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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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große Gargilius, eingekauft für eine Viertelmillion, einschließlich seiner Rezeptbücher. So ging es heutzutage zu am Golf von Neapolis. Die Köche waren berühmter als die Gäste, die sie fütterten. Die Preise waren ins Unermessliche gestiegen. Es war die falsche Art von Leuten, die heutzutage das Geld hatte.
    »Oh, die Zeit für den Nachtisch ist noch nicht gekommen, mein lieber Popidius. Oder darf ich dich – wenn das nicht voreilig ist – ›Sohn‹ nennen?« Ampliatus grinste und zeigte mit dem Finger auf ihn, und Popidius gelang es mit einer übermenschlichen Anstrengung, seinen Abscheu zu verbergen. O Trimalchio, dachte er. Trimalchio …
    Dann kam das Geräusch von schlurfenden Schritten, und vier Sklaven erschienen. Auf ihren Schultern trugen sie das Modell einer Trireme, so lang wie ein Mann und in Silber gegossen, die auf einem Meer aus inkrustierten Saphiren schwamm. Die Gäste applaudierten. Die Sklaven näherten sich dem Tisch auf Knien und schoben die Trireme mit dem Bug voran über den Tisch. Sie wurde vollständig von einer riesigen Muräne ausgefüllt. Ihre Augen waren entfernt und durch Rubine ersetzt worden. Ihre Kiefer waren aufgesperrt und das Maul mit Elfenbein gefüllt. An ihrer Rückenflosse funkelte ein Diamantring.
    Popidius war der Erste, der die Sprache wiederfand. »Ich muss schon sagen, Ampliatus – das ist ein Prachtexemplar.«
    »Aus meinen eigenen Becken in Misenum«, sagte Ampliatus stolz. »Sie dürfte mindestens dreißig Jahre alt sein. Ich habe sie gestern Abend fangen lassen. Siehst du den Ring? Ich bin mir ziemlich sicher, Popidius, dass es sich um dasselbe Geschöpf handelt, dem dein Freund Nero vorzusingen pflegte.« Er griff nach einem großen silbernen Messer. »Nun, wer will das erste Stück? Du, Corelia – ich finde, du solltest als Erste kosten.«
    Das ist wirklich eine nette Geste, dachte Popidius. Bis jetzt hatte Ampliatus das Mädchen auffallend ignoriert, und Popidius hatte begonnen, eine Verstimmung zwischen ihnen zu argwöhnen, aber das hier war ein Gunstbeweis. Deshalb war er verblüfft, als er sah, wie Corelia ihrem Vater einen hasserfüllten Blick zuwarf, die Serviette hinschleuderte, sich vom Lager erhob und schluchzend hinausrannte.
     
    Die ersten beiden Fußgänger, die Attilius befragte, schworen, noch nie etwas vom Haus des Africanus gehört zu haben. Erst in der überfüllten Hercules-Schenke, ein Stück weiter die Straße hinunter, bedachte ihn der Mann hinter dem Tresen mit einem verschlagenen Blick und erklärte ihm dann mit leiser Stimme den Weg – einen Block weit den Hügel hinunter, dann nach rechts abbiegen, dann die erste Gasse links. Dort sollte Attilius noch einmal fragen. »Aber pass auf, mit wem du redest, Bürger.«
    Attilius konnte sich denken, was er meinte, und tatsächlich, sobald er die Hauptstraße verlassen hatte, wurde die Straße schmaler und die Häuser schäbiger und überfüllter. Neben mehreren der halb verfallenen Eingänge war das Symbol von Penis und Hoden in den Stein gemeißelt. Die bunten Kleider der Prostituierten leuchteten in der Düsternis wie blaue und gelbe Blumen. Also an diesem Ort hatte Exomnius seine Zeit verbracht! Attilius' Schritte verlangsamten sich, und er überlegte, ob er umkehren sollte. Nichts durfte sein wichtiges Vorhaben gefährden. Aber dann dachte er wieder an seinen Vater, der auf seiner Matratze in einer Ecke ihres kleinen Hauses gestorben war – noch so ein ehrlicher Narr, dessen beharrliche Rechtschaffenheit seine Witwe arm zurückgelassen hatte –, und er ging weiter, jetzt jedoch schneller und zorniger.
    Am Ende der Straße ragte im ersten Stock eines Hauses ein schwerer Balkon weit über den Gehsteig und verengte sie zu kaum mehr als einem Korridor. Er bahnte sich seinen Weg vorbei an einer Gruppe herumlungernder Männer, deren Gesichter von der Hitze und vom Wein gerötet waren, und trat durch die nächste offene Tür. In der Vorhalle herrschte ein scharfer, fast tierhafter Gestank nach Schweiß und Sperma. Lupanare wurden diese Häuser genannt, nach Lupa, der läufigen Wölfin. Und Lupa war auf den Straßen auch die Bezeichnung für eine Hure – eine Meretrix. Das Geschäft widerte ihn an. Von oben kamen der Klang einer Flöte, ein Schlag auf den Fußboden, Männergelächter. Aus mit Vorhängen verschlossenen Kabinen an beiden Seiten waren Nachtgeräusche zu hören – Grunzlaute, Geflüster, das Wimmern eines Kindes.
    Im Halbdunkel saß eine Frau in einem kurzen grünen Kleid

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