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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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seinen Bildern aus und stöberte in seinen Schubladen herum. So fand sie Namen und Adresse ihrer Rivalin und dank ihrer Kontakte zur Kripo war es ein Leichtes, in Erfahrung zu bringen, dass Arianas Mann, der so genannte Milano, ein italienischer Yachtbesitzer mit Wohnsitz in München war, der seine Kohle mit Nachtclubs im Amsterdamer Rotlichtviertel machte. An ihn schickte sie ein paar harmlose Zeilen:
     
    Falls Sie Ihrer Frau mal nicht so recht trauen sollten, kann ich Ihnen einen gewissen Henk Voss als Detektiv empfehlen. Er ist mit dem Objekt seiner Beschattung bereits bestens vertraut.
     
    »Du willst schon gehen?«, fragte Babsi.
    »Ja«, antwortete ich. »Was dagegen?«
    »Ist was mit dir? Du bist so – anders…«
    »Du wiederholst dich.«
    Ich stand auf und zog mich an, denn ich hatte genug gehört. Keine Sekunde länger hielt es mich in diesem Bett. Möglich, dass Babsi Recht hatte. Dass Männer wie ich, die wie Henk waren, nur auf äußerliche Dinge schauten, auf Brüste, Hintern und Beine. Innere Werte – jene obskuren Dinge also, die den Frauen angeblich einen wohligen Schauer über den Rücken jagten, interessierten sie nicht, und deshalb fiel ihnen auch nicht auf, wenn sie überhaupt nicht vorhanden waren.
    Frauen wie die Bonnek wurden ihnen so zum Verhängnis.
     
     
    Für den Fall, dass Henk sich doch zu unserem Büro trauen sollte, ging ich am nächsten Morgen kurz dort vorbei und hinterließ einen Zettel an der Tür: Bin bis nachmittags bei Zeltinger.
    Kaum, dass ich im Laden war, knallte Olga Öllisch mir ein Buch vor die Nase: Kalte Hand im blauen Wasser.
    »Der neue Hendrix«, erklärte sie, als hätte ich das Buch bestellt.
    »Was ist das?«, fragte ich. »Eine Horrorgeschichte oder ein Bericht über abartige Vorlieben einzelner Körperteile?«
    »Das ist Gegenwartsliteratur«, schnappte Olga schlecht gelaunt.
    Es war wieder laut im Buchladen. Lämmerhirt, der Chef, war von seiner Tagung zurück und schleimte sich bei den Stammkunden ein. Er sparte nicht mit billigen Komplimenten und das konnte bei ihm nur heißen, dass er sie irgendwo umsonst bekommen hatte.
    Für mich hatte er nur Belehrungen übrig, die er von seinem metaphysischen Seminar mitgebracht hatte.
    »Das Mindeste, was ich von einem Detektiv erwarten kann«, erklärte er, »ist, dass er ein Gefühl für seine Kundschaft entwickelt. Er muss jemandem ansehen, ob er der Typ ist, der ein Buch klaut oder nicht.«
    »Nicht nur das«, bestätigte ich. »Er muss ihm sogar ansehen, ob er das Buch als Geschenk klaut oder weil er es selbst lesen will.«
    Sein Mund verzog sich zu einem säuerlichen Lächeln. »Ich möchte Ihnen eine kleine Übung vorschlagen. Sie, Kittel, sagen mir bei jedem Kunden, der den Laden betritt, zu welcher Kategorie er gehört. Liegen Sie richtig, gewinnen Sie fünf Mark. Irren Sie sich, verlieren Sie den Betrag.«
    Lämmerhirt überraschte mich. Leute wie er wetteten, wenn überhaupt, dann nur auf todsichere Dinge wie auf den Sonnenaufgang, die Geltung von ehernen Naturgesetzen oder den Abstieg des FC.
    »Ich spiele nicht um Geld«, weigerte ich mich.
    »Nehmen wir zum Beispiel diese Kundin.« Lämmerhirt deutete auf eine ältere Dame vom Typ nette Oma auf der Suche nach einem Märchenbuch für ihre Enkel.
    »Nun?«, wartete der Chef ungeduldig. »Ihr Gebot, wenn ich bitten darf.«
    »Vorsicht!, würde ich sagen. Ein altes Mütterchen, das kein Wässerchen trübt und seine Tage mit Kuchenbacken und Stricken verbringt.« Ich winkte fachmännisch ab. »Eine uralte Masche.«
    Lämmerhirt grinste spitzbübisch. »Und wenn ich Ihnen jetzt sage, Kittel, dass sie eine Stammkundin ist, die seit zwanzig Jahren bei uns einkauft und bisher nicht einmal ein Buch umgetauscht hat?«
    »Ich würde sagen, dass sie vielleicht noch eine Portion cleverer ist, als wir beide annehmen«, sagte ich. »Aber jetzt sind Sie dran.«
    Kurz darauf betrat Tilo Martens den Laden. Das war meine Chance.
    »Das ist leicht«, freute sich Lämmerhirt. »Ein junger Mann, fahrig und orientierungslos. Ohne feste Beschäftigung. So genanntes psychosoziales Strandgut. Geben Sie dem Kerl ein paar Minuten und er greift sich ein beliebiges Buch aus dem Regal, nur um es drüben auf der Domplatte zu verramschen und sich eine Spritze dafür zu kaufen.«
    »Ich halte dagegen«, gab ich kühl zurück, »und erhöhe auf zehn Mark.«
    Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. »Fünfzehn«, sagte er trotzig.
    »Ihre fünfzehn«, antwortete ich und gab mir

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