Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
es gab.
Iris Kleine lachte. „Auf besonderen Wunsch einer jungen Reiterin!“
„Du könntest vielleicht auch reiten lernen!“, schlug Sabine überschwänglich vor. „Hättest du nicht Lust dazu?“
„So weit kommt es noch!“ Die Mutter winkte ab. „Nein, mein Kind, das ist wirklich nichts für mich. Wenn ihr mal eines der Ponys anspannt, lasse ich mich gern zu einer kleinen Kutschfahrt einladen. Aber ansonsten gehe ich lieber auf meinen eigenen zwei Beinen oder nehme meinen Drahtesel. Da weiß ich wenigstens, wo die Bremse sitzt!“
Sabine war glücklich. Endlich war die Mutter die anstrengende Arbeit im Supermarkt los. In Zukunft würden sie sich auch tagsüber sehen können; und auf dem Ponyhof wird es noch schöner werden, da war Sabine ganz sicher. Es war für alle eine gute Lösung.
Als Sabine am nächsten Tag zum Ponyhof kam, war die ganze Herde in Aufruhr. Glofaxi, der stämmige Isländer, trieb sogar die Großpferde in die entfernteste Ecke der Koppel. Er zwickte Melissa in die Kruppe, da die Stute nicht einsehen wollte, warum sie mitkommen sollte. Auch Max und Fee mussten mit. Dann erst trabte der Schimmelwallach mit geweiteten Nüstern auf das Koppeltor zu, um Florentine zu begrüßen.
Die Fuchsstute schnaubte leise, ihr Schweif peitschte unruhig. Glofaxi hieß sie brummelnd willkommen. Einen Augenblick standen die beiden Pferde ganz still, dann stob Florentine davon. Glofaxi galoppierte ihr nach, und jetzt begannen auch die anderen Pferde zu laufen. Im Nu herrschte ein wildes Durcheinander.
Der Schecke Skjoni schlug übermütig aus, Gustav schwebte im Stechtrab über die Koppel, der kleine Max versuchte, sich aus dem Getümmel herauszuhalten. Wolkenmähne biss die neue Stute erst einmal fest in die Schulter, um die Rote auf ihren Platz zu weisen.
„Das wird jetzt noch einige Zeit so weitergehen, bis Florentine ihren Platz in der Rangordnung gefunden hat“, erklärte Cornelia.
Sabine und Michaela standen neben ihr am Weidezaun, auch Stefan wollte sehen, wie Florentine sich an die Herde gewöhnte. Stefan hatte seinen Fotoapparat mitgenommen.
„Mein Opa will sehen, mit welchen Pferden ich hier lebe“, erklärte er. Er freute sich besonders, als er ein schönes Foto von Gustav machte, der seinen eleganten und raumgreifenden Stechtrab zeigte. Offensichtlich wollte der braune Wallach Florentine imponieren. Die Stute aber hatte sich zu den Shetlandponys gesellt und hielt fürs Erste Abstand von den anderen Pferden.
„Diese Auseinandersetzungen in der Herde sind so wichtig für die Pferde“, sagte Cornelia. Sie erklärte den jungen Reitschülern, dass es für ein Pferd sehr beruhigend ist, seinen Platz in einer Rangordnung zu kennen. Nur so fühlen sie sich sicher, denn das Leittier sorgt dafür, dass keine Gefahr naht. Die Leittiere selbst sind zumeist so selbstbewusst, dass ihnen diese Aufgabe keine Schwierigkeiten bereitet. Wenn nun aber ein Pferd nie die Erfahrungen gemacht hat, sich in eine Herde einzufügen, lässt es sich auch nur schwer vom Menschen dominieren, außer mit Gewalt. Solche Pferde neigen dazu, nervös und aggressiv zu werden, oder auch total apathisch, weil ihnen die Sicherheit der Herde und die freie Entfaltung der Pferdepersönlichkeit fehlen.
Cornelia warf einen Blick auf die Uhr. „In einer Stunde gehen wir mit den Pferden in die Halle! Bis dahin werden sie sich etwas beruhigt haben!“
„Ich muss noch die Sättel fertig putzen“, sagte Stefan.
„Soll ich dir helfen?“ Sabine war gern mit Stefan zusammen.
„Hilfe kann ich immer gebrauchen!“ Stefan war zufrieden über Sabines Angebot.
Michaela sagte nichts, und als die anderen zum Stall hinaufgingen, blieb sie allein zurück.
Die Pferde grasten friedlich, als Sabine und Stefan sie später von der Weide holten. Florentine hielt sich noch etwas abseits von den anderen, aber mit der Zeit würde sie ihren Platz in der Herde finden, da waren die Bewohner des Ponyhofes ganz sicher.
Stefan sollte Gustav reiten, Sabine die Isländerin Wolkenmähne, Michaela den Schimmel Glo-faxi und Cornelia die goldrote Florentine. Sabine und Michaela ritten Wolkenmähne abwechselnd, heute war Sabine an der Reihe.
Alle putzten ihre Pferde sorgfältig und sattelten sie dann. Obwohl Cornelia selbst ritt, behielt sie doch stets die anderen Reiter im Auge. Zuerst gingen sie einige Runden am langen Zügel, um die Pferde zu lösen. Wolkenmähne schien eine Abneigung gegen Florentine, die Neue, zu haben. Sobald sie in die Nähe der
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