Poor Economics
vielleicht zu ungeduldig (vermutlich waren die Nonnen schon von Berufs wegen geduldiger, da sie ihren Lohn erst im Leben nach dem Tod erwarten)?
Shleifer war auf etwas gestoßen, das uns schon lange ein Rätsel war. In Studien, die Michael Kremer, Jonathan Robinson und Esther über mehrere Jahre durchgeführt hatten, zeigte sich, dass nur etwa 40 Prozent der Bauern im Distrikt Busia in Westkenia (nicht weit entfernt von Sauri, dem Dorf, wo Jeffrey Sachs und Angelina Jolie den jungen Bauern Kennedy getroffen hatten, der noch nie Dünger verwendet hatte, bis er ihn über dieses Projekt erhielt) überhaupt jemals Dünger eingesetzt hatten, und
im Schnitt hatten nur 25 Prozent jedes Jahr Dünger verwendet. 5 In einem anderen Versuch erhielten zufällig ausgewählte Bauern kostenlos Dünger, den sie auf einem Teil ihrer Felder ausbringen sollten. Später wurden die Ernteerträge der gedüngten und der ungedüngten Parzellen desselben Bauers verglichen. Dabei zeigte sich, dass der Ertrag mit Dünger, selbst nach konservativer Schätzung, über 70 Prozent höher ausfällt: Für jeden Dollar, den ein Bauer für Dünger ausgibt, kann er im Durchschnitt Mais im Wert von 1,70 Dollar zusätzlich ernten. Das ist zwar nicht so viel, wie die Obst- und Gemüseverkäufer sparen könnten, aber immerhin genug, dass sich die Mühe lohnen würde. Warum setzen die Bauern dann nicht häufiger Dünger ein? Möglicherweise wissen sie nicht genau, wie er zu verwenden ist. Oder sie unterschätzen, was er ihnen einbringen würde. Wenn das jedoch der Grund wäre, sollten zumindest die Bauern, die den kostenlosen Dünger (und eine Einweisung in seine Anwendung) erhalten und deutlich höhere Erträge erzielt hatten, sehr daran interessiert sein, in den nächsten Pflanzzeiten von sich aus Dünger zu verwenden. Tatsächlich stellten Esther, Michael Kremer und Jonathan Robinson fest, dass die Wahrscheinlichkeit, in der darauf folgenden Saison Dünger einzusetzen, bei den Bauern, denen man zuvor Dünger geschenkt hatte, um 10 Prozentpunkte stieg. Aber das Ergebnis bedeutet auch, dass die weitaus meisten ihre Felder wieder ohne Dünger bewirtschafteten. Dabei könnte man nicht sagen, dass sie das Düngerexperiment unbeeindruckt gelassen hätte. Die große Mehrheit der Bauern, die daran teilgenommen hatten, behauptete, der Versuch habe sie überzeugt und sie würden auf jeden Fall düngen.
Als wir einige Bauern fragten, warum sie am Ende doch keinen Dünger verwendeten, sagten die meisten, sie hätten nicht genug Geld auf der Hand gehabt, als die Pflanzzeit kam und sie ihn gebraucht hätten. Das überrascht, denn man kann Dünger in kleinen Mengen kaufen (und einsetzen), diese Möglichkeit steht also auch Bauern mit kleinen Ersparnissen offen. Vermutlich ist das Problem wieder einmal, dass es den Bauern schwerfällt,
selbst geringe Geldbeträge von der Ernte bis zur nächsten Aussaat zurückzuhalten. So erklärten es uns auch Michael und Anna Modimba, ein Ehepaar, das in der Nähe von Budalengi in Westkenia Mais anbaut. Sie hatten ihre Felder in der letzten Saison gedüngt, aber nicht in der davor, weil sie damals kein Geld hatten, um Dünger zu kaufen. Zu Hause sparen ist schwierig, sagten sie, denn es kommt immer irgendetwas dazwischen, wofür man Geld benötigt (jemand wird krank oder braucht etwas zum Anziehen oder ein Gast muss bewirtet werden), und es ist schwer, Nein zu sagen.
Am selben Tag trafen wir einen anderen Bauern, Wycliffe Otieno, der eine Lösung für dieses Problem gefunden hatte. Er entschied immer direkt nach der Ernte, ob er Dünger kauft oder nicht.Wenn die Ernte so gut ausfiel, dass er das Schulgeld bezahlen und Lebensmittel für die Familie kaufen konnte, verkaufte er den Rest der Ernte sofort und erstand mit dem Geld Hybridsaatgut und – wenn dann noch etwas übrig war – Düngemittel. Das Saatgut und den Dünger bewahrte er bis zur nächsten Pflanzzeit auf. Wycliffe erzählte uns, dass er den Dünger immer im Voraus kauft, weil er, wie die Modimbas, aus Erfahrung wusste, dass im Haus aufbewahrtes Geld nicht gespart werden würde: Es passiert immer irgendetwas Unvorhergesehenes, und dann ist das Geld weg.
Wir fragten ihn, was er macht, wenn er Dünger gekauft (aber noch nicht ausgebracht) hat und jemand krank wird. Ob er dann nicht in Versuchung komme, ihn mit Verlust wieder zu verkaufen? Er sagte, es sei noch nie nötig gewesen, den Dünger wieder zu verkaufen. Stattdessen überprüfte er in der Regel, ob eine Ausgabe
Weitere Kostenlose Bücher