Ponyhof Kleines Hufeisen - 04 - Der Ritt zum Pferdefest
„Hier!“ rief sie endlich triumphierend und zog die Reithose hervor. Sie hielt Sabine die helle Hose mit den Lederbesätzen hin. „Die müßte Marei doch gefallen, glaubst du nicht?“ „Vielleicht“, Sabine nickte. „Auf alle Fälle ist sie besser als ihre eigene Reithose. Aber bei Marei weiß man nie ... Eine gebrauchte Reithose, ich weiß nicht. Wir werden ja sehen!“
Sie packten die Reithose ein und radelten zum Ponyhof. Morgen war es endlich soweit, der lang erwartete Tag des Leonhardi-Rittes war endlich da. Heute wollten die Reiter noch einmal ihre Ausrüstung überprüfen und gemeinsam einen kleinen Ausritt unternehmen. Und selbstverständlich sollten die Pferde für das Fest ganz besonders gut geputzt und die Mähnen und Schweife eingeflochten werden.
„Da kommt Stefan!“ rief Sabine, als sie gerade auf den Weg zum Ponyhof abgebogen waren. Der Junge winkte ihnen zu, und Sabine und
Katrin warteten auf ihn. Stefan fuhr mit Max spazieren, damit der Schecke sich wieder daran gewöhnte, vor der Kutsche zu gehen. Der kleine Max griff fleißig aus, seine Mähne wippte im Takt der Schritte, und seine Augen glänzten. Die Kutsche sah sehr hübsch aus mit den blauen Bezügen, den glänzenden Chromteilen, der roten Deichsel und den blanken Radspeichen.
„Max sieht aus, als ob es ihm richtig Spaß macht, vor der Kutsche zu gehen“, sagte Katrin.
„Glaube ich auch“, Stefan nickte. „Er geht brav vorwärts und ist sehr ausdauernd. Heute waren wir über eine Stunde unterwegs!“ Schnell sah er Sabine an. „Natürlich nur im Schritt, versteht sich“, fügte er hinzu.
Sabine wußte, daß Cornelia ihre Pferde niemals auf Asphalt traben oder gar galoppieren ließ. Solange sie auf einer Straße ritten, wurde ausnahmslos Schritt gegangen, auch wenn die Pferde beschlagen waren. Denn die Hufeisen schützten zwar die Hufe vor Schäden, nicht aber Beine und Gelenke. Der harte Boden federte nicht, und bei schnelleren Gangarten strapazierte das die Pferdebeine sehr.
Sabine war vom Fahrrad gestiegen und klopfte Max den Hals. „Er schwitzt nicht einmal“, stellte sie zufrieden fest. „Hoffentlich wird er morgen auf dem Ritt nicht nervös! Max erschrickt leicht!“
„Max war schon mehrere Male beim Leonhar-di-Ritt!“ sagte Stefan. „Er kennt Blasmusik und die Menschenmenge. Aber wie wird Wolkenmähne reagieren? Das wird viel spannender!“ Sabine schwieg. Auch sie hatte schon darüber nachgedacht, wie sich die sensible Islandstute verhalten würde. Klar, Wolkenmähne hatte große Fortschritte gemacht, sie hatte keine Angst mehr vor Traktoren und Bäumen, sie scheute kaum noch vor Dingen, die ihr neu waren. Aber wie würde sie auf die vielen fremden Pferde reagieren? Auf den Lärm, die Menschen? Immerhin würde Cornelia die Stute selbst reiten, das hatten sie schon besprochen.
„Wenn sie zu unruhig ist, wird Cornelia sie führen“, sagte Katrin zu Sabine, als sie weiterfuhren. „Weißt du eigentlich, daß ein paar Mädchen aus unserer alten Reitschule auch zum Leonhardi-Ritt kommen?“
„Wirklich? Wer reitet denn mit?“ wollte Sabine wissen.
„Babette Hofer, Nadja Weiß und Hanni Berger“, antwortete Katrin. Sie fuhren langsam hinter der Kutsche her.
Sabine verzog das Gesicht. Sie hatte Nadja nie leiden können. Sie hielt sie für dumm und überheblich. Nadja gab furchtbar an mit den Turnieren, die sie gegangen war, aber wenn es ans Ausmisten oder Putzen ging, drückte sie sich.
„Du brauchst ja nicht mit ihr zu reden“, sagte Katrin. „Ich will mir ihr Pferd anschauen. Sie darf den neuen Angloaraber der Reitschule nehmen. Stell dir vor, sie hat für das Turnier auf Gut Mazing gemeldet, in der gleichen Klasse wie ich!“ „Ihr mit euren Turnieren“, sagte Sabine abweisend. „Ich gehe lieber zum Leonhardi-Ritt. Da muß keiner besser sein als der andere!“
Katrin wollte etwas erwidern, aber da kam Janosch laut bellend auf sie zugerannt und begrüßte sie stürmisch.
Viele der anderen Reiter waren schon da, sie putzten bereits ihre Pferde. Geschickt half Sabine Stefan, Max auszuspannen und zu versorgen. Dann gingen sie auf die Weide und holten ihre Pferde. Stefan wollte seinen Liebling reiten, den braunen Trakehnerwallach Gustav.
Sabine sollte den Islandschecken Skjoni nehmen. Sie hätte zwar selbst gern Wolkenmähne geritten, aber sie sah ein, daß es besser war, wenn Cornelia die Stute in dieser neuen und ungewohnten Umgebung ritt.
Sabine band Skjoni an und begann, ihn zu putzen. Marei
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