Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
Cornelia. „Wieso ist eigentlich die Sicherung des Steigbügels nicht aufgegangen?“ Langsam ging sie auf Florentine zu und sah nach.
Sabine wusste, dass an einer Seite der Aufhängevorrichtung des Steigbügels ein kleiner Bügel saß, der aufgehen musste, wenn man stürzte und mit dem Fuß im Steigbügel hängen blieb.
„Eingerostet“, stellte Cornelia erschrocken fest. „Das dürfte nicht passieren. Bei den Reitschul-sätteln prüfe ich die Sicherung alle paar Wochen, aber bei meinem eigenen habe ich es vergessen. Diese Nachlässigkeit hätte mich Kopf und Kragen kosten können!“
„Es war alles meine Schuld“, sagte Sabine in die Stille hinein. „Ich hätte besser aufpassen müssen! Es tut mir so Leid, Cornelia! Bitte entschuldige!“ „Du warst nicht aufmerksam genug, das stimmt“, Cornelia sah Sabine an. „Aber jeder
macht einmal einen Fehler. Wenn du schon perfekt reiten könntest, dann bräuchtest du ja keinen Unterricht mehr. Und beim Reiten lernt man sowieso niemals aus. Mach dir keine Vorwürfe, aber lerne daraus. Man darf beim Reiten nicht träumen!“
Cornelia strich Florentine liebevoll über den Rücken. Die Stute war inzwischen wieder ruhiger und zitterte nicht mehr. „Ich danke dir“, flüsterte Cornelia. „Ohne dich wäre ich jetzt wohl verletzt! Vielleicht verdanke ich deiner Ruhe und Zuverlässigkeit sogar mein Leben! Und deine Schulter werden wir auf jeden Fall vom Tierarzt untersuchen lassen!“
Cornelia führte Florentine ein Stück. Erst nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Stute nicht lahmte, stieg sie wieder auf. Nach einem Sturz sollte man gleich weiterreiten, wenn es ging, das wusste sie. Sonst konnte der Schreck einen bleibenden Eindruck hinterlassen; dann wuchs die Angst vor dem Reiten, bis auch gute Reiter sich manchmal nicht mehr aufs Pferd trauten.
Cornelia atmete tief ein, sie nahm die Zügel auf und ritt an. Florentine würde sie sicher tragen. Die junge Frau spürte eine besondere Verbindung zwischen sich und der Fuchsstute. „Bist ein feines Mädchen“, flüsterte sie und strich Florentine über den goldglänzenden Hals.
Die Pferde sind verschwunden!
Am nächsten Morgen wachte Sabine ungewöhnlich früh auf. Sie sah verschlafen auf ihren Wecker. Ob sie gleich zu den Pferden gehen sollte? Sie dachte an Wolkenmähne, an den kleinen Max, der in den letzten Wochen schon viel stabiler geworden war, und daran, dass sie heute Nachmittag mit Wolkenmähne eine Reitstunde bei Stefan haben sollte. Das erste Mal! Natürlich würde auch Cornelia dabei sein und zuschauen, wie Stefan unterrichtete. Aber er hatte die Stunde ganz allein geplant. Sabine war gespannt.
Es half alles nichts, jetzt konnte sie nicht mehr schlafen. Ächzend stand sie auf und duschte, ehe sie in die Küche ging. Wortlos räumte sie mit der Mutter die Spülmaschine aus und frühstückte. Mutter und Tochter redeten über Pferde und über die neue Arbeit der Mutter auf dem Ponyhof.
Endlich holte Sabine ihr Fahrrad aus der Garage und machte sich auf den Weg. Es war Samstag, da war schulfrei!
Stefan arbeitete oft auch am Wochenende, er hatte dann dafür einen Wochentag frei. „Guten Morgen!“, rief er fröhlich und winkte Sabine zu. „Du kommst gerade recht! Ich wollte eben zur
Koppel gehen und die Pferde heraufholen. Wir wollen heute eine Wurmkur machen. Die Reitstunden sind dann später. Hier“, er hielt Sabine zwei Halfter hin, „du kannst Wolkenmähne und Glofaxi nehmen. Florentine hat ihr Halfter noch an, in der Eile heute Morgen hab ich glatt vergessen, es ihr abzunehmen.“
Sabine wusste, dass Cornelia die Pferde nicht mit den Halftern auf die Koppeln schickte. Die Pferde konnten zu leicht an Ästen oder Zweigen hängen bleiben. Cornelia hatte ihnen erzählt, dass Pferde mit den Hufen in ihr Halfter geraten und sich schwere Verletzungen zuziehen konnten.
„Na, dann mal los“, meinte sie, „ehe Cornelia es sieht. Sonst gibt es wieder einen Vortrag!“
„Ich weiß!“ Stefan nickte. „Sie hat ja Recht, da kann ich gar nichts sagen!“
Cornelia war eine faire und großzügige Chefin, aber sie verlangte auch viel von Stefan. Sie rügte jede Ungenauigkeit, und wenn es um die Sicherheit von Pferden und Reitern ging, kannte sie keine Nachsicht.
Nebeneinander gingen Stefan und Sabine zur Koppel hinunter. Sabine sah das offene Tor zuerst. Fassungslos starrte sie auf die Wiese. „Stefan!“ Ihre Stimme war schrill. „Die Pferde sind verschwunden!“
Stefan war stehen
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