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Poor Economics

Poor Economics

Titel: Poor Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abhijit Banerjee , Esther Duflo
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zwischen 500 und 1 000 KES waren 50 KES fällig und 100 KES für darüber hinausgehende Beträge. Angesichts solcher Bankgebühren verzichten die meisten Armen auf ein Konto, selbst wenn sie eines einrichten könnten. Überdies kommen häufig noch hohe Gebühren für die Kontoeröffnung hinzu.
    Wenn Arme wegen des fehlenden Zugangs zu richtigen Bankkonten auf komplizierte und kostspielige Alternativen zurückgreifen, könnte das auch dazu führen, dass sie weniger Geld zurücklegen als mit einem Bankkonto. Um herauszufinden, ob dem so ist, bezahlten Pascaline Dupas und Jonathan Robinson für eine zufällig ausgewählte Gruppe von kleinen Geschäftsleuten (Fahrer von Fahrradtaxis, Marktfrauen, Zimmerleute und ähnliche) die Kontoeröffnungsgebühren bei einer Dorfsparkasse in Bumala. Die Bank lag am zentralen Marktplatz, wo all diese Leute ihre Geschäfte betrieben. Das Geld wurde nicht verzinst, dafür kostete jede Abhebung eine Gebühr. 3
    Von den Männern nutzen nur einige wenige die angebotenen Konten, doch fast zwei Drittel der Frauen zahlten wenigstens einmal Geld ein. Und diese Frauen sparten mehr als vergleichbare Frauen, denen man kein Bankkonto angeboten hatte, sie investierten mehr in ihre Geschäfte und griffen seltener auf ihr Betriebskapital zurück, wenn sie krank wurden. Nach sechs Monaten
waren sie in der Lage, durchschnittlich 10 Prozent mehr Essen für sich und ihre Familie zu kaufen, und das jeden Tag.
    Selbst wenn die Armen raffinierte Wege finden, um etwas Geld zurückzulegen, wären sie – dieser Untersuchung zufolge – besser dran, wenn das Eröffnen eines Bankkontos nicht so teuer wäre. Derzeit kostet eine Kontoeröffnung in Kenia 450 KES; auf die Konten, die wenigstens einmal benutzt wurden, wurden durchschnittlich 5 000 KES eingezahlt. Das heißt, wenn Dupas und Robinson die Kosten für die Kontoeröffnung nicht übernommen hätten, hätten die armen Kunden eine »Gebühr« von fast 10 Prozent bezahlen müssen, nur um überhaupt in den Genuss eines Kontos zu kommen, nicht gerechnet die Gebühren für Abhebungen. Vielen Kunden entstehen noch weitere Kosten, wenn sie zur Bank gehen wollen, weil sich diese meist weit von ihrem Wohnort entfernt in einer Stadt befindet. Damit Sparkonten für Arme wirtschaftlich sinnvoll sind, müssten die Verwaltungskosten der Banken für kleine Konten deutlich sinken.
    Die (nicht nur) in Indien sehr beliebten »Selbsthilfegruppen« stellen eine Möglichkeit dar, die Kosten zu senken. Sie folgen der Idee, dass, wenn ihre Mitglieder ihre Ersparnisse zusammenlegen und Einzahlungen bzw. Abhebungen koordinieren, der Geldbetrag auf dem Konto höher und die Bank eher geneigt ist, sich damit zu befassen. Auch Technik kann eine Rolle spielen. Ein M-Pesa genanntes System ermöglicht es Kunden in Kenia, auf ein an ihr Mobiltelefon gekoppeltes Konto Geld einzuzahlen und darüber auch Überweisungen zu tätigen. Eine Frau wie Jennifer Auma könnte beispielsweise bei einem der vielen regionalen Krämerläden, die als M-Pesa -Agenten fungieren, Bargeld einzahlen. Dieser würde das Geld ihrem M-Pesa -Konto gutschreiben. Wenn Jennifer dann ihrem Cousin in Lamu eine entsprechende SMS schreibt, kann dieser damit zu seinem M-Pesa -Agenten vor Ort gehen und erhält den darin genannten Betrag. Sobald das Geld ausgezahlt ist, bucht der Agent den Betrag von Jennifers Konto ab. Wenn sich erst einmal Banken an das M-Pesa- System angeschlossen haben, könnten die Menschen über ihren M-Pesa -Agenten
vor Ort Geld von und auf ihre Sparkonten transferieren, ohne dass sie den langen Weg zur Bank auf sich nehmen müssten.
    Natürlich macht Technik die notwendigen Vorschriften über den Umgang mit Bankkonten nicht überflüssig. Doch ein Teil des Problems liegt darin, dass im Augenblick nur hochbezahlte Bankangestellte mit dem Geld von Kunden umgehen dürfen. Das ist wahrscheinlich unnötig. Die Bank könnte stattdessen auch einen lokalen Händler beauftragen, die Einzahlungen entgegenzunehmen. Solange dieser dem Kunden dafür eine Quittung aushändigt, die anzuerkennen die Bank gesetzlich verpflichtet ist, ist der Kunde geschützt. Es läge dann bei der Bank, dafür zu sorgen, dass der Händler nicht mit den Ersparnissen der Kunden verschwindet. Wenn die Banken bereit wären, dieses Risiko einzugehen – und viele Banken würden das liebend gerne tun –, warum sollte die Bankenaufsicht etwas dagegen haben? Dieser Gedanke hat in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden, und

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