Ponyhof kleines Hufeisen - 11 - Molly soll leben
aufgeführt!“, platzte Katrin heraus. „Sie hat sich kein bisschen Mühe gegeben. Die Übungen, die wir praktisch schon im Schlaf konnten, haben überhaupt nicht geklappt. Dauernd wiehert sie und will wieder zum Stall zurück.“ Schwungvoll sprang Katrin aus dem Sattel und zog die Bügel hoch. „Alles nur wegen dieses neuen Ponys. Die Kleine macht Melissa ganz verrückt.“
„Du spinnst wohl!“, rief Sabine empört. „Die Kleine macht gar nichts, außer vielleicht dass sie freundlich zu Melissa ist und sie beruhigt.“
Katrin war überzeugte Großpferdreiterin, die für Ponys nichts übrig hatte. Dabei kennt sie Ponys gar nicht, dachte Sabine, typisch für sie. „Nur weil du Ponys nicht kennst, gibst du Molly jetzt die Schuld, wenn du mit der schwierigen Melissa nicht klarkommst! Lern erst mal reiten!“
„Selber schwierig!“, zischte Katrin und trug den Sattel zum Aufbocken.
Sabine überlegte fieberhaft. Sie wollte ja eigentlich mit Katrin keinen Krach haben. Über die Vor-und Nachteile von Ponys und Großpferden hatten sie sich schon oft ohne Ergebnis herumgestritten.
Als Katrin dann wieder aus der Sattelkammer kam, versuchte Sabine einzulenken. „Komm, Katrin, ich hab’s nicht so gemeint.“
„Ach was.“ Katrin war eingeschnappt. „Klar hast du’s so gemeint. Ich verstehe sowieso nicht, was Cornelia mit noch einem Pony will. Die Kleine ist doch gar nicht einsetzbar. Die jüngeren Kinder hier können genauso gut auf einem richtigen Pferd reiten lernen, nicht auf so einem Zwerg“, sagte sie verächtlich.
„Du, Katrin, wie kannst du nur so gemein sein!“ Sabine sah die Freundin empört an. „Ich dachte immer, du magst Tiere. Hättest du es im Ernst besser gefunden, Molly schlachten zu lassen?“
„Das glaubst du doch selber nicht“, erwiderte Katrin. „Klar soll sie versorgt werden. Aber seit Mollys Ankunft spielt Melissa verrückt. Schau sie dir an, es ist doch nicht zu glauben.“
Die große Schimmelstute scharrte unruhig mit dem rechten Vorderhuf und wieherte durchdringend zum Stall hinüber. Sie beachtete Katrin nicht, die ihr mit einer weichen Bürste über das Fell fuhr, sondern lauschte mit aufmerksam gespitzten Ohren auf eine Antwort des neuen Ponys.
„Da siehst du’s selbst“, sagte Katrin. „Ich bin abgeschrieben, ich existiere für Melissa gar nicht mehr. Nur das Pony ist noch wichtig!“
Melissa trat unruhig hin und her, sie schüttelte den Kopf und zerrte an ihrem Anbindestrick.
„Au! Mein Fuß!“ Katrin schrie auf. „Komm, Melissa, geh runter!“
Aber Melissa stand wie festgewachsen auf Katrins Fuß, denn aus dem Stall drang nun ein schwaches Wiehern. Verzweifelt versuchte Katrin die schwere Stute zur Seite zu schieben, aber Melissa bewegte sich keinen Zentimeter. Schnell kam Sabine der Freundin zu Hilfe. Erst als sie Melissa fest den Arm an die Rippen drückte, ging die Stute einen Schritt zur Seite und nahm den Huf von Katrins Fuß.
Sabine sah, dass Katrin Tränen in den Augen hatte. Sie half der Freundin, auf einem Bein zu der Holzbank vor der Sattelkammer zu hüpfen. „Ich glaube, der Fuß schwillt an, wir müssen schnell den Stiefel ausziehen“, keuchte Katrin, als sie sich auf die Bank fallen ließ.
Vorsichtig zog Sabine ihr den Reitstiefel aus. Zwar bemühte sie sich, so behutsam wie möglich zu sein, aber dennoch stieß Katrin einen Schmerzensschrei aus.
„Was ist denn hier passiert?“, rief Cornelia, die gerade aus dem Stall kam, besorgt. „Katrin, bist du verletzt?“
Schnell erzählte Sabine, was vorgefallen war. Gemeinsam zogen sie Katrin auch die Socke aus. Der Fuß war gerötet und schwoll bereits an. „Das gibt dann einen ordentlichen Bluterguss“, stellte Cornelia fest. „Tut sehr weh, nicht, Katrin? Warte, ich hole Eis und mach dir einen Arnika-Umschlag!“ Aus dem Stall drang Mollys Wiehern und Melissa antwortete sofort.
„Ich verstehe das nicht“, schniefte Katrin. „Sie kennt doch das neue Pony gar nicht und ist völlig verrückt, wenn sie es nicht sehen kann. Niemals wäre sie mir sonst auf den Fuß getreten!“
Sabine wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie sich fühlen würde, wenn Wolkenmähne sich auf einmal so benehmen würde. „Ich kann ja verstehen, dass du dich über Melissa ärgerst“, sagte sie, „aber Molly kann doch nichts dafür. Wer weiß, vielleicht kennen sich die beiden tatsächlich von irgendwoher, aus einem anderen Stall oder von einem anderen Besitzer. Stell dir
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