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würde.
Etwa zur selben Zeit kam ihm zu Ohren, dass ein gewisser John Delbridge, ein reicher Kaufmann aus Bideford im Norden von Devonshire,
einen Kapitän für eine Überfahrt zu den Bermuda-Inseln suche, wo er eine Kolonie gründen wollte. Er war an der Somers Isles
Company beteiligt, in die Francis sein Geld gesteckt hatte. Diese Investition sowie ein persönliches Gespräch genügten Delbridge
offenbar, und er ernannte Francis zum Kapitän des ersten Schiffes, das in Richtung Bermuda-Inseln aufbrechen würde. Er sollte
das Hundertachtzig-Tonnen-Schiff bis nach Virginia bringen, dort einige Siedler absetzen, eine Fracht Tabak aufnehmen und
Handel mit den Eingeborenen treiben. Danach würde er Virginia mit dem Schiff wieder verlassen und die Bermuda-Inseln ansteuern,
mit weiteren Siedlern und etlichen Personen aus der Kolonie in Virginia an Bord, die sich bereitgefunden hatten, sich umsiedeln
zu lassen. Anschließend sollte er nach Plymouth zurückkehren. Delbridge war erfreut, als Francis den Auftrag annahm. Obwohl
jener keine Erfahrung als Kapitän besaß, war er doch inzwischen ein allseits respektierter Seefahrer – und überdies der Einzige,
der zu einer Fahrt zu den Bermuda-Inseln bereit war. Alle anderen Seeleute scheuten davor zurück. Sie behaupteten, die Gegend
sei verflucht.
Gleich am nächsten Abend ließ Francis seinen Arzt kommen.
«Gibt es noch andere wie dich?», fragte er ihn. «Andere, die zurück in ihre Heimat wollen?»
Als die
Ophelia
Plymouth schließlich verließ, umfasste die vierzigköpfige Besatzung neben John Christian als Schiffsarzt noch einige weitere
entflohene Sklaven, die als Kanoniere, Smutjes und Bootsmänner dienten. Francis war streng mit seiner Besatzung. Zusätzlich
zu den üblichen Regeln, nach denen keine Frauen in Männerkleidung an Bord geschmuggelt und keine Glücksspiele abgehalten werden
durften, erließ Francis auf seinem Schiff noch eine weitere: Die «indianischen» Besatzungsmitglieder hatten genauso behandelt
zu werden wie alle anderen auch, befahl er, und jeder, der dem zuwiderhandelte, würde umgehend irgendwo ausgesetzt werden.
So durchpflügte die
Ophelia
mit ihrer Besatzung aus flüchtigen Heimkehrern und ihrem ebenso flüchtigen Kapitän lautlos die tiefen, blauen Wasser des Atlantiks
und erreichte ihr Ziel bloße einundfünfzig Tage später. In Virginia wurden die Neuankömmlinge jedoch nicht so empfangen, wie
Francis es sich erhofft hatte. Die neuen Siedler wurden ohne viel Federlesens abgesetzt, doch der Anführer der bestehenden
Siedlung entschloss sich zum Widerstand. Kaum hatte die indianische Besatzung das Schiff verlassen, nahm er sie umgehend gefangen.
Francis schäumte vor Zorn. Hatte er diese Männer etwa den ganzen Weg hierher gebracht, damit sie gleich wieder der Sklaverei
oder sogar Schlimmerem zum Opfer fielen? Hatte er sie in ihre angestammte Heimat zurückgeführt, damit sie diesen Leuten dienten,
die historisch gesehen kaum seit fünf Minuten hier ansässig waren? Er beriet sich mit der verbliebenen Besatzung und beschloss,
die Siedlung anzugreifen und John Christian und die anderen zu befreien.
Auf ihrem ablegebereiten, mit Tabak und Pelzen beladenenSchiff warteten Francis und die anderen geduldig, bis es dunkel war. Als die Siedler glaubten, das Schiff werde bald in See
stechen, griff die Besatzung unvermutet an. Bewaffnet mit scharfen Schwertern und unter Einsatz großer Mengen Schießpulver
schlugen Francis und seine Männer jeden Widerstand nieder, bis John und die anderen Gefangenen befreit waren. Unglücklicherweise
hatte Francis dabei auch den Anführer der Siedler getötet. Er wusste, welche Strafe darauf stand: der Tod. Der würde ihn nun
bei seiner Ankunft in Plymouth erwarten. Im Schutz der Dunkelheit, umgeben von Schießpulverqualm und den Schreien der Frauen
und Kinder, kehrte er mit seinen Männern, John und den anderen befreiten Sklaven an Bord des Schiffes zurück und fuhr in die
Nacht hinaus, ohne zu wissen, was er nun weiter tun sollte. An Bord befanden sich Tabak im Wert von tausend und Pelze im Wert
von fünfhundert Pfund, doch der Kapitän würde schon bald als Verbrecher gesucht werden. Es blieb nur ein Ausweg: Sie mussten
Piraten werden.
Francis ließ seine Männer abstimmen. Wer nicht bereit war, Pirat zu werden, dem bot er an, ihn an einem bewohnbaren Gestade
auszusetzen, doch er konnte keine Abweichler an Bord seines Schiffes dulden. Die
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