekannte von dir?«, fragte Olga.
    »Mein Klient will, dass ich ihr das Handwerk lege«, erklärte ich. »Und sie will, dass ich ihm das Handwerk lege.«
    »Das ist mir zu hoch.«
    »Es wäre mehr als einfach, wenn du nur auf der richtigen Seite stehen würdest«, verkündete ich.

11
     
     
     
    Kim Martens hatte Recht gehabt. Ihr Vater hatte mich gemietet, damit ich ihm den Beweis für das erbrachte, wovon er schon immer überzeugt gewesen war: dass Tilo ein nicht ernst zu nehmender Spinner war. Er war so sehr davon überzeugt, dass er sich mit meinem oberflächlichen Eindruck zufrieden gegeben hatte. Leider konnte ich es mir nicht so leicht machen wie Melanie, die sämtliche fünf Sinne mit dem Sinn für die gute Sache gleichgeschaltet hatte und jede Frage nach stichhaltigen Beweisen für kleinmütige Kompromisslerei hielt.
    Ich hatte einen Berufskodex und danach galt jemand so lange nicht als Spinner, bis erwiesen war, dass er einer war. Und als Henk am Dienstagabend immer noch nichts von sich hören ließ, beschloss ich, Tilo eine Chance zu geben.
    Offenbar ließ seine Krankheit nicht zu, dass er ans Telefon ging, oder aber er war nicht zu Hause. Mir fiel noch eine andere Möglichkeit ein, Licht in das Dunkel zu bringen.
     
     
    Das Theater Die Weinstube lag in einem der winzigen Gässchen mitten in der Altstadt. Mit dem Auto kam man nicht hin und zu Fuß schon gar nicht, wegen der Touristenmassen.

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