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Poor Economics

Poor Economics

Titel: Poor Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abhijit Banerjee , Esther Duflo
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Fallen herauskommen. Wenn sich die Armen die Leitern nicht leisten können, muss ihnen der Rest der Welt beim Herausklettern helfen. Genau das tut Gram Vikas in Orissa, wenn die Organisation den Dörfern hilft, das Projekt auf die Beine zu stellen, und einen Teil der Kosten für die Wasserversorgung übernimmt. Vor ein paar Jahren, so erzählte uns Joe Madiath, hätte er beinahe auf die Förderung durch die Bill & Melinda Gates Foundation verzichtet, weil der für die Vergabe zuständige Sachbearbeiter darauf beharrte, dass die Dorfbewohner die Kosten für alles, was sie bekamen, komplett tragen müssten (glücklicherweise änderte die Stiftung ihre Meinung in diesem Punkt später noch). Joe Madiath sagte, die Dorfbewohner seien schlicht nicht in der Lage,
190 Rupien pro Monat zu bezahlen, obwohl der gesundheitliche Nutzen für sie diesen Betrag vermutlich weit übersteigt. Gram Vikas verlangt von den Dorfbewohnern lediglich, so viel Geld in einen Dorffond einzubezahlen, dass das System ordentlich gewartet werden kann und weitere Haushalte angeschlossen werden können, wenn das Dorf größer wird. Den Restbetrag wirbt die Organisation von Spendern in aller Welt ein. Genau so sollte es nach Sachs’ Meinung sein.
    Warum werden die Möglichkeiten nicht mehr genutzt?
    Wunder im Wartestand
    Jeffrey Sachs’ Theorie, Arme säßen in einer gesundheitsbedingten Armutsfalle, aus der man sie mit Geld herausholen könne, hat einen Schönheitsfehler: Manche Maßnahmen sind so billig, dass sie sich selbst die Ärmsten leisten können müssten. Stillen zum Beispiel kostet überhaupt nichts. Und doch werden weniger als 40 Prozent der Babys weltweit in den ersten sechs Monaten ausschließlich gestillt, wie es die WHO empfiehlt. 14 Oder: Häuser mit Wasser- und Abwasserleitungen auszustatten kostet – wie wir gerade gesehen haben – 190 Rupien pro Monat bzw. 2280 Rupien pro Jahr, das entspricht der Kaufkraft von etwa 300 000 sambischen Kwacha. Arme sambische Bauern können sich das vermutlich nicht leisten. Doch für weniger als 2 Prozent des Betrags, kann sich eine sechsköpfige sambische Familie genug Chlor kaufen, um ein Jahr lang ihr Trinkwasser zu desinfizieren: Eine Flasche des von PSI verteilten Desinfektionsmittels Chlorin kostet 800 Kwacha (0,18 PPP-USD) und reicht für einen Monat. Damit kann man die Zahl der Durchfallerkrankungen bei Kleinkindern um fast die Hälfte reduzieren. 15 Die Sambier wissen über den Nutzen von Chlor Bescheid. Wenn man sie nämlich fragt, ob sie etwas kennen, womit man Wasser reinigen kann, nennen 98 Prozent das Produkt Chlorin. Obwohl Sambia wirklich ein sehr armes Land ist, sind 800 Kwacha für eine Flasche, die einen Monat
reicht, nicht übermäßig viel Geld; eine Familie gibt durchschnittlich 4800 Kwacha (1,10 PPP-USD) pro Woche allein für Öl zum Kochen aus. Trotzdem verwenden nur 10 Prozent der Familien Chlor zum Desinfizieren des Trinkwassers. Im Rahmen eines Experiments erhielten Haushalte Gutscheine, die es ihnen ermöglichten, eine Flasche Chlorin für 700 Kwacha (0,16 PPP-USD) zu kaufen, doch nur 50 Prozent von ihnen nutzten dieses Angebot. 16 Der Anteil an Chlorin-Käufern stieg erst dann merklich an, als der Preis auf 300 Kwacha (0,07 PPP-USD) gesenkt wurde, aber selbst dann kauften 25 Prozent der untersuchten Haushalte das Produkt nicht.
    Ähnlich niedrig ist die Nachfrage nach Moskitonetzen. Jessica Cohen und Pascaline Dupas gründeten in Kenia eine NGO mit Namen TAMTAM ( Together Against Malaria, »Zusammen gegen Malaria«) und verteilten kostenlose Moskitonetze in kenianischen Kliniken. 17 Irgendwann begann PSI, in denselben Kliniken Moskitonetze zu verteilen, allerdings nicht umsonst, sondern zu subventionierten Preisen. Cohen und Dupas wollten wissen, ob ihre Organisation nun überhaupt noch gebraucht wurde. Sie starteten einen einfachen Versuch: Sie boten Moskitonetze in verschiedenen, zufällig ausgewählten Kliniken zu unterschiedlichen Preisen an. Die Preise bewegten sich zwischen kostenlos und dem (immer noch subventionierten) Preis von PSI. Ähnlich wie in dem Beispiel mit demWasserdesinfektionsmittel fanden sie heraus, dass der Erwerb von Netzen sehr vom Preis abhing. Fast alle Patienten nahmen ein kostenloses Netz mit nach Hause. Aber die Nachfrage tendierte gegen null, wenn sie den PSI-Preis verlangten (etwa 0,75 PPP-USD). Als Dupas das Experiment auf verschiedenen städtischen Märkten wiederholte und den Leuten Zeit gab, nach Hause zu gehen und dort Geld zu

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