Ponyhof kleines Hufeisen - 07 - Babuschka bleibt bei uns
er kann unmöglich herausgekommen sein“, überlegte Cornelia. Aber es gab keinen Zweifel: Rasputin war nicht bei Babuschka im Stall.
Gemeinsam führten Cornelia und Stefan die Stute auf die Weide.
Die Rappstute lief auf Glofaxi zu, blieb dann plötzlich stehen und keilte quietschend aus, anstatt den Herdenchef leise schnaubend zu begrüßen, wie sie es sonst immer tat. Babuschka stob, von Glofaxi verfolgt, davon; die anderen Pferde warfen die Köpfe hoch und wieherten aufgeregt.
„Meine Güte!“ sagte Cornelia. „Sie sind ja völlig verstört. Das Feuer muss ihnen wirklich zugesetzt haben!“
„Die Pferde benehmen sich, als kennten sie Babuschka gar nicht“, meinte Stefan. Nachdenklich sah er der Herde nach, die in wildem Galopp ans andere Ende der Koppel jagte.
Babuschka machte auf der Hinterhand kehrt; sie stieg und schnappte im Vorbeigaloppieren heftig nach Gustav.
„Das gibt es doch gar nicht!“ Stefan sah Cornelia fassungslos an. „Sie beißt nach Gustav!“ Jeder auf dem Ponyhof wusste, dass der Trakehner Gustav Babuschkas erklärter Freund war. Die beiden grasten meistens Seite an Seite und mochten sich sehr. „Wenn sie Wolkenmähne gebissen hätte, würde ich das verstehen, aber Gustav ...“ Stefan konnte es nicht fassen. „Und sieh nur, er ist ganz beleidigt!“
„Vielleicht liegt es daran, dass Rasputin nicht da ist“, Cornelia versuchte Babuschkas sonderbares Verhalten zu erklären. Paula hatte ja gesagt, dass Babuschka seit Jahren nie ohne ihren kleinen Freund gewesen war. Rasputin! Cornelia straffte die Schultern. „Komm, Stefan, die Pferde werden sich schon wieder arrangieren, schließlich kennen sie sich ja. Wir müssen Rasputin unbedingt finden! Babuschka braucht ihn. Außerdem will ich wissen, wo er ist.“
„Cornelia!“ Stefan war etwas eingefallen: „Er wird doch nicht etwa in deinen Gemüsegarten entwischt sein?“
„Das fehlte gerade noch!“ Cornelia hatte gerade wieder neuen Salat gepflanzt und Volker hatte hingebungsvoll allen Schaden, den Moritz angerichtet hatte, wieder behoben. Der Bauerngarten war in voller Blüte und zu Recht Cornelias ganzer Stolz. „Du weißt ja, wie schnell Ziegen fressen können!“ Cornelia wurde bei dem Gedanken ganz elend. „Während wir hier stehen, verspeist Rasputin vielleicht gerade mit Stumpf und Stiel mein Gemüse!“
Gemeinsam rannten sie zum Hof hinauf. Aber sie hatten sich geirrt. Das Gartentor war fest geschlossen, von Rasputin war keine Spur zu sehen. Blauer Rittersporn blühte in voller Pracht, zarte Malven leuchteten rosa und hellrot und die erste Sonnenblume hatte ihre gelbe Blüte geöffnet.
„Hier ist er nicht“, stellte Stefan fest. Er sah sich um. „Aber wo kann er nur stecken? Cornelia, das geht nicht mit rechten Dingen zu! Wie kann Rasputin aus der geschlossenen Box gekommen und dann spurlos verschwunden sein?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Cornelia mutlos. Sie war erschöpft und unsicher. Auf einmal fiel ihr ein, dass die Polizei jeden Augenblick kommen musste und die Feuerwehrleute noch im Haus waren. „Du“, sagte sie zu Stefan, „ich will ein paar
Anrufe machen. Paula kommt sicher und sucht Rasputin!“
Iris Kleine hatte für alle Kaffee und Tee gekocht und einen Berg belegte Brote gemacht.
Cornelia setzte sich an den großen Tisch und machte ihre Aussage bei den beiden Polizeibeamten, die inzwischen gekommen waren. „Ich verstehe das nicht!“ sagte sie schon zum drittenmal. „Ich habe keine Feinde. Ich wüsste wirklich nicht, wer mir schaden wollte und hier Feuer legen würde.“ Sie war sehr blass. Hilflos sah sie die Beamten an.
„Und dieser Herr Kratzer?“ fragte Stefan plötzlich.
„Kratzer? Der Mann, der damals Florentine gestohlen hat?“ Cornelia hielt inne. Konnte es sein, dass der Pferdedieb nun so Rache nahm?
„Kratzer ist doch sicher noch im Gefängnis!“ sagte Sabines Mutter und füllte die Teetassen wieder auf.
„Da bin ich mir nicht so sicher“, sagte einer der Polizisten und griff zum Telefon. Nach ein paar Minuten berichtete er, dass Kratzer vor ein paar Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden war. „Er ist auf freiem Fuß“, sagte er mit ernster Stimme. „Wir werden den Mann überprüfen. Er wird ein gutes Alibi haben müssen, denn es könnte sein, dass er unter Verdacht steht.“
„Ich kann es mir trotzdem nicht vorstellen“, Cornelia trank einen Schluck Tee. „Warum sollte jemand, der dem Ponyhof schaden will, den Heuschober anzünden? Das ist zwar
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