Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
gingen sie zur Koppel und holten ihre Pferde. Bald darauf kamen auch Michaela und die Geschwister an, und endlich waren alle Reiter versammelt. Sie putzten ihre Pferde sorgfältig, kratzten die Hufe aus und bürsteten Mähne und Schweife, bis sie glänzten. Cornelia ermahnte alle, ordentlich zu satteln und half ihnen, die Packtaschen richtig zu befestigen. Heute waren die Taschen noch leer, aber Pferde und Reiter sollten sich an sie gewöhnen, ebenso wie an das zusammengerollte Regenzeug hinter den Sätteln. Sabine räumte gerade das Putzzeug weg, als die Graue unruhig aus dem Stall kam. „Sie sucht Max immer noch“, dachte Sabine. Die graue Katze tat ihr leid. Seitdem der Schecke abgeholt worden war, fand Grauchen keine Ruhe mehr. Sie schlief weiterhin in der Krippe seiner Box und lief rastlos über den Hof, als ob sie ihren Freund suchte. Einmal war sie sogar auf Skjoni zugegangen, aber dann war sie doch wieder umgedreht und davongelaufen.
„Sie tut mir richtig leid“, sagte Cornelia. „Zuerst holen wir sie von ihrem Hof weg, und dann verliert sie ihren Freund!“ Die junge Frau sah der grauen Katze nach, die mit einem geschmeidigen Satz im Heuschober verschwand. „Seid besonders nett zu Grauchen“, bat sie die Reitschüler. „Redet mit ihr, wenn ihr sie seht und nehmt euch Zeit für sie. Die Katze braucht jetzt Ansprache und Aufmerksamkeit!“ Sie warf einen Blick zum Himmel, der noch tiefblau war. „Laßt uns losreiten!“ Sie setzte den Fuß in den Steigbügel. „Wir wollen ja nicht unbedingt naß werden, oder?“
Eine Zeitlang ritt die kleine Gruppe am Waldrand entlang. Sabine mochte den Schecken sehr, sie ritt neben Katrin, die auf der Schimmelstute Melissa saß. Der Wind war kühl und erfrischend, es roch schon nach Herbst, nach moderndem Laub und reifem Obst. Nun würde auch bald die Zeit der Jagden beginnen. Sabine mochte gar nicht daran denken. Die Rehe würden scheu werden, und man mußte beim Reiten die Dämmerung meiden, um den Jägern das Wild nicht zu vertreiben oder gar versehentlich getroffen zu werden. Cornelia hatte ihnen erzählt, daß das Wild sich ohne natürliche Feinde stark vermehrt, und daß schonende Jagd nötig war, um den Wald vor Verbiß zu schützen und das Wild vor dem Verhungern zu bewahren. Aber trotzdem, Sabine mochte die Jagdzeit nicht. Sie bedeutete immer den Tod von Tieren.
„Antraben!“ rief Cornelia.
Sabine saß tief ein; sie nahm die Zügel etwas auf, und schon begann Skjoni zu tölten. Sabine liebte diese Gangart, sie begriff nicht, daß Katrin lieber trabte. Der sanfte Viertakt des Tölts war so weich, es war nicht nur ein angenehmes Gefühl, sondern auch schonend für den Rücken. Neben ihr trabte Katrin auf Melissa leicht. Sie konnte das gut, und fand es auch auf längeren Strecken nicht anstrengend, aber Sabine hätte nicht mit ihr tauschen mögen. Sie genoß es einfach, zu reiten, gar nicht dabei zu denken, sondern nur ihr Pferd unter sich zu spüren, seine Bewegungen zu fühlen und den eigenen Körper weich mitschwingen zu lassen. Skjoni kaute zufrieden am Gebiß, seine dichte Mähne wippte im Takt seiner Schritte, die Ohren spielten aufmerksam. So hätte Sabine ewig reiten mögen, unter dem herbstlichen, dunkelblauen Himmel und den weißen Wolken. In der Ferne sah man deutlich die Berge, eine kleine Kapelle war zu erkennen, sowie die Seilbahn, die auf die Kampenwand führte.
Nun bog der Weg vom Wald ab und führte zwischen Weiden hindurch. Cornelia gab das Zeichen zum Schritt, links vor ihnen graste eine Herde Jungrinder. Sabine wußte, daß Wolkenmähne sich noch immer nicht richtig an Kühe und Rinder gewöhnt hatte, besonders nicht an Jungtiere, die plötzlich übermütig davonsprangen. Glofaxi ging neben Wolkenmähne, er gab der Stute Sicherheit. Die Rinder standen dicht zusammengedrängt da und starrten den Reitern entgegen. Mit einem Mal löste sich eine junge Kuh aus der Gruppe und lief auf die Pferde zu, gefolgt von den anderen Rindern. Sabine hielt unwillkürlich den Atem an. Die näherkommenden Tiere waren neugierig.
Rechts und links von ihnen war Stacheldraht, Wolkenmähne hatte keine Möglichkeit, auszuweichen. Sabine sah, wie die erdfarbene, kleine Stute mit dem silberweißen Schweif zu tänzeln begann, wie sie leicht stieg und rückwärts ging, genau auf Lauser zu. Der Haflingerwallach legte die Ohren an, er ließ sich nur sehr ungern bedrängen. Kurz entschlossen sprang Cornelia aus dem Sattel und streifte Wolkenmähne die Zügel über
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