PopCo
und zerrt mich hin) und an den Seiten, wo die Sitzreihen ansteigend bis hoch zu dengroßen Buntglasfenstern angeordnet sind. Vorne im Saal befindet sich eine kleine Bühne aus hellem Holz, die ein bisschen so
aussieht, als hätte ein vielbeschäftigtes berufstätiges Ehepaar sie an einem trockenen Samstagnachmittag im Garten zusammengezimmert,
inspiriert von einer Werbeaktion im Baumarkt oder einer Einrichtungsshow. Irgendwie gelingt es mir, diese Verbindung herzustellen,
ohne je eine Einrichtungsshow gesehen zu haben. Seltsam. So wie Dan, wenn auch nur zum Spaß (zumindest glaube ich das, ich
beobachte dieses Verhalten erst neuerdings an ihm), versucht, Kontakt mit leblosen Gegenständen aufzunehmen, bin ich anscheinend
in der Lage, die Trends der Mainstream-Popkultur einfach so mit der Atemluft zu absorbieren. Aber sie müssen ja auch in der
Luft liegen. Es gehen schließlich täglich schlechte Fernsehsendungen über den Äther; wahrscheinlich springen ihre Bestandteile
dabei einfach auf die vorbeischwirrenden Lichtwellen auf. Eigentlich ein ernüchternder Gedanke, dass man nichtsahnend herumläuft,
einkaufen geht oder kurz in den Park, um die Enten zu füttern, während die Atmosphäre ringsum von lauter unsichtbaren Wellen
erfüllt ist. Fernsehübertragungen, Funkwellen, Handy- und GP S-Signale , Fragmente von Werbespots. Wahrscheinlich hat man neben diesen rosa Fusseln häufig ein Stückchen Werbung im Nabel oder auch
das Radiohörspiel, das man sich freiwillig nie anhören würde. Das dürfte erklären, weshalb ich so viele Figuren aus den beiden
beliebtesten britischen Vorabendserien kenne, und noch eine ganze Menge mehr. Man kann diesen Dingen einfach nicht entkommen,
sosehr man es auch versucht. Zumindest ich kann es nicht.
Und ich arbeite auch nicht deswegen bei PopCo. Vor diesem Job habe ich mich kaum mit Unterhaltungsmedien, Marken und Spielzeug
befasst. Aber vor circa drei Jahren beschloss irgendwer bei PopCo (Mac? Oder Georges?), einen neuen TypusKreative einzustellen. Ich machte damals die Kreuzworträtsel für eine große Sonntagszeitung und besaß, nachdem ich mich über
Jahre in der Kreuzworträtselwelt hochgearbeitet hatte, inzwischen mein eigenes Pseudonym und einen ganz bestimmten Stil, den
die Stammleser auch schon kannten. Von Zeit zu Zeit bekam ich den einen oder anderen «Fanbrief», obwohl die Arbeit insgesamt
nicht weniger glamourös hätte sein können. Ich ließ mich nie in der Redaktion blicken, telefonierte meistens nur mit dem zuständigen
Redakteur und bekam sehr wenig Geld. Den Großteil des Tages verbrachte ich im Schlafanzug, und wenn ich doch mal aus dem Haus
musste, zog ich eine alte Jeans über. Im Grunde verließ ich das Haus aber nur, um mich mit meiner Freundin Rachel im Londoner
Zoo zu treffen, wo sie arbeitete. Manchmal, wenn das Geld wieder mal sehr knapp war oder ich mich besonders einsam fühlte,
dachte ich daran, mich dort auch um eine Stelle zu bewerben. Manchmal spielte ich auch mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben.
Aber die meiste Zeit beschäftigte ich mich nur mit meinen Kreuzworträtseln und mit dem großen Projekt meines Großvaters. Das
nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
Kreuzworträtselautoren sind normalerweise pensionierte Vikare aus Surrey oder ältere Generäle a. D. Was Alter und Geschlecht betraf, war ich also ziemlich einzigartig in dieser Berufsgruppe, und so kam es, dass irgendwann
in der kleinen Serie «Ich und mein Beruf» eines Wirtschaftsmagazins über mich berichtet wurde. Vorher hatten sie über Rachel
geschrieben, die mich der Journalistin empfohlen hatte. Kurz nach Erscheinen der Kolumne bekam ich einen Brief von PopCo,
in dem es hieß, dass sie Verstärkung für ihr Kreativteam suchten, Leute, die in der Lage seien, auf unkonventionelle Weise
Ideen zu entwickeln. Ob ich irgendwann zu einem informellen Gespräch vorbeikommen wolle? Damals konnte ich mirbeim besten Willen nicht vorstellen, was sie mit mir vorhaben könnten. Brauchten sie etwa jemanden, der ihnen Rätsel für Videospiele
schrieb? Womöglich hatte ich auch den vagen Gedanken an Brett- und Puzzlespiele. Und womöglich hatten sie anfangs auch eher
solche Pläne mit mir. Niemand wurde sonderlich konkret. Bei den beiden informellen Gesprächen, die wir führten, ging es eher
um Möglichkeiten zur Ideenentwicklung als um meine Kompetenz im Rätselschreiben, und ich fand das alles äußerst verwirrend.
Ich
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