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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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den Strand zu. Sie hatten die Bimssteindecke durchbrochen und befanden sich jetzt dicht vor der Brandung; die Gewalt der See und der Wind beförderten sie direkt auf die Küste zu. Er sah, wie die Menschen am Strand, die alle versuchten, ihre Habseligkeiten in die Boote zu laden, sie verwundert beobachteten und die Flucht ergriffen, als die Liburne auf sie zurauschte. Torquatus rief: »Festhalten!«, und einen Augenblick später schrammte der Rumpf über Felsen, und Attilius stürzte hinunter aufs Hauptdeck, doch die fußdicke Steinmatratze dämpfte seinen Fall.
    Er blieb einen Moment liegen, um wieder zu Atem zu kommen, und drückte die Wange in den warmen, trockenen Bimsstein. Das Schiff rollte unter ihm. Er hörte die Schreie der Seesoldaten, die auf das Deck heraufkamen, und das Aufspritzen des Wassers, als sie in die Brandung sprangen. Als er sich aufrichtete, sah er, wie das Segel eingeholt und der Anker über Bord geworfen wurde. Männer mit Tauen liefen am Strand entlang und suchten nach Stellen, an denen sie das Schiff festmachen konnten. Es herrschte Zwielicht – nicht das von der Eruption verursachte Zwielicht, das sie offenbar zur Gänze durchquert hatten, sondern das natürliche Zwielicht der Abenddämmerung. Der Steinhagel war leicht und fiel nur gelegentlich, und die Geräusche, die sie beim Laufen über das Deck und den Sprung ins Wasser machten, gingen im Rauschen der Brandung und dem Heulen des Windes unter. Plinius war durch die Luke gekommen und bewegte sich, von Alexion gestützt, vorsichtig durch den Bimsstein – eine massige und würdevolle Gestalt inmitten der Panik, die rings um ihn herum herrschte. Wenn er Angst hatte, ließ er es sich nicht anmerken, und als Attilius sich näherte, hob er fast fröhlich den Arm.
    »Da haben wir aber Glück gehabt, Aquarius. Weißt du, wo wir sind? Ich kenne diesen Ort gut. Es ist Stabiae – ein angenehmes Städtchen, in dem man gut einen Abend verbringen kann. Torquatus!« Er winkte den Kommandanten heran. »Ich schlage vor, dass wir hier übernachten.«
    Torquatus betrachtete ihn, als hätte er den Verstand verloren. »Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, Befehlshaber. Gegen diesen Wind kann kein Schiff in See stechen. Die Frage ist nur: Wie bald wird er diese Mauer aus Steinen hierher befördern?«
    »Vielleicht tut er es nicht«, sagte Plinius. Er schaute über die Brandung hinweg auf die Lichter der kleinen Stadt, die sich an der Flanke einer leichten Anhöhe hinaufzog. Vom Strand war sie durch die Küstenstraße getrennt, die um den ganzen Golf herumführte und jetzt mit den Massen erschöpfter Flüchtlinge verstopft war, denen Attilius früher am Tag bei Herculaneum begegnet war. Am Strand hatten sich etwa hundert Menschen mit ihrer Habe versammelt, in der Hoffnung, über die See entkommen zu können; aber sie konnten nichts tun, als hilflos auf die tosenden Wellen zu starren. Ein beleibter ältlicher Mann stand, von seinen Sklaven umgeben, ein wenig abseits und warf gelegentlich verzweifelt die Hände hoch; Attilius kam der Mann bekannt vor. Auch Plinius war er aufgefallen. »Das ist mein Freund Pomponianus. Der arme alte Narr«, sagte er. »Selbst in normalen Zeiten ein Nervenbündel. Wir müssen ihn trösten. Wir müssen unser tapferstes Gesicht aufsetzen. Helft mir ans Ufer.«
    Attilius sprang ins Wasser, gefolgt von Torquatus. In einem Augenblick reichte es ihm bis zur Taille, im nächsten strudelte es ihm um den Hals. Es war keine einfache Aufgabe, einen Mann von Plinius' Gewicht und Verfassung an Land zu bringen. Schließlich legte sich Plinius mithilfe von Alexion auf den Rücken und rutschte vorwärts, und als sie seine Arme ergriffen, glitt er ins Wasser. Sie schafften es, seinen Kopf über die Oberfläche zu halten, und dann schüttelte er, mit einer beeindruckenden Geste von Selbständigkeit, ihre stützenden Arme ab und watete ans Ufer.
    »Ein dickköpfiger alter Narr«, sagte Torquatus, als sie zuschauten, wie er den Strand hinaufmarschierte und Pomponianus umarmte. »Ein großartiger, mutiger, dickköpfiger alter Narr. Zweimal hat er uns fast umgebracht, und ich bin sicher, bevor er am Ende ist, wird er es noch einmal versuchen.«
    Attilius schaute an der Küste entlang auf den Vesuv, aber in der hereinbrechenden Dunkelheit konnte er kaum mehr sehen als die leuchtenden weißen Linien der auf die Küste zulaufenden Wellen und dahinter die Pechschwärze des fallenden Gesteins. Ein weiterer roter Blitz zuckte über den Himmel. Er

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