Ponyhof Kleines Hufeisen - 12 - Der neue Reitlehrer
ging mit freudigem Schnauben auf Stefan zu. Er reckte ihm den Kopf entgegen und ließ sich willig das Halfter anlegen.
„Nimmst du Florentine?“ Stefan sah sich nach Sabine um. „Wenn sie noch länger hier stehen muss, fängt sie vielleicht wieder an zu koppen! Wäre durchaus möglich.“
Florentines Vorbesitzer hatte sie angebunden in einem Ständer gehalten. Dort hatte die edle
Russische Stute sich das Koppen angewöhnt. In der Offenstallhaltung auf dem Ponyhof koppte sie nicht mehr, aber jetzt, in absoluter Boxenhaltung, konnte diese alte Angewohnheit leicht wiederkommen.
Schon führten Sabine und Stefan die Pferde in die Dämmerung hinaus.
Gustav schnaubte zufrieden, tief sog er die milde Abendluft ein. Er hatte es eilig, auf die Koppel zu kommen.
Stefan konnte den sonst so ruhigen Wallach kaum im Schritt halten.
Kaum hatten Sabine und Stefan den Pferden die Halfter abgenommen, da stürmten die schon über die Koppel. Nachdem die beiden sich mit Bocksprüngen Luft gemacht hatten, suchten sie sich eine weiche Stelle und wälzten sich ausgiebig.
Danach holten Sabine und Stefan auch Melissa und Molly aus dem Stall.
Fürst Isidor wieherte sehnsüchtig den beiden nach, er trat unruhig in der Box hin und her.
„Er möchte auch so gern mit hinaus“, sagte Sabine. „Können wir ihn nicht heimlich ein wenig auf den Sandplatz lassen?“
„Nein, das geht nicht“, sagte Stefan. „Ich würde sie am liebsten alle rauslassen, auch Kassandra und die Berittpferde. Aber es ist zu riskant. Wenn einem der Pferde wirklich etwas passiert, wenn es sich eine Sehne zerrt oder sonst irgendwie verletzt, kriegen wir einen Riesenkrach. Auch wenn ich es noch so falsch finde, ohne die Erlaubnis der Besitzer dürfen wir das nicht.“
„Cornelia hat es ja auch nicht erlaubt!“, begehrte Sabine auf. Ihr taten die eingesperrten Pferde im Stall furchtbar Leid.
„Wir kennen Cornelia schließlich gut genug. Wenn sie hier wäre, würden die Pferde erst gar nicht Tag und Nacht im Stall stehen.“
Sie führten Melissa zur Koppel. Die Pferde sollten über Nacht draußen bleiben. Stefan wollte eine Stunde früher kommen, um sie wieder hereinzuholen und zu putzen, ehe Carola Brückmaier auf den Hof kam.
„Morgen ist Samstag, da kann ich dir helfen“, bot Sabine dem Jungen an.
„Das wäre gut!“ Stefan sah ihr in die Augen. „Wenn du ganz früh kommst, könnten wir sogar einen kleinen Ausritt machen“, sagte er leise.
Seit dem Vorfall mit Frau Brückmaier ging er regelmäßig mit Michaela ins Gelände, aber für Ausritte mit Sabine fehlte ihm die Zeit. So ritt Sabine wohl oder übel in Carola Brückmaiers „Ponystunden“ mit, obwohl es ihr keinen Spaß machte.
„Du, Stefan!“ Sabine strahlte den blonden Jungen an. „Dafür würde ich sogar mitten in der Nacht aufstehen!“ Sie fiel ihm stürmisch um den Hals.
Stefan lachte, dann nahm er sie in die Arme. So standen sie eng aneinander geschmiegt am Koppelzaun, ehe sie Hand in Hand zum Ponyhof zurückgingen.
Sabine stand schon im Morgengrauen auf und zog sich ganz leise an. Ihren Eltern legte sie einen Zettel in die Küche, sie sollten sich keine Sorgen machen.
Die Luft war noch kühl, die Vögel zwitscherten, und der Himmel färbte sich gerade rosarot, als Sabine den Weg zum Ponyhof hinauf radelte. Es sah so aus, als würde es ein wunderschöner Sonnentag werden, gerade richtig für einen Ausritt am frühen Morgen.
Stefan holte bereits die Pferde von der Koppel, als Sabine kam. „Melissa hat sich natürlich in einem Schlammloch gewälzt“, sagte er kopfschüttelnd. „Schimmel haben die Angewohnheit, sich besonders dreckig zu machen. Da werden wir ganz schön zu tun haben, damit die Brückmaier nichts merkt!“ „Ich helfe dir, dann geht es schneller!“, erklärte Sabine. „Gehen wir erst reiten, oder putzen wir erst die Pferde?“
„Zuerst müssen wir putzen, ist doch klar! Die Brückmaier soll nicht merken, dass die Pferde über Nacht draußen waren. Ob wir einen kleinen Ausritt machen, interessiert sie sowieso nicht. Die hat nur noch das Turnier in Ising im Kopf.“
Gustav war bald wieder sauber, aber bei Melissa dauerte es länger.
Auch Molly hatte sich gewälzt, und Sabine arbeitete eifrig, um den angetrockneten Lehm aus dem Schweif der kleinen Tigerschecke zu bürsten. Endlich standen die Pferde glänzend sauber in ihren Boxen.
„So, nun merkt wohl keiner, dass ihr heute Nacht auf der Weide wart“, flüsterte Sabine ihren Schützlingen zu.
Eine
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