Poor Economics
bringen, solange die Regierung schwach bleibt.
Zu welcher Geschichte – der der Aktivisten oder der der Skeptiker – passen die Fakten besser? Erfolgreiche Kampagnen zur Ausrottung der Malaria wurden in verschiedenen Ländern untersucht. Jede dieser Studien vergleicht innerhalb eines Landes stark malariaverseuchte Regionen mit schwach verseuchten und überprüft, wie sich Kinder entwickeln, die vor und nach der Kampagne dort geboren wurden. Alle stellen fest, dass Kinder, die nach der Kampagne in stark betroffenen Gegenden geboren wurden, in Sachen Schulbildung bzw. Einkommen zu den Kindern aufschließen, die in nur schwach von Malaria heimgesuchten Regionen auf die Welt kamen. Das deutet darauf hin, dass die Ausrottung der Malaria tatsächlich zu einer Verringerung der Langzeitarmut führt, obwohl die Auswirkungen bei weitem nicht so stark sind, wie von Jeffrey Sachs behauptet. Eine Studie zur Malariaausrottung im Süden der Vereinigten Staaten (wo es bis 1951 noch Malaria gab) 5 und mehrerer lateinamerikanischer Staaten 6 legt nahe, dass ein Kind, das malariafrei aufwächst, in seinem ganzen Erwachsenenleben 50 Prozent mehr pro Jahr verdient als ein Kind, das an Malaria erkrankt ist. Qualitativ ähnliche
Ergebnisse lieferten Studien aus Indien 7 , Paraguay und Sri Lanka, obwohl die Größenordnung des Mehrverdiensts von Land zu Land variiert. 8
Das heißt, der finanzielle Gewinn aus Investitionen in die Malariaprophylaxe kann ausgesprochen hoch sein. Ein gutes, mit Insektiziden behandeltes Moskitonetz kostet in Kenia maximal 14 PPP-USD und hält mindestens fünf Jahre. Nehmen wir einmal an, ein kenianisches Kind, das unter einem Moskitonetz schläft, hat ein 30 Prozent geringeres Risiko, zwischen seiner Geburt und seinem zweiten Lebensjahr mit Malaria infiziert zu werden, als ein Kind, das ohne Netz schläft. Ein Erwachsener verdient in Kenia durchschnittlich etwa 590 PPP-USD pro Jahr. Wenn Malaria das Einkommen dort tatsächlich um 50 Prozent verringert, macht sich die Investition von 14 PPP-USD für das Netz mit einem Mehrverdienst von 295 PPP-USD bezahlt – und das bei 30 Prozent des Anteils an der Bevölkerung, der ansonsten an Malaria erkrankt wäre. Der durchschnittliche Gewinn beträgt 88 US-Dollar pro Jahr während des gesamten Arbeitslebens des Kindes – genug, dass die Eltern dafür einen Vorrat an Moskitonetzen für sich und ihre Kinder kaufen können und dann noch einen Batzen übrig haben.
Es gibt noch andere Beispiele für hocheffektive Gesundheitsinvestitionen, dazu gehören unter anderem der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Nach Schätzungen von WHO und UNICEF hatten im Jahr 2008 etwa 13 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zu einer einigermaßen sicheren Wasserversorgung (gemeint ist eine Handpumpe oder ein Brunnen) und 25 Prozent hatten keinen Zugang zu Trinkwasser. 9 Die meisten dieser Menschen sind bitterarm. Bei unserem 18-Länder-Vergleich untersuchten wir unter anderem, wie viele der auf dem Land lebenden Ärmsten fließendes Wasser im Haus haben. Wir fanden eine Spanne von weniger als einem Prozent in den indischen Bundesstaaten Rajasthan und Uttar Pradesh bis 36,8 Prozent in Guatemala. Für die finanziell besser gestellten Haushalte
liegen die Zahlen in der Regel deutlich höher, dennoch gibt es auch hier eine enorme Spannbreite: von weniger als 3,2 Prozent in Papua-Neuguinea bis 80 Prozent in Brasilien (Mittelschicht auf dem Land). Im städtischen Bereich sind sie sowohl für die Armen als auch die Mittelschicht höher. Annehmbare sanitäre Anlagen findet man bei den Armen noch seltener – 42 Prozent der Weltbevölkerung haben keine Toilette im Haus.
Der Zugang zu Wasser aus einem Leitungssystem und zu sanitären Einrichtungen hat einen gewaltigen Einfluss auf die Gesundheit, darüber sind sich die meisten Experten einig. Die Autoren einer 2005 veröffentlichten Studie kommen zu dem Schluss, dass die Einführung von Trinkwasserleitungen, besseren sanitären Einrichtungen und das Chloren der Wasserquellen wesentlich für den zwischen 1900 und 1946 beobachteten Sterblichkeitsrückgang in den Vereinigten Staaten verantwortlich war: Sie schätzen, dass diese Maßnahmen einen Anteil von 75 Prozent beim Rückgang der Sterblichkeit von Kleinkindern hatten und fast 50 Prozent beim Rückgang der Gesamtsterblichkeit ausmachten. 10 Außerdem beeinträchtigen wiederholte Durchfallerkrankungen in der Kindheit sowohl die körperliche wie auch die geistige
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