Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
geblieben. Verdutzt starrte auch er auf die Weide. Glofaxi, die beiden ande-ren Isländer, Gustav und Melissa, Florentine, die Haflinger und auch die beiden Shetlandponys waren verschwunden.
Kein Wiehern, das sie begrüßte, keine hochfliegenden Köpfe, nur das offen stehende Tor, das leise im Wind knarrte. „Das gibt es doch nicht!“ Stefan stotterte vor Aufregung. „Wie, zum Teufel, sind sie da rausgekommen?“
„Los, komm!“ Sabines Herz klopfte wild. „Wir müssen sie suchen!“
„Quatsch!“ Stefan wandte sich um. „Zuerst sagen wir Cornelia Bescheid. Du kannst doch nicht einfach auf eigene Faust losrennen, wenn sie gar nichts davon weiß!“
Sabine sah ein, dass das stimmte. Noch einmal blickten sie sich um, aber von den Pferden war nichts zu sehen. Was war hier passiert?
Stefan drängte zur Eile. So schnell sie konnten, liefen sie zum Ponyhof zurück.
Cornelia sah sie erschrocken an. „Sie sind alle ausgebrochen?“, fragte sie mit tonloser Stimme.
Stefan nickte. „Vielleicht hat sie jemand herausgelassen“, murmelte er. „Das Tor steht sperrangelweit offen...“
„Bist du ganz sicher, dass du es heute Morgen richtig geschlossen hast?“ Cornelias Stimme klang scharf. Sie wusste, dass Stefan um sechs Uhr in der Frühe die Shetlandponys zu den anderen Pferden auf die Weide gebracht hatte.
„Ich glaube schon, doch, sicher“, Stefan nickte zögernd.
Sabine beneidete ihn nicht. Es musste schrecklich sein, vielleicht durch eigene Nachlässigkeit diesen Albtraum herbeigeführt zu haben.
„Jetzt ist das Wichtigste, die Pferde so schnell wie möglich zu finden! Wer weiß, wohin sie schon gelaufen sind!“, erklärte Cornelia entschlossen.
Hoffentlich nicht auf die Straße, dachte Sabine. Immer wieder las man von Pferden, die schlimme Verkehrsunfälle verursacht hatten. Die Autobahn war nicht allzu weit entfernt - nicht auszudenken, was da geschehen konnte! Sabine sah Bilder von Pferden, die über die Fahrbahn sprangen, angefahren wurden oder gar schon tot waren. Sie riss sich zusammen. Daran durfte sie jetzt nicht denken.
„Nehmt etwas zu fressen mit“, hörte sie Cornelia sagen. „Ich rufe die Polizei an. Vielleicht sind die Pferde irgendwo gesehen worden. Ist deine Mutter zu Hause?“, wandte sie sich an Sabine. „Ich werde sie bitten, heute ausnahmsweise zu kommen. Es muss jemand am Telefon sein, wenn wir die Pferde suchen!“
Stefan stürmte hinaus.
Sabine rannte ihm nach. Mit zitternden Händen schüttete sie ein paar Maß Hafer in einen Sack, während Stefan die Halfter und Führstricke im Gepäckkorb seines Fahrrads verstaute. „Wo
suchen wir zuerst?“, fragte sie Stefan beklommen.
Er schlug vor, als Erstes beim Tor nach Spuren zu suchen. Elf davonlaufende Pferde mussten doch Spuren hinterlassen haben! Aber dann starrten die beiden doch nur ratlos auf den weichen Boden. Hier gab es zahllose Hufabdrücke, die auch von den vergangenen Tagen stammen konnten. Sie waren wohl nicht quer über die Wiese gelaufen! Der Weg in den Wald wurde auch als Reitweg benutzt, hier sahen sie ebenfalls viele Hufspuren.
„Fahren wir mal dort entlang“, schlug Stefan endlich vor. „Vielleicht sind sie ja noch nicht so weit gelaufen und fressen in aller Seelenruhe eine Waldwiese ab!“ Er versuchte ein Lächeln, aber es wurde nur eine schiefe Grimasse.
Wie viel Vorsprung hatten die Pferde wohl? Ob sie bereits kilometerweit fort waren? Oder grasten sie wirklich irgendwo in der Nähe friedlich auf einer Waldwiese?
Sie radelten schnell und hielten Ausschau nach der kleinen Herde. So viele Pferde konnten doch nicht einfach unbemerkt herumlaufen! Irgendjemand musste sie einfach gesehen haben! „Wolkenmähne!“, rief Sabine immer wieder.
„Hör doch auf!“, sagte Stefan gereizt. „Sie ist doch kein Hund, der auf Zuruf zum Frauchen kommt! Du gehst mir wirklich auf den Geist!“
„Was ist denn in dich gefahren? Ich werde doch wohl noch nach den Pferden rufen dürfen“, verteidigte sich Sabine.
„Es geht mir aber auf die Nerven“, zischte Stefan.
„Ach wirklich?“ Sabine trat auf die Bremse. „Dann such doch die Pferde allein! Du hast schließlich das Tor nicht richtig zugemacht! Es ist deine Schuld!“
„Sabine!“ Stefan war blass geworden. Wie konnte sie ihn nur so beschuldigen!
„Ich hab’s nicht so gemeint“, sagte Sabine da leise. „Sei nicht böse!“
„Hast du doch! Und es kann ja auch sein...“ Stefan sah bedrückt zu Boden. „Ich hab das Tor sicher zugemacht,
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